Die Deutschen zeigen sich beunruhigt, wenn ein Versicherer ihre Leben-Verträge an eine externe Abwicklungsgesellschaft verkauft, auch "Run-off-Gesellschaften" genannt. Stattdessen vertreten sie die Meinung, dass die Unternehmen langfristige Vertragsbeziehungen mit ihren Kunden bis zum Vertragsende aufrecht erhalten sollen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Marktforschungsinstitut INSA Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) durchgeführt hat. Auf die Studie macht das wirtschaftsnahe Think Thank in einem Pressetext aufmerksam.

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51 Prozent der Befragten sehen klaren Vertrauensbruch

Selbst wenn durch den Verkauf keine Nachteile für den Kunden entstehen würden, fühlen sich die meisten Befragten verunsichert. Nur 13 Prozent sind demnach nicht der Meinung, dass das Vertrauen in Versicherer und Anbieter dadurch geschwächt werde. Hingegen sagen mehr als die Hälfte aller Befragten (51 Prozent), dass das Vertrauen in den Versicherer und Anbieter leide. Ungefähr ein Viertel der Befragten wusste keine Antwort darauf, weitere 12 Prozent machten zu der Frage keine Angaben.

Darüber hinaus stimmt die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) der Aussage zu: „Meiner Meinung nach sind der ursprüngliche Versicherer und der Kunde eine langfristige Vertragsbeziehung eingegangen, die auch bis zum Ende aufrechterhalten werden sollte“. Lediglich 11 Prozent der Befragten verneinen diese Aussage. Auch hier antworteten 21 Prozent mit „weiß nicht“, während weitere 12 Prozent keine Angabe machten.

Debatte über Folgen für Kunden

Im Pressetext hebt das DIA vor allem positive Auswirkungen eines Verkaufs für die Kunden hervor. Die Versicherer würden betonen, dass die Verträge zu den gleichen Konditionen weiter liefen. Weil der Abwickler kein Neugeschäft betreibe, ermögliche dies eine effizientere Verwaltung zu einer Senkung der Preise. Ein Verkauf an einen externen Investor diene auch dem Interesse des Kunden, da er sich positiv auf die Rendite auswirke.

Diese Einschätzung teilen aber nicht alle. „Wenn ein Investor diese Bestände kauft, dann tut er das mit dem Ziel, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften. Das geht aber nur, wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt“, warnte zum Beispiel Axel Kleinlein, Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten (BdV).

Auch CDU-Finanzexperte Ralph Brinkhaus fürchtet Nachteile für die Kunden. „Langfristig können durch die Abwicklung und die Einstellung des Neugeschäfts sowohl Auswirkungen auf die Diversifikation, als auch auf die Liquidität entstehen“, sagte der Ökonom, der früher dem Finanzmarkt-Stabilisierungsfonds Soffin angehörte. Stark vereinfacht gesagt: Weil die Run-off-Anbieter keine ausgewogene Mischung ihrer Geldanlagen haben, könnten sie sich als instabil erweisen.

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Der Hintergrund: Das Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen bindet viel Kapital, da die Lebensversicherer unter anderem Geld der Zinszusatzreserve zuführen müssen, um auch zukünftig alle Garantiezusagen an ihre Kunden bedienen zu können. Zugleich sind die Versicherer gezwungen, große Teile der Kundengelder in festverzinsliche Papiere zu stecken: Diese werfen bei dem anhaltend schwachen Zinsniveau an den Kapitalmärkten kaum noch etwas ab. Deshalb überlegen manche Versicherer, Leben-Altbestände mit hohen Garantien an externe Abwickler zu verkaufen.