Zurich-Chef Greco will Arbeitsplätze zurückholen
Zurich-Chef Mario Greco will ausgelagerte Jobs zurück in die Schweiz holen: auch dann, wenn das den Versicherer mehr kostet. Eine Auslagerung in Billiglohn-Länder lohne sich langfristig nicht, sagte der Italiener im Interview mit einer Schweizer Boulevardzeitung. Er betonte die regionale Verwurzelung der Versicherungsgruppe in der Schweiz.
Interview mit dem Schweizer „Blick“ auf die Frage, warum er nicht wie andere Firmen Jobs ins Ausland verlagern wolle. Und weiter: „Ich bin der festen Überzeugung, dass das Auslagern von Jobs überhaupt nichts bringt, wenn es nur darum geht, Lohnunterschiede zwischen Ländern auszunützen. Auslagern bringt nur dann etwas, wenn extern die Kompetenz höher ist als intern“.
Zurich-Chef Mario Greco hat angekündigt, dass er bereits ausgelagerte Jobs in die Schweiz und andere Länder zurückholen will. „Man muss nicht jeden Trend mitmachen“, antwortete er in einemAnzeige
„Das ist nicht nachhaltig“
Der italienische Manager begründete den Schritt mit grundsätzlichen Zweifeln, ob sich Lohnunterschiede über längere Zeit aufrecht erhalten lassen. „Wenn eine Firma die Löhne in der Schweiz zu hoch findet, verlagert sie Arbeitsplätze nach Osteuropa, weil die Löhne dort im Moment noch tiefer sind. Nach einigen Jahren ist der Lohnunterschied ausgereizt, dann muss sie die Jobs wieder auslagern, zum Beispiel nach Asien. Später geht sie vielleicht nach Afrika. Das ist nicht nachhaltig, so kann man eine Firma nicht führen“, so Greco.
Durch das Auslagern von Jobs füge man einer Gesellschaft nur Schaden zu, erklärte Greco weiter. Zurückgeholt werden sollen nun vor allem Arbeitsplätze aus Osteuropa – allerdings „nicht nur in die Schweiz, sondern auch in die Ländergesellschaften, denen sie einst weggenommen worden sind“. Konkrete Zahlen, wie viele Jobs zurückgeholt werden sollen, nannte Greco allerdings nicht. Betroffen seien IT-Jobs, aber auch Tätigkeiten in der Verwaltung.
Die Zurich Group ist mit Prämieneinnahmen von 67,245 Milliarden US-Dollar laut Geschäftsbericht und knapp 53.900 Mitarbeitern weltweit (Zahlen für 2016) fünftgrößter Versicherer in Europa. In der Schweiz ist das Unternehmen sogar klare Nummer Eins.
Zuletzt eher Pläne für einen Jobabbau
Der Vorstoß verwundert – und könnte auch der Imagepflege geschuldet sein. Denn zuletzt machte die Zurich eher mit Plänen zum Jobabbau von sich Reden. Greco ist seit dem Frühjahr 2016 Chef der Zurich – und kassierte im August das Ziel von Verwaltungsratspräsident und Interims-Chef Tom de Swaan, 8.000 Jobs abbauen zu wollen. Man wolle sich alle Kostenebenen anschauen, es gebe aber keine konkreten Zahlen, sagte Greco damals vor Pressevertretern. In Deutschland wird das Unternehmen 825 Arbeitsplätze bis Ende 2018 abbauen und mehrere Standorte schließen (der Versicherungsbote berichtete).
Die Digital-Offensive der Zurich ist indes schon weit fortgeschritten: auch bei der deutschen Tochter. Die Zurich Gruppe Deutschland hat im letzten Jahr Software-Roboter eingeführt. Diese sollen standardisierte Prozesse in der Verwaltung übernehmen. So erfolge die Kündigungsbearbeitung im Lebensversicherungsbereich bereits teilautomatisiert. Bis 2021 will der Versicherer einen dreistelligen Millionen-Betrag in Digitaltechniken stecken (der Versicherungsbote berichtete).
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Greco betonte im Interview nun auch die regionale Verwurzelung des Versicherers. "Zurich ist so stark in der Schweizer Kultur verwurzelt, wir können den Hauptsitz wirklich nur hier in der Schweiz haben", sagte er dem "Blick". Die Schweiz stehe für Neutralität, Verlässlichkeit und Stabilität, was auch die Zurich als globale Marke stärke.