Frauen sind bei Altersvorsorge im Nachteil
Frauen verdienen vergleichsweise nicht nur weniger als Männer, sondern erhalten auch noch niedrigere Renten. Das kann dann im Alter zu Altersarmut führen. Grund dafür sind nach Ansicht der Deutschen neben dem geringen Einkommen auch längere Kindererziehungszeiten, so zeigt eine aktuelle Studie. Darüber sind sich Frauen und Männer gleichermaßen einig.
Traditionellerweise schrauben Frauen immer noch auf beruflicher Ebene zurück, um Rücksicht auf Familie und Kinder nehmen zu können. Das zeigt unter anderem eine Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung: Demnach wenden Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren 2,4 mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und 1,6 mal so viel Zeit für Hausarbeit auf wie Männer. Sie unterbrechen dafür auch häufiger ihren Job oder arbeiten Teilzeit: dadurch werden von ihnen weniger Rentenansprüche erworben. Die Durchschnittsrente der Frauen lag 2016 bei 671 Euro und bei den Männern im gleichen Jahr bei 1.065 Euro.
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Der Versicherer DEVK hat im Februar 2018 eine YouGov-Studie in Auftrag gegeben, bei der repräsentativ 2.059 Bundesbürger befragt wurden, was aus ihrer Sicht die wichtigsten Gründe für Altersarmut seien. Dabei zeigt sich, dass die Gründe für Altersarmut und der Umgang damit auf beiden Seiten gleich eingeschätzt werden.
Zu geringes Einkommen als wichtigster Grund für Altersarmut vermutet
Als Hauptgrund für Altersarmut werten sowohl Männer als auch Frauen ein zu geringes Einkommen. 58 Prozent der Befragten beiderlei Geschlechts und 61 Prozent der Frauen nennen ein geringes Einkommen als wichtigste Ursache, weshalb die Rente im Alter nicht reicht.
Tatsächlich ist die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern in Deutschland noch immer groß. Ein Grund dafür ist laut Statistischem Bundesamt die Berufswahl. Überdurchschnittlich viele Frauen sind in eher schlecht bezahlten Dienstleistungs-Berufen tätig. So sind zum Beispiel soziale Berufe wie Pflegerin oder Erzieherin, die überproportional oft von Frauen ausgeübt werden, schlechter bezahlt als andere Jobs, so berichtet ebenfalls die Hans-Böckler-Stiftung.
Auch lange Kindererziehungszeiten als Armutsgrund vermutet
Die Hälfte der Befragten erachten laut YouGov-Studie auch die langen Kindererziehungszeiten ohne Einkommen als Auslöser für spätere Altersarmut. Erziehungszeiten werden zwar von der gesetzlichen Rentenversicherung berücksichtigt, letztendlich werden aber nur pro Kind drei Jahre mit je einem Entgeltpunkt angerechnet. Dazu können längerfristige Auszeiten vom Beruf die weitere Karriere behindern.
Um sich trotzdem um Kinder und Familie kümmern zu können, entscheiden sich auch viele Frauen für andauernde Teilzeitarbeit. Das sehen 43 Prozent aller Befragten und 46 Prozent der Frauen als weiteren Grund für Altersarmut an. Der vollkommene Verzicht auf die berufliche Karriere ist für 37 Prozent ein Auslöser. Lebensereignisse wie Trennung oder Scheidung wird bei 24 Prozent der Befragten als mögliche Ursache angeführt und der Verlust des Partners durch Tod bei 19 Prozent. Mehrfachnennungen waren möglich.
Jede zweite Frau sorgt zusätzlich privat vor
49 Prozent der Frauen nehmen laut YouGov ihre Zukunft selbst in die Hand und sorgen neben der gesetzlichen Rente auch privat vor. Dabei wird die private Altersvorsorge bevorzugt (65 Prozent). 34 Prozent aller Befragten beiderlei Geschlechts legen ihr Geld privat an, zum Beispiel in Aktien. Doch bei den Frauen entscheiden sich nur 24 Prozent für das risikoreichere Anlageprodukt. Ein fünftel der Befragten (21 Prozent) kümmert sich jedoch gar nicht um das Thema der privaten Altersvorsorge.
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In 15 Prozent der Fällen wird die Entscheidung über die private Altersvorsorge zusammen mit dem Partner oder der Partnerin gefällt. 45 Prozent der Befragten kümmern sich komplett eigenständig um das Thema. Bei den Frauen sind es zwei Prozent weniger.