HUK-Coburg will Telematiktarife in der Kfz-Versicherung für alle Kunden öffnen
Die HUK-Coburg, Marktführer in der Kfz-Versicherung, bietet ihre Telematiktarife bisher nur Fahranfängern und jungen Fahrern bis 25 Jahren an. Doch das soll sich zukünftig ändern: der Versicherer will die Tarife auch für ältere Fahrer öffnen. Bisher hat die HUK circa 60.000 Telematik-Policen an den Mann bzw. die Frau gebracht.
Die HUK will ihre Telematiktarife in der Autoversicherung ab 2019 für alle Altersgruppen öffnen und damit die Zielgruppe deutlich erweitern. Das berichtete Konzernchef Klaus-Jürgen Heitmann gegenüber dem Branchendienst „Versicherungsmonitor“. Um die Fahrzeugdaten zu messen, will der Versicherer dabei ein neues Gerät nutzen. Dieses könne wie eine Vignette einfach an die Windschutzscheibe geklebt werden und müsse nicht mehr fest verbaut werden, heißt es.
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HUK hat 60.000 Telematik-Kunden in der Autoversicherung
Bei sogenannten Telematik-Tarifen erhält ein Autofahrer Prämienrabatte, wenn er ein vorsichtige Fahrweise nachweisen kann. Dafür muss er sich allerdings auch bereit erklären, die Fahrweise mittels einer App oder eines anderen Gerätes aufzeichnen zu lassen. Die Technik misst unter anderem das Brems-, Lenk- und Beschleunigungsverhalten des Fahrers. Auch andere Daten fließen ein, etwa, ob der Fahrer oft nachts unterwegs ist. Da passieren besonders viele von Rasern verursachte Unfälle.
Die Technik dafür ist recht teuer und die Nachfrage in Deutschland verhalten: unter anderem aufgrund datenschutzrechtlicher Bedenken. Zwar sichern die Versicherer zu, die Daten nur anonymisiert auszuwerten. Doch theoretisch könnte die Technik auch den Standort und andere sensible Daten auslesen.
Seit Anfang 2017 bietet die HUK jungen Fahrern unter 25 Jahren den Telematiktarif „Smartdriver“ an, für den bisher noch eine Box in den Wagen verbaut werden muss. Maximal sind 30 Prozent Prämienrabatt möglich. Bis zum Jahresende 2017 konnten 60.000 Policen vermittelt werden, so berichtete Firmenchef Heitmann bei der Bilanz-Pressekonferenz am 11. April in München. Das ist zwar ein Achtungserfolg - aber nur ein Bruchteil der Verträge bei einem Gesamtbestand von mehr als 11,6 Millionen Autoversicherungen.
Eigene Firmentochter soll Datenschutz gewährleisten
Die HUK will den Datenschutz-Bedenken in der Telematik entgegenwirken, indem sie die Erhebung der Daten und ihre Auswertung trennt. Dafür hat sie extra einen eigenen Dienstleister mit Sitz in Deutschland gegründet, die HUK-COBURG Datenservice und Dienstleistungen GmbH (HDD).
Auf der Webseite des Versicherers heißt es hierzu: „Die HDD GmbH stellt der HUK-COBURG und der HUK24 die verdichteten Fahrwerte unter Nennung der Gerätenummer zur Verfügung. Diese können die Daten dem jeweiligen Versicherungsvertrag zuordnen und den Bonus gutschreiben. Durch die Trennung von Versicherungsunternehmen und Telematik-Dienstleister ist gewährleistet, dass die Versicherung selbst keine Rückschlüsse auf Einzelfahrten ziehen kann. Umgekehrt hat die HDD GmbH keine Informationen zum Versicherungsnehmer oder Fahrer.“
Mehr Kfz-Kunden: Aber Wechselsaison verliert an Bedeutung
In der Autoversicherung konnte die HUK auch im Jahr 2017 wieder deutlich hinzugewinnen. Rund 430.000 Verträge betrug das Plus im Geschäftsjahr, wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht für 2017 hervorgeht. Der Bestand wuchs um 3,8 Prozent auf über 11,6 (Vorjahr: 11,2) Millionen versicherte Fahrzeuge. Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 8,9 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,6 Milliarden).
Auffallend sei aber, dass die Kfz-Wechselsaison zum Jahresende an Bedeutung verliere. Nur 65.000 Neuverträge kamen demnach aus dem Geschäft zum Jahreswechsel. Um die Versicherungsprämien niedrig zu halten, kooperiert die HUK zunehmend mit Werkstätten: insgesamt mehr als 1.500 entsprechende Partner zählen die Coburger. 4,2 Millionen Verträge der Tarifgeneration "Kasko Select" hätten die Kunden bereits mit Werkstattbindung abgeschlossen, berichtet die HUK.
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Auch das Verhältnis von Beitragseinnahmen und Schadenskosten konnte die HUK deutlich verbessern. Im letzten Jahr gab der Versicherer noch mehr für Schäden aus, als er ein Beiträgen einnahm: das zeigte sich 2016 an einer kombinierten Schaden-/Kostenquote (brutto) von 101 Prozent. Nun hat der Versicherer die Prämien angehoben und verbesserte sich deutlich von 101 auf 96 Prozent. Hier gilt: je weniger, desto besser. Wenn der Wert unter 100 Prozent liegt, nimmt der Versicherer mehr an Prämie ein als er für Schäden ausgibt.