Mehmet Göker gilt als das schwarze Schaf der Versicherungsbranche. Wer private Krankenversicherungen im Akkord vermittelt, wer nur am Telefon beraten lässt und seine Vertriebsmitarbeiter massiv unter Druck setzt, damit sie höhere Abschlüsse erzielen, der handelt nicht im Sinne des Kunden. Der fügt ihnen sogar Schaden zu. Schließlich verlangen PKV-Tarife eine intensive und zeitaufwendige Beratung, weil Lücken im Schutz den finanziellen Ruin bedeuten können. Diese Grundsätze haben Göker und sein Finanzvertrieb MEG AG zu oft verletzt, bevor sie in finanzielle Schwierigkeiten gerieten und in die Pleite schlitterten.

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Im Jahr 2009 wurde die Firma für den symbolischen Preis von nur einem Euro verkauft. Zurück blieb ein Schuldenberg von 60 Millionen Euro. Das Unternehmen wurde zum Sinnbild eines Versicherungsvertriebes, der einseitig auf die Provision schielt – nicht aber am Wohle des Kunden orientiert ist. Den Sohn eines aus der Türkei zugewanderten Schusters zog es anschließend wieder in seine Heimat - wohl auch mit dem Wissen, dass die Türkei kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland hat. Ergo auch kein Zugriff der deutschen Justiz zu befürchten war.

Inszwischen hat Göker aus seiner türkischen Heimat, dem Badeort Kuşadası, mehrere neue Versuche gestartet, wieder erfolgreich durchzustarten. So wollte er unter anderem in Kusadasi, Antalya und Istanbul die neuen Standorte von MEG aufbauen und aus der Türkei Private Krankenversicherungen verkaufen. Auch an der Tarifwechsel-Beratung habe sich der ehemalige Vermittler versucht. Später versuchte er sich noch als Verkaufstrainer.

Nun muss sich der Ex-MEG-Chef vor dem Kasseler Landgericht verantworten. Ihm und seiner früherer rechten Hand Vincent Ho wird gewerbsmäßige Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen und ein Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz vorgeworfen. Beide sollen Datensätze entwendet haben. Die Kundendaten sollen dann verkauft beziehungsweise zur PKV-Vermittlung genutzt worden sein. Diese Geschäfte sollen Umsätze in Höhe von drei Millionen Euro eingebracht haben.

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Während Geschäftspartner Ho mit seiner Anwältin am Donnerstag vor Gericht erschien und die Einstellung des Verfahrens beantragte, ließ sich Göker und dessen Anwalt nicht blicken. Der MEG-Gründer hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dem Strafprozess fernbleiben zu wollen. Gökers Anwalt meldete sich krankheitsbedingt ab. Das Gericht trennte daraufhin das Verfahren gegen Göker ab. Damit muss sich der zweite Angeklagte vorerst allein vor der 3. Strafkammer des Landgerichts verantworten.