Bitcoin und Co.: Versicherer testen Krypto-Policen
Kryptowährungen birgen viel Potential - zugleich sind sie ein hochriskantes Anlageprodukt mit Totalverlustrisiko. Erste Versicherer testen nun Policen für Bitcoin-Anleger. Doch auch für die Assekuranz ist die Kryptowährung noch weitgehend Neuland: Sie können die damit verbundenen Risiken kaum kalkulieren.
Erste Versicherer sind dazu übergegangen, Policen für private und institutionelle Anleger zu erproben, die in Kryptowährungen investieren. Unter anderem beschäftige sich der Versicherungsriese AIG bereits seit 2014 mit dem Thema, berichtet das „Handelsblatt“ am Montag.
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Laut Christopher Liu, Chef für Cyberversicherungen bei der AIG, befinde sich der Versicherer aber noch in der „Erforschungsphase“. Weitere Versicherer, die mit entsprechenden Policen experimentieren, sind US-Firmen wie XL Catlin, Chubb sowie der japanische Konzern Mitsui Sumitomo.
Hoher Bedarf, kaum Erfahrungen
Dass es einen Bedarf nach Krypto-Versicherungen gibt, ist offensichtlich. Kryptowährungen sind eine Zukunftstechnologie - eigentlich. Die Blockchain ermöglicht es, Überweisungen anonym, transparent und unverfälschbar abzuspeichern, so dass immer mehr Menschen darauf hoffen, die Kryptowährungen könnten langfristig in Konkurrenz zu etablierten Zahlungsmitteln treten. Die Webseite coinmarketcap.com listet zum 1. Februar 2018 weltweit mehr als 1500 Kryptowährungen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von circa 460 Milliarden US-Dollar auf.
Doch ebenso groß wie die Hoffnungen sind die Risiken. Im Dezember warnte US-Notenbankchefin Janet Wellen vor Bitcoin, dem bekanntesten Kryptogeld der Welt. Bitcoin sei eine "hochspekulative Anlageform" und "keine stabile Wertanlage“, sagte Jellen. Damit sagte sie indirekt den aktuellen Kurssturz voraus, denn dem Bitcoin-Höhenflug war in den letzten Wochen ein plötzlicher Absturz gefolgt. War ein Bitcoin im Dezember noch 20.000 Dollar wert, fiel sein Wert am Dienstag auf unter 6.000 Dollar.
Der Boom lockt auch Kriminelle an. Seit der Erfindung von Bitcoin wurden Bitcoins im Wert von mehreren Milliarden Dollar gestohlen, berichtet das „Handelsblatt“. Jüngstes Hacker-Opfer ist die slowenische Handelsplattform Nice Hash, die im Dezember 2017 den Verlust von 4.800 Bitcoins beklagte. Damaliger Wert: 70 Millionen Dollar. Nice Hash sprach von einem „hochprofessionellen Angriff“ und rief alle Nutzer auf, ihr Passwort zu ändern. Es spricht einiges dafür, dass die Hacker gut organisiert waren.
Es fehlen statistische Daten
Für Versicherer sind die Risiken kaum einzuschätzen. Fest steht nur, dass diese immens sind. Einer Studie von Tyler Moore zufolge, einem Professor für Cyber-Sicherheit an der Universität von Tulsa, wurden seit der Erfindung von Bitcoin 2009 ein Drittel aller Handelsplattformen für Krypto-Währungen gehackt.
Doch wie soll das Risiko eines Diebstahls in eine Versicherungsprämie übersetzt werden? Hierzu fehle es an statistischen Daten, die dadurch erschwert werden, dass sich die Anbieter ungern in die Karten schauen lassen, erklärt Greg Bangs vom US-amerikanischen Versicherer XL Catling dem „Handelsblatt“. Die erste sei es gewesen, überhaupt herauszufinden, ob das Ganze für ein Produkt tauge.
Und es gibt unseriöse Anbieter auf dem Markt. Für Aufsehen sorgte zuletzt das Krypto-Start-up Protheum, das Blockchain-Lösungen für die Landwirtschaft entwickeln wollte. Die drei Gründer sammelten 6,5 Millionen Dollar an Startkapital ein, doch davon seien angeblich nur noch 11 Dollar übrig geblieben. Betrug? Laut "Business Insider" ist die Webseite des Unternehmens zwar noch online, doch dort nur ein einziges Wort zu lesen: "Penis". Die drei Gründer behaupten laut dem Bericht, dass russische Hacker ihre Identität gestohlen hätten, und überlegen nun rechtliche Schritte.
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Das "Handelsblatt" zitiert Cyber-Experten von Chubb und des Rückversicherungs-Maklers Aon, die betonen, dass es wichtig sei zunächst seriöse von unseriösen Krypto-Anbietern zu trennen. Nur dann könnten auch Versicherungslösungen für die Anbieter und Plattformen erprobt werden. Wichtig dabei: Transparenz. Wenn Unternehmen nur widerwillig Infos herausgeben, komme eine Police für sie nicht infrage, erklärt Jackie Quintal von Aon laut dem Bericht. Allein die Prüfung eines Anbieters könne mehrere Monate dauern. Auch deshalb ist fraglich, ob sich die Policen langfristig durchsetzen können: Sie sind vergleichsweise teuer.