Rente - Frauen erhalten deutlich niedrigere Altersbezüge
Frauen und Geringverdiener sind die Verlierer im deutschen Rentensystem: Dies geht aus einer aktuellen OECD-Studie zu den Alterseinkünften hervor. Demnach ist in keinem OECD-Land das Gefälle zwischen den Renten von Männern und Frauen so groß wie in Deutschland. Im Schnitt erhalten Frauen nur die Hälfte an Alterseinkünften.
Deutsche Frauen erzielen im Schnitt deutlich niedrigere Alterseinkünfte als Männer. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Renten auf einen Blick 2017“, welche am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin vorgestellt wurde. Auch Geringverdiener sind im Schnitt schlechter abgesichert als in anderen Staaten.
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Laut der Untersuchung ist die sogenannte „Gender Pension Gap“ in keinem anderen OECD-Land so groß wie hierzulande: Frauen erhalten demnach im Schnitt 46 Prozent weniger Alterseinkünfte aus Renten, Pensionen und privater Vorsorge als männliche Ruheständler. Ähnlich groß ist die Spanne nur in den Niederlanden (42,04 Prozent) und Luxemburg (39,35 Prozent). Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2016.
Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit
Monika Queisser, OECD-Rentenexpertin, erklärt die Unterschiede auch mit dem verschiedenen Erwerbsbiographien. “Zum einen sind es hauptsächlich Frauen, die früher sehr viel weniger gearbeitet haben. Die beziehen heute weniger Rente“, sagte sie im Gespräch mit dem MDR. „Zum anderen arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit. Da ist die Lücke also nicht verwunderlich.“
Auch leiden Frauen darunter, dass sie überproportional im Niedriglohn-Sektor beschäftigt sind: Geringverdiener haben demnach ein besonders hohes Armutsrisiko auch im Alter. So kritisieren die OECD-Experten indirekt, dass es in Deutschland keine Mindestrente gibt, die Menschen über das Sozialhilfe-Niveau hebt. Damit falle Deutschland quasi aus der Rolle, weil es in vielen anderen Staaten eine solche Mindestrente gibt.
Das zeigt sich auch an der sogenannten Nettoersatzrate: Diese Rate setzt die Nettorente einer Person, die vom 20. Lebensjahr an bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, ins Verhältnis zu dem durchschnittlichen Lebenseinkommen. Ein Arbeitnehmer, der weniger verdient als der deutsche Durchschnitt, erhält demnach zu Rentenbeginn nur 55 Prozent seines früheren Nettoeinkommens als Rente. Hier schneidet Deutschland weit schlechter ab als der OECD-Schnitt, wo diese Nettoersatzrate bei 73 Prozent liegt.
Deutlich mehr erwerbstätige Senioren
Positiv wertet es die OECD, dass die Quote der 55-64jährigen, die noch arbeiten, in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. In Deutschland sei die Zahl der Erwerbstätigen in dieser Bevölkerungsgruppe seit dem Jahr 2000 um 30 Prozentpunkte angewachsen. Die hohe Beschäftigungsquote auch von Senioren könne dazu beitragen, das Rentensystem stabil zu halten und die Beitragszahler zu entlasten, heißt es in dem Bericht. So seien von den 55-59jährigen noch 80 Prozent erwerbstätig, bei den 60-64jährigen immerhin noch mehr als jeder zweite (64 Prozent).
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Weitere Details zu der Studie gibt es morgen beim Versicherungsboten.