Die Lebensversicherung kriselt: Der Niedrigzins belastet die Anbieter und laut Fitch befinden sich bereits ein Bestandsvolumen von 90 Milliarden Euro als Run-off in der Abwicklung. Wenn es derzeit aber an etwas keinen Mangel gibt, dann an Ratings zu Lebensversicherern. Nun hat auch die Hamburger Agentur Softfair Analyse GmbH einen Anbietervergleich vorgelegt. Seit dem Frühjahr 2017 befindet sich das Unternehmen in Besitz von Norbert Porazik und Markus Kiener, den Gesellschaftern des Maklerpools Fonds Finanz.

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Softfair ergänzt damit die Ratings der letzten Monate. Mehrere private Institute hatten zuvor bereits einen ähnlichen Anbietervergleich vorgelegt, unter anderem das Institut für Vorsorge- und Finanzplanung (IVFP), Morgen & Morgen, der Bund der Versicherten (BdV), der Map-Report, Policen Direkt und Assekurata, um hier nur die wichtigsten zu nennen.

Softfair nutzt für sein Rating hauptsächlich öffentlich zugängliche Daten aus den Geschäftsberichten der Versicherer - ähnlich wie die anderen Ratinghäuser auch, die zusätzlich noch auf Solvency II-Berichte zurückgriffen. „Diese Beschränkung auf exakt nachprüfbare Daten hilft, mögliche Fehler zu vermeiden, die sich durch Selbstauskünfte der Versicherer einschleichen können“, heißt es in der Studienbeschreibung.

Doch es gibt auch Besonderheiten. Das Ratinghaus versucht auf spezielle Weise, Retrospektive und Zukunftsprognose zu verbinden. Die Kennzahlen der Versicherer werden rückblickend für die letzten drei Jahre analysiert, während Zukunftsprognosen mit dem sogenannten RORAC-Verfahren des Finanzwissenschaftlers Jörg Finsinger analysiert werden. Mehr dazu im Text weiter unten.

So wurde getestet

Das Analysehaus untersuchte vier Teilbereiche, die anhand von 16 Kriterien beleuchtet wurden: Kapitalanlage, Sicherheit für die Zukunft, Erfolg und Produktivität sowie Bestandsentwicklung. Dabei konnten insgesamt 5.500 Punkte erzielt werden. Als Bestnote wurden fünf Eulenaugen vergeben, wofür mindestens 4.401 Punkte notwendig waren.

Im Bereich Kapitalanlage wurden zum Beispiel fünf Kriterien untersucht. Für die Nettoverzinsung der letzten drei Jahre wurden mit 500 Punkten die meisten Punkte in dieser Kategorie vergeben, ebenso für die „prognostizierte Rendite“ mit ebenfalls 500 Punkten.

Grundlage für die „prognostizierte Rendite“ ist, wie bereits erwähnt, das RORAC-Verfahren Finsingers. Hier soll mit Hilfe eines Modells prognostiziert werden, wie sich die Kapitalverzinsung des Versicherers zukünftig gestaltet. Der Grundgedanke bei der Berechnung dieser Kennzahl ist, dass Versicherer nur einen Teil ihrer Anlagen – das „freie Risikokapital“- in risikoreichere, aber unter Umständen deutlich ertragsstärkere Titel investieren. Das freie Risikokapital ist umso größer, je größer das Kapitalpolster der jeweiligen Gesellschaft ist. Unter Zugrundelegung vernünftiger Szenarien und statistischer Wahrscheinlichkeiten kann nun festgelegt werden, welches „Vielfache“ des freien Risikokapitals eine Gesellschaft mit höherem Risiko (und höherer Rendite) anlegen kann, ohne die Solvenz des Unternehmens ernsthaft zu gefährden.

Auch Abschluss- und Verwaltungskosten im Rating berücksichtigt

Der Erfolg einer Lebensversicherung hängt aber noch von weiteren Faktoren ab. Um Beispiele zu nennen: so wurden im Teilbereich „Erfolg und Produkteffektivität“ jeweils 500 Punkte für die Ausschüttungsquote, die Abschlusskostenquote und Verwaltungskostenquote vergeben. Die Ausschüttungsquote gibt stark vereinfacht an, wie viel aus dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens den Kunden zu Gute kommt. Dem entgegen mindern hohe Abschluss- und Verwaltungskosten den Ertrag einer Versicherungs-Police.

Im Teilbereich "Sicherheit für die Zukunft" (maximal 1.500 Punkte) wird unter anderem gewertet, wie viel Eigenkapital der Versicherer in den letzten drei Jahren angesammelt hat und wie viel er für Beitragsrückerstattungen freigestellt hat (freie RfB-Quote). Mehr Details zum Rating gibt es auf der Webseite von Softfair.

Die Testsieger

Auf dem Podest von Softfair wird es eng: Neun Versicherer konnten die Bestbewertung von fünf Eulenaugen erringen. Das sind in alphabetischer Reihenfolge: die Allianz, Alte Leipziger, Continentale, Europa, Ideal, Lebensversicherung von 1871, LVM, Stuttgarter und WGV. Die zweitbeste Bewertung von vier Eulenaugen erhielten 25 Versicherer, während 28 Anbieter sich im Mittelfeld platzierten und drei Eulenaugen erzielten.

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Aber es gab auch Verlierer im aktuellen Ranking: Vier Lebensversicherer schnitten im Rating mit einer besonders schwachen Platzierung von nur zwei Eulenaugen ab und bilden damit die Schlusslichter des Teilnehmerfeldes. Das sind die Ergo Lebensversicherung, HDI Leben, Helvetia und Neue Leben.

mit Pressematerial Softfair