Ein Vorgang in Hamburg lässt derzeit erneut die Frage laut werden, wie sicher die staatlich geförderte Altersvorsorge ist. Die Privatbank Donner & Reuschel hat demnach hunderten Kunden einseitig ihre Riester-Banksparpläne aufgekündigt. Dies ruft nun auch die Politik auf den Plan, wie die Zeitschrift „Capital“ (Ausgabe 11/2017) berichtet. Denn eigentlich dürfen die Anbieter Riester-Produkte nur unter strengen Bedingungen kündigen.

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Kündigungen mit IT-Problemen begründet

Donner & Reuschel ist eine Signal-Iduna-Tochter, die sich auf wohlhabende Kunden spezialisiert hat. Wie „Capital“ weiter berichtet, hat das Bankhaus im vergangenen Monat 130 Kunden angeschrieben, sie mögen in eine andere Versicherung der Signal Iduna wechseln. Wer dazu nicht bereit war, dem wurde außerordentlich gekündigt. Es dürfte das vielleicht erste Mal sein, dass ein Altersvorsorge-Anbieter einseitig Riester-Verträge auflösen will.

Weshalb setzt das Geldhaus seine Kunden vor die Tür? Donner & Reuschel begründet den Schritt gegenüber „Capital“ mit der technischen Infrastruktur. Man könne die alten Verträge nicht weiterführen, da soeben die IT umgestellt worden sei. Dabei sei es zu einer „Störung der Geschäftsgrundlage“ gekommen. Allerdings hätten nur 16 Kunden den Neuvertrag der Signal Iduna nicht angenommen, alle anderen seien dem Angebot gefolgt. Also alles Peanuts?

Die Marktwächter Finanzen sehen das anders. „Wenn Donner & Reuschel damit durchkommt, könnten andere Riester-Anbieter das Vorgehen kopieren und sich einfach auf die neue IT berufen, um Kunden zu kündigen“, sagt Benjamin Wick, der bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auch die Marktwächter Finanzen vertritt. Es klingt paradox: die Digitalisierung als potentieller Riester-Killer?

Fakt ist: In Zeiten niedriger Zinsen haben immer mehr Riester-Anbieter Probleme, die notwendigen Garantien für die Alterssicherung zu erwirtschaften. Und auch die sinkende Nachfrage lässt Riester für einige unattraktiv werden. So haben sich zum Beispiel Versicherer wie die Öffentliche Braunschweig sowie die Talanx-Tochter PB Versicherungen zum Jahresanfang 2017 gänzlich aus dem Neugeschäft mit Riester zurückgezogen (der Versicherungsbote berichtete).

Wer weniger als 250.000 Euro Vermögen hat, muss gehen

Auch beim Hamburger Geldhaus besteht nun der Verdacht, dass die Begründung nur vorgeschoben sein könnte, um sich unliebsamer Kunden zu entledigen. So spricht Gerhard Schick, für die Grünen Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages, von „dubiosen Kündigungen“. Die Bundesregierung ist alarmiert. Laut Capital haben Bundesfinanz- und Arbeitsministerium in einer Stellungnahme erklärt, es reiche für eine außerordentliche Kündigung nicht aus, sich auf eine IT-Umstellung zu berufen.

Vor diesem Hintergrund tritt ein anderer Vorgang bei Donner & Reuschel in den Fokus. Denn das Geldhaus hat auch mehreren Kunden das Bankkonto gekündigt, wie das „Hamburger Abendblatt“ am Freitag berichtete. Die Bank habe dies mit einer Schärfung des Geschäftsprofils begründet, schreibt die Zeitung: man wolle sich zukünftig auf sehr wohlhabende Kunden mit einem Vermögen ab 250.000 Euro konzentrieren. Notwendig mache dies der Niedrigzins und die strengere Bankaufsicht nach Solvency II.

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Der privaten Altersvorsorge dürften Vorgänge wie bei Donner & Reuschel einen Bärendienst erweisen. Die fatale Botschaft: Wenn es sich für einen Anbieter nicht lohnt, ist die Altersvorsorge nicht sicher. Gerade ältere Riester-Kunden dürften Probleme haben, eine neue Police abzuschließen, nachdem sie gekündigt wurden. Mehrere Versicherer haben in den letzten Jahren das Höchsteintrittsalter für Riester gesenkt und die Mindestlaufzeit für die Verträge deutlich angehoben. Bei manchen Versicherern finden Kunden schon ab 42 Jahren keinen Vertrag mehr (der Versicherungsbote berichtete).

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