DVAG - Generali-Vertrieb soll Umsatz ankurbeln
Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) rechnet damit, dass ihr die Integration des Generali-Vertriebs einen Rekordumsatz von 1,7 Milliarden bescheren könnte. Allerdings müssen tausende Mitarbeiter des Generali-Innendienstes auch um ihren Job bangen.
Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) rechnet damit, dass die Integration des Generali-Exklusivvertriebes ihren Umsatz weiter ankurbelt. Erzielte man im Vorjahr noch einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, so soll dieser Wert mit den neuen Vertriebskräften auf 1,7 Milliarden Euro anwachsen: ein Drittel mehr als bisher. Das berichtet das „Handelsblatt“ in seiner aktuellen Ausgabe und beruft sich auf Unternehmenskreise.
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Die DVAG beschäftigte 2016 nach eigenen Angaben mehr als 14.000 hauptberufliche Handelsvertreter und erzielte einen Jahresüberschuss von 188,8 Millionen Euro. Das ist Rekord unter Europas Allfinanzvertrieben. Insgesamt betreut das Unternehmen mehr als sechs Millionen Kunden.
Auch bis zu 2.000 Jobs stehen bei der Generali zur Debatte
Die DVAG wird bis zum Sommer 2018 den Exklusivvertrieb der Generali (EVG) übernehmen: bis zu 2.800 jetzige Ausschließlichkeitsvertreter schließen sich dann dem Finanzvertrieb an. Ein Problem hierbei ist, dass zusätzlich 700 fest angestellte Mitarbeiter der Generali in die Selbstständigkeit wechseln müssten, wenn sie sich der Deutschen Vermögensberatung anschließen sollen.
Ursache für die Pläne ist, dass die Generali das Neugeschäft ihrer deutschen Leben-Sparte einstellen will: Das würde den Vertrieblern die Existenzgrundlage entziehen. Sie sollen fortan als selbstständige Handelsvertreter agieren (der Versicherungsbote berichtete). Auch will der Versicherer seine Vertriebskosten reduzieren.
Für die DVAG erwartet das „Handelsblatt“ überwiegend positive Auswirkungen des Generali-Umbaus. Chef Andreas Pohl sitze jetzt mit den Generali-Vorständen am Tisch und könne als Monopolist Preise und Bedingungen mitdiktieren. Anders hingegen die Auswirkungen für den Innendienst der Generali. Demnach müssten bis zu 1.300 Innendienstler um ihren Job bangen. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen aus, die wegfallen könnten.
AachenMünchener wird eingestampft - zu Lasten des Neugeschäftes?
Die italienische Generali Gruppe hat ihrer deutschen Tochter derzeit einen Radikalumbau verordnet. Die Generali Leben soll in den Run-off geschickt werden: dann werden die laufenden Verträge nur noch abgewickelt, aber kein Neugeschäft mehr gezeichnet. Die Ausschließlichkeit soll sich der DVAG anschließen.
Auch soll die traditionsreiche Marke AachenMünchener eingestampft werden, um fortan ebenfalls unter dem Banner Generali zu firmieren. Generali-Chef Philippe Donnet begründete diesen Schritt mit der internationalen Ausrichtung der Versicherungsgruppe. Man wolle zukünftig weniger regionale Marken bewerben, sich stattdessen auf die Kernmarke Generali konzentrieren (der Versicherungsbote berichtete).
Während sich der italienische Versicherer von dem Radikalumbau Vorteile und sinkende Kosten verspricht, gibt es auch mahnende Stimmen. Laut „Versicherungswirtschaft Heute“ warnt das Analysehaus Mediaworx, dass das Einschmelzen einer Traditionsmarke wie der AachenMünchener auch Neugeschäft kosten kann:
Die Analysten haben Suchanfragen im Netz ausgewertet, nachdem die Gothaer ihre Tochter Asstel eingestampft hatte. Dabei zeigte sich, dass viele Kunden weiterhin nach dem alten Markennamen suchen, weil sie diese bereits kennen: ohne, dass sie auf die neuen Produkte ausweichen. Im Zweifel ein frustrierendes Erlebnis für potentielle Neukunden.
Verkauf der Generali Leben noch nicht vom Tisch - aber unwahrscheinlicher
Der Generali droht darüber hinaus ein Imageverlust, wenn die Tochter Generali Leben an einen externen Investor verkauft wird: im Zweifel ist das ein Hedgefonds oder ein ausländisches Unternehmen. Das Risiko scheint man im Hause des Versicherers immerhin ernst zu nehmen. Zwar sei ein Verkauf des Lebensversicherers nicht gänzlich vom Tisch, berichtet das „Handelsblatt“ mit Berufung auf Unternehmenskreise. Aber eine interne Lösung werde wahrscheinlicher: etwa, dass der Versicherer eine eigene Abwicklungsgesellschaft gründet.
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Aktuell sei die Generali noch dabei, Kosten und Nutzen eines Verkaufs der Generali Leben gegenüberzustellen, berichtet das Handelsblatt weiter. Schlechte Presse musste der Versicherer schon akzeptieren, ebenso eine kritische Bewertung von Analysten. Das Ratinghaus Fitch hatte die Generali Leben von A- auf BBB+ herabgestuft, nachdem die Run-off-Pläne bekannt wurden: nur drei Stufen über Ramschniveau (der Versicherungsbote berichtete).