Das Jahr 2017 war bisher auch ein Jahr, in dem anschaulich demonstriert wurde, wie anfällig die IT-Systeme von Privatpersonen und Unternehmen sind. Großangelegte Cyber-Attacken mit Ransomware wie „WannaCry“ und „Bad Rabbit“ legten nicht nur private Rechner lahm und zerstörten viele Daten mit einer Verschlüsselungs-Software unwiderruflich. Die Angriffe störten auch die Technik großer Firmen, von denen man annehmen sollte, dass sie gegen Hacker-Angriffe gut geschützt sind. Die Deutsche Bahn, Renault, die Metro in Kiew und mehrere Nachrichtenseiten waren von Störungen und Ausfällen betroffen, der Schaden wird weltweit auf eine Milliardensumme geschätzt.

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Nur jeder zweite Internet-Nutzer informiert sich über IT-Sicherheit

Dennoch führten die Attacken nicht zu einem breiten Umdenken privater Internet-Nutzer, so dass sie nun sensibler auf Cyberattacken reagieren würden. Das zumindest legt die Studie „Cyberrisiken im Privatbereich“ des Marktforschungsinstitutes YouGov nahe. Laut der repräsentativen Umfrage, durchgeführt im Spätsommer 2017, sank sogar die Zahl jener privater Internetnutzer, die sich regelmäßig über Internet-Sicherheit informieren. Stimmten dem bei der letzten Umfrage noch 55 Prozent der Befragten zu, so bejahte dies diesmal nur noch jeder zweite (50 Prozent).

Zugleich stieg die Zahl jener, die angaben, bei Sicherheitsthemen den Durchblick verloren zu haben. Lag der Anteil vor drei Jahren noch bei 45 Prozent, so kletterte er nun auf 50 Prozent. Auch hat mehr als jeder zehnte Internetnutzer (11 Prozent) keinerlei Vorkehrungen gegen Internetrisiken getroffen. Diese Umfrageteilnehmer verzichteten nach eigenen Aussagen auf Sicherheitsprogramme wie Virenscanner und haben auch die Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen nicht entsprechend geschützt.

Immerhin jeder fünfte Internetnutzer zeigt Interesse an Cyberversicherung

Laut der YouGov-Studie haben aber nur ein Prozent aller privaten Internetnutzer tatsächlich mit einer Cyberversicherung abgesichert. Hier verschenken die Versicherer Potential. Denn immerhin rund jeder fünfte Nutzer könne sich vorstellen, eine extra Versicherung gegen Cyberrisiken abzuschließen, berichtet YouGov.

Dabei stehen unter jenen, die bereit wären eine solche Versicherung abzuschließen, Versicherungen gegen finanzielle Schäden (15 Prozent) an erster Stelle. Es folgen Versicherungen gegen technische Schäden (12 Prozent) und Schäden, die durch Ausspähung personenbezogener Daten entstehen (10 Prozent).

Diesbezüglich bliebe einzuwenden, dass eigenständige Cyberversicherungen derzeit in Deutschland vor allem als gewerbliche Policen vertrieben werden. Zielgruppe sind eher Unternehmer und Firmen, keine privaten Nutzer. Nach Recherchen des Versicherungsboten bieten unter anderem die Sparkassen-Versicherung mit der Police "InternetSchutz" und die R+V mit der "Internetschutzversicherung" eigenständige Verträge für Cyberrisiken an. Andere Versicherer haben sie im begrenzten Umfang als Hausratversicherungs-Baustein inkludiert.

„Um das brachliegende Potenzial in Sachen Cyberversicherungen erfolgreich zu nutzen, sind Anbieter darauf angewiesen, passend zugeschnittene Produkte anzubieten, die hochflexibel auf die Ansprüche der potenziellen Kunden anzupassen sind“, sagt Christoph Müller, Senior Consultant bei YouGov. Und weiter: „Sinnvoll ist es, die Kunden mit Tipps zum richtigen Umgang mit Cyberrisiken anzusprechen – z. B. zum Umgang mit riskanten Mails, zur Sicherung persönlicher Daten oder zum Online-Banking".

Cyber-Schutz auch über andere Sparten

Allerdings bedarf es nicht unbedingt einer eigenständigen Cyber-Police, damit Privatkunden geschützt sind. "In der Privathaftpflichtversicherung ist der Schutz vor Schäden durch elektronische Datenübertragung im Internet, per E-Mail oder mobiler Datenträger mittlerweile ein Standardbaustein", berichtet Simon Frost vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dem Versicherungsboten.

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Weiter erklärt Frost: "In der Rechtsschutzversicherung und der Hausratversicherung werden zudem Bausteine zum Schutz vor Cybermobbing, Hilfe bei Identitätsdiebstahl, Zahlungsmitteldatenmissbrauch, Konflikten mit Online-Händlern oder bei privaten Urheberrechtsverstößen angeboten. Insofern sind Versicherungsnehmer vielfach über bereits bestehende Policen abgesichert oder können die entsprechenden Bausteine nachträglich hinzunehmen."

mit Pressematerial YouGov