Es ist eine Nachricht, die aufhorchen lässt: Drei Schwergewichte der US-Wirtschaft haben sich zusammengetan, um eine Krankenversicherung für die eigenen Mitarbeiter zu gründen. Dabei handelt es sich um Amazon, größter Online-Händler der Welt, den größten amerikanischen Vermögensverwalter JP Morgan sowie Berkshire Hathaway, Holdinggesellschaft des Investmentstars Warren Buffett. Das berichten am Dienstag übereinstimmend cnbc.com sowie die New Yorker Nachrichtenagentur Associated Press.

Anzeige

Krankenversicherung „frei von Profitinteressen“

Laut dem Bericht von CNBC beschäftigen die drei Firmen zusammen mehr als 1,1 Millionen Mitarbeiter. Die drei Firmen wollen zunächst eine gemeinsame Dachgesellschaft gründen, deren Ziel es sein soll, einfache technische Lösungen für eine Krankenversicherung zu entwickeln. Dann soll den Mitarbeitern und ihren Familien ein entsprechender Krankenversicherungsschutz angeboten werden, und zwar „frei von Profitinteressen“, wie es heißt.

Waren Buffett, CEO von Berkshire Hathaway, kritisierte dabei die explodierenden Gesundheitskosten in den USA scharf. “Die steigenden Kosten des Gesundheitswesens wirken als hungriger Bandwurm auf die amerikanische Wirtschaft“, zitiert CNBC den Investor. „Wir haben noch keine Antworten für dieses Problem, aber akzeptieren es nicht als unabänderlich.“

Hintergrund von Buffetts Statement ist die Tatsache, dass in keinem anderen Staat das Gesundheitssystem so teuer ist wie in den USA, wie eine vergleichende OECD-Studie von 2017 zeigt. Im Jahr geben die USA demnach durchschnittlich 9.000 Dollar pro Bürger für die Gesundheit aus. Zum Vergleich: Deutschland, welches immerhin das sechsthöchste Budget von 35 untersuchten Industrienationen hat, zahlt nur 5.120 Dollar pro Kopf. Das sind satte 43 Prozent weniger.

Pharma Benefit Manager verdienen mit

Dabei sind es nicht nur die hohen Arzt- und Arzneikosten, die in den USA die Krankheitskosten treiben. Sogenannte Pharma Benefit Manager (PBM) verdienen ebenfalls mit. Das sind riesige Einkaufsorganisationen zwischen Apotheken, Krankenversicherern und Arbeitgebern, die Preise für Arzneimittel aushandeln. Und gut an den Deals verdienen, die sie einfädeln.

Bereits im November letzten Jahres gab es in den USA Gerüchte, wonach Amazon selbst als Pharma Benefit Manager tätig werden könnte: etwa durch die US-amerikanische Gesundheitsexpertin Linda Cahn in "Stat News", eine auf Gesundheitspolitik spezialisierte Nachrichtenseite, die von Boston Globe-Eigner John W. Henry gegründet wurde. Die Autorin verwies in ihrem Aufsatz auf die Interessenkonflikte der Manager:

Anzeige

Zum Beispiel schließen sie mit dem Medizinherstellern Verträge ab, um sogenannte Inflationsschutzrabatte zu erhalten. Wenn ein Hersteller den Listenpreis eines Medikamentes jährlich um mehr als einen bestimmten Prozentsatz erhöht -üblich seien drei Prozent- erhält der Manager ebenfalls einen bestimmten Prozentsatz als Aufschlag, etwa einen Prozent. Die Manager profitieren also selbst davon, wenn sich die Medikamentenpreise in kurzer Zeit deutlich verteuern.