Allianz testet Flexi-Gebühren für aktiv gemanagte Fonds
Eine Allianz-Tochter testet in den USA ein neues Gebührenmodell für aktiv gemanagte Fonds. Demnach bezahlen die Anleger nur dann eine Gebühr, wenn die Portfolios den Vergleichsindex schlagen. Grund für den Versuch ist auch die Kritik an den vergleichsweise hohen Kosten aktiv gemanagter Fonds.
Allianz Global Investors (AGI) ist kein kleiner Player unter den Vermögensverwaltern: Weltweit 500 Milliarden Euro an Vermögenswerten verwaltet die Kapitalverwaltungsgesellschaft derzeit. Umso mehr lässt ein Vorstoß aufhorchen, mit der die Allianz nun aktiv gemanagte Portfolios in den USA wieder populärer machen will. Bei drei ihrer Aktienprodukte sollen die Privatanleger nur dann etwas bezahlen, wenn das Portfolio den Vergleichsindex schlägt. Das berichtet das Handelsblatt am Dienstag.
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Die drei Fonds orientieren sich am Leitindex S&P 500, der die Aktien der 500 größten börsennotierten Unternehmen in den Vereinigten Staaten umfasst. Schneiden die aktiv gemanagten Fonds schlechter ab als dieser Index, wird nur eine Mini-Gebühr von 0,05 Prozent fällig.
Anders hingegen, wenn sich der Fonds gut entwickelt. Dann fordert die Allianz-Tochter 20 Prozent des Mehrertrags gegenüber dem Vergleichsindex. Steigt der Index zum Beispiel um sechs Prozent, der Fonds dagegen um acht Prozent, beträgt die Gebühr 20 Prozent der Differenz von zwei Prozentpunkten – also 0,4 Prozent. Bei einer Outperformance von vier Prozentpunkten werden schon 0,8 Prozent fällig.
Reaktion auf Boom von passiv gemanagten Fonds
Die Allianz will mit ihrem neuen Gebührenmodell dazu beitragen, dass aktiv gemanagte Fonds wieder attraktiver werden. Denn sie geraten gegenüber passiven Investments zunehmend unter Druck.
„Unsere Initiative in den USA ist eine Antwort auf den Boom der Indexfonds“, zitiert das Handelsblatt AGI-Chef Andreas Utermann. Diese Fonds, in der Regel ETFs, bilden einfach passiv einen Index ab – und haben deshalb auch besonders niedrige Gebühren. In Europa betragen die Kosten für aktiv verwaltete Aktienfonds im Schnitt 1,7 Prozent, während passive Fonds durchschnittlich 0,4 Prozent Gebühren pro Jahr fordern.
Diese niedrigen Kosten haben ETFs zum Liebling des Verbraucherschutzes werden lassen. Unter anderem empfehlen die Verbraucherzentralen derartige Anlagen, auch das Webportal „Finanztip“ von Hermann-Josef Tenhagen, langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“.
Allerdings haben die ETFs auch Nachteile. Weil sie meist prozyklisch agieren und einen Markt nur abbilden, können sie nicht besser abschneiden als der Markt selbst. Auch ist ihre Zahl in den letzten Jahren rasant gewachsen – viele ETFs verfügen nur über eine mangelhafte Liquidität. Das kann gefährlich werden, wenn es an den Märkten mal abwärts geht und sie sich lange nicht erholen. Denn dann fallen auch die ETFs und der Kunde muss Verluste befürchten: ein aktives Gegensteuern ist hier eben nicht möglich.
„Richtige Lösung im Butter- und Brot-Geschäft“
Die Kunden passiv gemanagter Fonds möchte Utermann mit dem neuen Gebührenmodell nun zurückgewinnen. Zur Erinnerung: die fixen Fondsgebühren für aktiv gemanagte Fonds liegen in Europa durchschnittlich bei 1,7 Prozent und somit deutlich höher. Hier könnte das neue Modell ein Ausweg sein. „Es ist die richtige Lösung im Brot-und-Butter-Geschäft, um diesen Produkten Paroli zu bieten“, zitiert das Handelsblatt den Allianz-Vorstand.
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Und doch gibt es bei der Umsetzung des Modells in Deutschland einen Haken. „Hier sind die Vertriebsgebühren in der Fixgebühr enthalten, das ist in angelsächsischen Ländern anders, wo der Anleger den Vertrieb und damit die Beratung separat bezahlt“, so Utermann. Ein Argument für die Honorarberatung? Die Allianz ist nicht der erste Vermögensverwalter, der in den USA die Gebühren für aktive Fonds flexibler gestaltet. Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks würden auch andere Fondsanbieter Flexi-Gebühren ausprobieren, schreibt das Handelsblatt.