Allianz - Tarifwechsel in billigere Kfz-Versicherung unerwünscht?
Vorwürfe gegen die Allianz: Angeblich setzt der Versicherer seine Vertreter unter Druck, damit sie Bestandskunden nicht die neuen Kfz-Versicherungstarife empfehlen. Diese sind teils deutlich günstiger als die Alttarife und warten mit umfangreicheren Leistungen auf. Die Allianz dementiert: Es gebe kein generelles Wechselverbot.
Die Allianz hat angeblich Vertreter und Agenturen unter Druck gesetzt, damit diese ihren Kunden nicht den Wechsel in eine günstigere Kfz-Versicherung empfehlen. Dies berichtet „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 46/2017). Das Magazin beruft sich auf ein geschütztes Forum im Internet, in dem sich Allianz-Vertreter austauschen.
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Anrufe von Vorgesetzten
Laut „Spiegel“ hätten mehrere Allianz-Vertreter Anrufe und Emails von ihren Vorgesetzten erhalten, nachdem sie ihren Kunden einen günstigeren Kfz-Tarif empfohlen hatten. Darin hätten die Vorgesetzten zum Ausdruck gebracht, „dass keine Tarifumstellungen gewünscht sind“. Wer seinen Kunden dennoch einen günstigeren Tarif empfehle, werde „nach oben“ gemeldet.
Hintergrund des aktuellen Vorganges ist, dass die Allianz im Oktober ihre Kfz-Tarife überarbeitet hat. Dabei sind offenbar auch Preisersparnisse möglich. So rechnet ein Vertreter laut „Spiegel“ vor, dass er selbst nun 140 Euro weniger Jahresbeitrag zahlen müsse. Er habe im Forum gegenüber Kollegen geklagt, dass er diesen Preisvorteil nicht an seine Kunden weitergeben dürfe.
Allianz: In Vergangenheit Tarifumstellungen ohne Wissen der Kunden
Die Allianz hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Es gebe kein „generelles Verbot“, die Tarife umzustellen, sagte ein Allianz-Sprecher dem "Spiegel". Aber man habe in der Vergangenheit beobachtet, dass es vermehrt Tarifumstellungen ohne das Wissen der Kunden gegeben habe. „Auf Wunsch des Kunden“ und nach einem erfolgten Beratungsgespräch sei „selbstverständlich eine Umstellung auf einen neuen Tarif möglich“.
Die Allianz hatte zum 1.Oktober 2017 ihre Kfz-Tarife überarbeitet. Neben etwas günstigeren Preisen sehen die Neutarife auch erweiterte Leistungen vor. So sind in den Tarifen der Linien Komfort und Premium Eigenschäden in einer Höhe von 50.000 Euro bzw. 100.000 Euro versichert. Wer mit seinem Auto sein eigenes Garagentor oder den Zweitwagen demoliere, erhalte dann den Schaden laut Allianz bis zur Versicherungssumme ersetzt.
Zudem lassen sich erweiterte Assistance-Bausteine wie ein Schutzbrief hinzubuchen. Er soll garantieren, dass die Kunden innerhalb von 60 Minuten nach einem Unfall "wieder mobil" seien, verspricht die Allianz - per Mietauto, Taxi oder Carsharing. Dabei entfalle "die marktübliche 50-Kilometer-Grenze".
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Kampf um Marktführerschaft in der Autoversicherung
Mit den neuen Tarifen will die Allianz die Marktführerschaft in der Kfz-Versicherung zurückerobern, die aktuell von der HUK-Coburg gehalten wird. Und zwar mit einigem Abstand: Zum Jahresende 2016 hatte die HUK nach eigenen Angaben 11,2 Millionen deutsche Autos versichert, die Allianz hielt hingegen „nur“ 8,3 Millionen Policen. Aus ihren Zielen macht die Allianz kein Geheimnis. „Wir sind in vielen Bereichen marktführend. Wir haben auch den Anspruch, das in der Autoversicherung zu sein“, sagte Joachim Müller, Sachversicherungs-Chef der Allianz, laut „Handelsblatt“ (der Versicherungsbote berichtete).