PKV-Chef Laue verteidigt private Krankenversicherung
Uwe Laue, Chef des PKV-Verbandes, hat in einem Interview die Forderung nach einer Bürgerversicherung strikt zurückgewiesen. Die aktuelle Debatte sei geprägt von Klischees und eine Bürgerversicherung würde allen Bürgern schaden. So gebe es in Staaten mit Einheitsversicherung teils deutlich längere Wartezeiten auf einen Arzttermin von bis zu sechs Monaten.
Interview mit dem „Handelsblatt“ (Montag) hat Laue nun vor möglichen negativen Folgen gewarnt, wenn tatsächlich eine Bürgerversicherung kommen würde.
Uwe Laue ist Chef der Debeka und Vorsitzender des Verbandes der Privaten Krankenversicherung. Dass er kein Freund der Bürgerversicherung ist, wie sie nun die SPD fordert, ist wenig verwunderlich: bedeutet dies doch langfristig das Aus für die private Krankenvollversicherung. In einemAnzeige
“Phantomdebatte mit vielen Klischees“
Zunächst griff Laue die aktuelle Debatte um die Zweiklassenmedizin auf: hier die privatversicherten Beamten und Anwälte, die gut versorgt seien, und dort die 70 Millionen GKV-Versicherten, die lange auf einen Arzttermin warten müssten. Dies sei eine „Phantomdebatte mit vielen Klischees“, die sich durch Fakten widerlegen lasse, so Laue.
“Im Notfall und bei akuten Schmerzen gibt es in Deutschland gar keine Terminfristen“, versucht Laue, die These von der Zwei-Klassen-Medizin zu entkräften. „Da wird jeder sofort versorgt, egal, wie er versichert ist. Und alle Versicherten – gesetzlich wie privat – haben grundsätzlich Zugang zu den gleichen hochklassigen Versorgungseinrichtungen.“
Auch wenn es nicht um die Notfallversorgung gehe, sondern um planbare Termine, würden 76 Prozent aller Deutschen schon am selben oder am nächsten Tag versorgt, argumentiert Laue weiter. „Länder mit Einheitssystemen ohne den Wettbewerb mit privaten Versicherungen haben viel, viel längere Wartezeiten von bis zu sechs Monaten“. Als Beispiel für diese These nennt Laue die Niederlande oder Großbritannien.
In PKV nicht nur Gutverdiener versichert
Ebenfalls als Klischee bezeichnet Laue, dass in der PKV überwiegend Gutverdiener versichert seien. So würden nur elf Prozent aller PKV-Versicherten Einkünfte über der gesetzlichen Pflichtversicherungsgrenze von derzeit 4.800 Euro im Monat erzielen. 20 Prozent seien sogar Kinder, die in der GKV gar keine Prämien zahlen müssten, aber zusätzliche Kosten mitbrächten.
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Die Bürgerversicherung schaffe letztendlich Probleme, die es bisher nicht gebe, so das Fazit von Laue: unter anderem, weil der Wettbewerb der Systeme wegbreche. Viele andere Länder würden Deutschland für sein funktionierendes Gesundheitssystem beneiden. So lehnt der Debeka-Chef auch Forderungen ab, wonach Ärzte für gesetzlich und privat Versicherte das gleiche Honorar bekommen sollten. Viele Arztpraxen würden durch den Wegfall der höheren PKV-Honorare 50.000 Euro Honorar im Jahr verlieren, viele Arztpraxen müssten schließen.