Ralph Brinkhaus, Finanzexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto: Tobias Koch/Pressefoto ralph-brinkhaus.deDie Pläne mehrerer Lebensversicherer, nicht mehr rentable Bestände an externe Investoren weiterzuverkaufen und das Neugeschäft in diesen Tarifen einzustellen („Run-off“), beschäftigen nun auch die Politik. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat in einer Pressemeldung bekanntgegeben, dass man eine strengere Regulierung der Versicherer prüfe, um mögliche Nachteile für die betroffenen Verbraucher zu verhindern.

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“Wir stellen leider fest, dass verstärkt Run-Offs diskutiert werden: Was etwa im Bereich Lebensversicherungen nicht mehr genügend Rendite bringt, soll abgestoßen werden“, sagte Ralph Brinkhaus, CDU-Finanzexperte und stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Das werden wir in dieser Wahlperiode zu einem Regulierungsthema machen“.

“Dieses Verhalten schadet der Branche insgesamt“

Die kommende Bundesregierung wolle sich sehr genau anschauen, welche Nachteile ein Run-off und gar ein Verkauf von Beständen für die Verbraucher mit sich bringe, führte Brinkhaus weiter aus. „Langfristig können durch die Abwicklung und die Einstellung des Neugeschäfts sowohl Auswirkungen auf die Diversifikation, als auch auf die Liquidität entstehen“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler, der früher auch dem Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) angehörte.

Dabei kritisierte Brinkhaus die betroffenen Versicherer scharf. „Auch wenn es nur einzelne Versicherer sind, schadet dieses Verhalten doch der Branche insgesamt“, sagte Brinkhaus. Fast nirgendwo sonst sei das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher so wichtig wie beim Abschluss einer Lebensversicherung. „Wer bei einem bestimmten Versicherer einen Vertrag abgeschlossen hat, verlässt sich auf eine lange - teilweise lebenslange – Bindung", gibt der CDU-Politiker zu bedenken.

Welche Maßnahmen für eine strengere Aufsicht des Run-off-Geschäfts konkret denkbar sind, sagte Brinkhaus nicht. Er gehe zudem davon aus, dass die Finanzaufsichtsbehörde BaFin "sich im Rahmen ihrer Aufsicht die Fälle sehr genau anschaut."

Millionenbestände könnten an externe Investoren verkauft werden

Derzeit prüfen unter anderem die Ergo und die Generali, ob sie Altbestände in der klassischen Lebensversicherung an Investoren verkaufen. Allein bei diesen beiden Versicherern geht es in Summe um mehr als zehn Millionen Verträge. Mögliche Kaufinteressenten sind nach übereinstimmenden Medienberichten auch Hedgefonds und ausländische Unternehmen, etwa Investoren aus China.

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Verbraucherverbände sehen das Vorgehen kritisch. „Wenn ein Investor diese Bestände kauft, dann tut er das mit dem Ziel, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften. Das geht aber nur, wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt“, kommentiert Axel Kleinlein, Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten (BdV). Bei der Ergo haben 5.000 Mitarbeiter eine Petition gegen die Verkaufspläne unterzeichnet (der Versicherungsbote berichtete).