Wenn deutsche Lebensversicherer Millionen Altverträge ihrer Kunden an eine externe Abwicklungsgesellschaft verkaufen wollen, dürfen sie auf grünes Licht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hoffen. Chef-Aufseher Felix Hufeld hat in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Manager Magazin deutlich gemacht, dass er einen solchen Verkauf grundsätzlich für legitim hält. Strengere Gesetze lehnt er mit Blick auf das Run-off-Geschäft hingegen ab.

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Verkauf von Leben-Beständen "legitime unternehmerische Entscheidung"

BaFin-Präsident Felix Hufeld. Foto: Schafgans DGPh / BaFinFür gesetzliche Beschränkungen beim Verkauf von Leben-Beständen gebe es keinen Grund, sagte Hufeld dem Manager Magazin. „Der Verkauf von Lebensversicherungspolicen ist eine legitime unternehmerische Entscheidung und kein Verrat am Kunden“, sagte der Bafin-Chef. Zugleich kündigte er strenge Prüfungen an, denn die BaFin muss einem solchen Verkauf zustimmen. „Wir werden keiner Transaktion zustimmen, an deren Ende die Versicherten nicht mindestens genauso gut gestellt sind wie zuvor“, so Hufeld.

Auch ein Verkauf von Leben-Verträgen an Hedgefonds oder chinesische Investoren wird damit wahrscheinlich. Mit der grundsätzlichen Frage konfrontiert, ob es ihm keine Sorge bereite, dass sich „undurchsichtige chinesische Investoren“ und US-Hedgefonds vermehrt auf dem deutschen Finanzmarkt breit machen, antwortete Hufeld: „Als Auf­sichts­be­hör­de sind wir völ­lig neu­tral. So­lan­ge die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt wer­den, be­trach­ten wir sämt­li­che In­ves­to­ren als nor­ma­le Ei­gen­tü­mer. Wir dis­kri­mi­nie­ren nicht nach Her­kunft oder An­le­ger­grup­pen.“ Hufeld verwies darauf, dass die Abwickler selbst als Lebensversicherer agieren und den gleichen strengen Regeln unterliegen würden wie deutsche Versicherer.

CDU-Politiker nannte möglichen Verkauf "massiven Vertrauensbruch"

In den letzten Monaten ist wiederholt darüber diskutiert worden, was es bedeutet, wenn deutsche Lebensversicherer jahrelang gehaltene Altverträge ihrer Kunden an Investoren verkaufen. In Zeiten niedriger Zinsen haben es die Versicherer schwer, an den Kapitalmärkten die hohen Garantieversprechen vergangener Jahre von bis zu vier Prozent zu erwirtschaften. Deshalb denken mehrere Anbieter darüber nach, die Bestände an Investoren zu verkaufen. Prominentestes Beispiel: Die Generali überlegt, ob sie rund vier Millionen Lebensversicherungen abstößt oder selbst abwickelt. Eine Entscheidung darüber will Deutschland-Chef Giovanni Liverani bis zum Sommer treffen.

Doch die Pläne stoßen auf Widerstand. Der stell­vertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes­tags­frak­tion Ralph Brink­haus nannte einen möglichen Verkauf einen „massiven Vertrauens­bruch gegen­über den Versicherten“: schließlich seien die Kunden ein langjähriges Verhältnis mit einem bestimmten Versicherer als Vertragspartner eingegangen. Dieses Verhalten schade der ganzen Branche, sagte der Unionspolitiker. Obwohl Brinkhaus ankündigte, dass sich die Politik dem Thema annehmen werde, finden sich im aktuellen Koalitionsvertrag von Union und SPD keine Aussagen zu Run-off oder einer strengeren Regulierung.

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Scharfe Kritik an Hufelds Äußerungen übt Daniel-Christoph Schmidt, Betriebsratschef der Generali. Er warf dem Chefaufseher der BaFin in einem Interview mit "Versicherungswirtschaft heute" eine einseitige Perspektive vor: Man müsse auch andere Dimensionen als die geschäftliche Seite betrachten. So wollen die Abwicklungsplattformen mit den aufgekauften Verträgen Gewinne erzielen. „Hier befürchten wir einen deutlich schlechteren Kundenservice und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen unserer Kolleginnen und Kollegen“, so der Betriebsrat. Auch das Image der Versicherer würde ramponiert, wenn sie Verträge einfach abstoßen (der Versicherungsbote berichtete).