Wenn der Esel das Auto mit der Mohrrübe verwechselt
Ein Esel knabbert einen Sportwagen an - angeblich, weil er ihn aufgrund seiner orangen Farbe mit einer Möhre verwechselte. Doch die Versicherung wollte den Schaden nicht bezahlen und warf dem PKW-Halter vor, er habe zu nah an der Koppel geparkt. Nun musste das Gericht entscheiden.
Der Esel gilt als dummes Tier – und muss oft als Schimpfwort herhalten. Wenn man einen Menschen als „Du Esel!“ bezeichnet, ist das jedenfalls nicht als Kompliment gemeint. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Missverständnis. Denn Esel sind durchaus klug. Esel haben ein vergleichsweise gutes Gedächtnis und sind sehr lernfähig: Sie lernen sogar schneller noch als Pferde.
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Dem Image der Esel hat aber ein Tier aus dem Örtchen Schlitz in Osthessen einen Bärendienst erwiesen. Oder einen Eselsdienst, wenn man es so nennen will. Vitus nämlich – so heißt der Esel – knabberte einen Sportwagen an, der vor seiner Koppel geparkt hatte: einen orangenen McLaren Mercedes.
Schnell drängte sich der Verdacht auf, der Esel habe den Sportwagen wegen seiner auffälligen Farbe mit einer Mohrrübe verwechselt und hineingebissen. So stand es später auch scherzhaft im Polizeibericht. Was für eine Eselei: Selbst so ein Tier muss doch einen Sportwagen von einer Rübe unterscheiden können! Zur Entlastung des Esels sollte angemerkt werden, dass diese Vierbeiner ohnehin nur die Farben Gelb, Grün und Blau unterscheiden können, wie Experimente zeigten.
Dummerweise wurden auch die Medien auf den Vorfall aufmerksam. Und so schrieben sie über den Esel Vitus, der eine Möhre nicht von einem Sportwagen unterscheiden kann. Weniger spaßig war die Geschichte allerdings für den Halter des McLaren. Die Versicherung des Tierbesitzers wies ihm eine Teilschuld zu und wollte entsprechend nur die Hälfte des Lackschadens bezahlen. Der Mann habe zu nah an der Koppel geparkt, so die Begründung. 5.800 Euro an Reparaturkosten musste der Mann zunächst selbst tragen.
Daraufhin verklagte der Halter des PKW wiederum den Halter des Esels – und wollte von ihm die Kosten ersetzt haben. Als vor dem Landgericht Gießen am Donnerstag verhandelt wurde, rückte auch die Presse wieder zahlreich an. "Es haben sich schon mehrere Kamerateams angekündigt, die kuriose Sache wird Rechtsgeschichte schreiben", sagte Patrick Liesching, Pressesprecher des Landgerichtes, dem Webportal osthessen-news.de. Auto gegen Esel: diesen Rechtsstreit wollten sich viele Medien nicht entgehen lassen.
Bei dem Rechtsstreit ging es auch um die Frage, ob Vitus tatsächlich das Auto angeknabbert habe. Der Halter des Esels sagte nämlich, er sei sich dessen gar nicht sicher. Auch musste geklärt werden, ob der Fahrer des Sportflitzers überhaupt so nah an der Koppel hätte stehen dürfen. Beides bejahten die Richter, nachdem Gutachter das Auto untersucht hatten. Der Besitzer des Esels müssen nun den Schaden ersetzen: und damit die Tierhalter-Haftpflicht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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Ins Gefängnis muss Esel Vitus nach seinem Übergriff aber nicht. Im Gegenteil: Er ist umgezogen und hat nun einen neuen Job gefunden, wie die „Osthessen News“ berichten. Einen sehr angenehmen Job sogar. Der Esel lebt nun mit zwei Eselsdamen gemeinsam in einem Stall wenige Kilometer vom Tatort entfernt. Dort soll er dafür sorgen, dass schon bald neue Esel geboren werden. „Er macht seinen Job gut. Wir freuen uns auf Nachwuchs. Aber man merkt schon, dass Vitus besonders gerne schnappt", wird die neue Halterin zitiert. Der neue Wohnort des Esels heißt übrigens Poppenhausen.