Versicherungsbranche zählt weniger Beschäftigte
Die Mitarbeiteranzahl in der Versicherungswirtschaft sinkt weiter: Insgesamt beschäftigten die Versicherer zum Jahresende 2017 rund 1,2 Prozent weniger Mitarbeiter weniger als im Vorjahr. Im Außendienst liegt der Rückgang sogar bei 5 Prozent binnen Jahresfrist. Auch die Ausbildungsquote wird immer niedriger. Obwohl sich die Mitarbeiter und Auszubildenden besonders nach der Tariferhöhung des letztes Jahres finanziell nicht beschweren können, bleiben weiterhin Stellen offen.
Laut einer Erhebung des Arbeitgeberverbands Versicherung (AGV) ist die Anzahl der Mitarbeiter in der Versicherungswirtschaft weiter gesunken. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 waren nur noch 204.700 Menschen in der Branche tätig, das ist eine Abnahme von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Innendienst ist nur ein leichter Rückgang von 0,3 Prozent zu verzeichnen, das bedeutet ein Minus um 400 Mitarbeiter. Jedoch gibt es im Außendienst einen starken Rückgang von 5,0 Prozent und somit eine Reduzierung von 1.800 Mitarbeitern in dieser Sparte. Damit ist die Zahl bereits zum Neunten Mal in Folge geschrumpft. Seit 2008, als noch 233.300 Personen für die Versicherer arbeiteten, beläuft sich das Minus auf über ein Fünftel. Auf die Zahlen macht heut das Versicherungsjournal aufmerksam.
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Weniger Azubis in der Versicherungswirtschaft
Auch beim Nachwuchs sehen die Zahlen nicht besser aus. Gegenüber 2016 ist die Anzahl der Auszubildenden um 2,6 Prozent von 11.400 auf 11.100 gesunken. Die Anzahl von Agenturen finanzierte Ausbildungsplätze (Vollzeit) ist von 2.300 auf 1.970 abgefallen. Die Quote der Auszubildenden in Versicherungsunternehmen ist leicht um 0,1 Prozent gesunken und die Ausbildungsquote inklusive der Azubis in Agenturen um 0,2 Prozent.
Als Ursache für die rückläufige Entwicklung zählt durchaus nicht die Vergütung. Laut einer Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) verdienen angehende Versicherungskaufleute für Versicherungen und Finanzen überdurchschnittlich gut. Auch die Assekuranz-Azubis können sich nicht beklagen. Ihre durchschnittliche Bruttovergütung liegt bei 1.028 Euro pro Monat und ist damit rund 150 Euro über dem Schnitt aller Branchen.
Auch der Innendienst steht finanziell vergleichsweise gut da. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der AGV haben nach Tarifverhandlungen letzten Jahres sogar eine zweifache Anhebung der Gehälter beschlossen. Bereits zum 1. November 2017 wurde das Tarifgehalt um 2 Prozent erhöht. Ein neuer Anstieg erfolgt ab dem 1. Dezember 2018 um 1,7 Prozent. Parallel zu dieser zweistufigen Anhebung steigt auch die Vergütung der Auszubildenden um jeweils 22 Euro (der Versicherungsbote berichtete).
Ein wahrscheinlicher Grund der sinkenden Mitarbeiterzahlen könnte jedoch das schlechte Image der Branche sein. Der „Roland Rechtsreport 2018“ der Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG zeigt, dass die Bevölkerung der Versicherungsbranche kritisch gegenüber steht. Nur 15 Prozent vertreten eine positive Meinung gegenüber der Versicherungswirtschaft.
Ein weiterer Grund könnte der Stellenabbau bei vielen Versicherungsunternehmen sein. Die Digitalisierung ermöglicht zwar auf der einen Seite eine effizientere Arbeit, jedoch bedeutet der Fortschritt auch, dass Mitarbeiter um ihren Job bangen müssen. Viele große Versicherer wie die Generali, Talanx oder Ergo bauen derzeit Stellen ab - verbunden mit oft kritischen Schlagzeilen in der Presse.
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Im Außendienst werden darüber hinaus Frauen davon abgeschreckt, dass die Vermittlertätigkeit oft schlecht planbare und lange Arbeitszeiten sowie einen hohen Vertriebsdruck bedeutet. Hier lässt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch zu wünschen übrig. Folglich wird der Vertrieb noch immer stark von Männern dominiert. Beträgt im Innendienst der Versicherer laut AGV-Zahlen der Frauenanteil 53,6 Prozent, so sind im Außendienst nur 21,6 Prozent Mitarbeiterinnen tätig (der Versicherungsbote berichtete).