Kfz-Versicherung - TÜV Rheinland warnt vor Tücken bei Online-Abschlüssen
Kfz-Versicherungen gelten als weitestgehend standardisierte Verträge, die sich leicht bei einem Vergleichsportal oder Direktanbieter im Internet abschließen lassen. Doch vor einem allzu sorglosen Online-Abschluss warnt aktuell der TÜV Rheinland in einem Pressetext. Demnach sollten Verbraucher auch Autopolicen nur online abschließen, wenn sie bereits Vorwissen haben und keine persönliche Beratung wünschen.
- Kfz-Versicherung - TÜV Rheinland warnt vor Tücken bei Online-Abschlüssen
- TÜV rät indirekt zum RoPo-Verfahren
Eine Kfz-Versicherung mit wenigen Klicks bei einem Vergleichsportal oder eine Webseite abschließen? Das kann im Zweifel schnell teurer werden, wie aktuell auch der TÜV Rheinland in einem Pressetext betont. Die Verbraucherorganisation rät indirekt dazu, dass nur informierte Kunden ihre Police online zeichnen. Denn wer sich von einem vermeintlichen Schnäppchen verleiten lasse, ohne auf den Leistungskatalog zu achten, zahle schnell mehr.
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“Was fehlt, ist der direkte Ansprechpartner - und eine persönliche Beratung“
Zwar seien Internetangebote mitunter extrem günstig und ein Fahrzeug lasse sich mit wenigen Klicks absichern, hebt der TÜV hervor. „Was aber im Gegensatz zu einer niedergelassenen Versicherung fehlt, ist der direkte Ansprechpartner - eine persönliche Beratung“, warnt der Pressetext. Nur, wer auf ein solches Gespräch verzichten könne, sich auskenne und auch keine Schwierigkeiten mit Online-Formularen habe, sei bei Onlineanbietern an der richtigen Adresse.
Der TÜV nennt beispielhaft Fallstricke, die sich gerade in besonders günstigen Kfz-Policen verstecken können. So sehen einige Kaskotarife eine hohe Selbstbeteiligung im Schadensfall vor. Auch sei ein Kundenkontakt bei manchen Versicherern mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. „Gibt es Service-Hotlines, sind diese bei Kfz-Versicherungen oft kostenpflichtig“, erklärt Steffen Mißbach, Kfz-Experte beim TÜV Rheinland.
Auch die Rückstufungstabellen zählen!
Dabei sind die vom TÜV erwähnten Beispiele noch nicht einmal die heimtückischsten in Kfz-Verträgen. Die Zeitschrift „Finanztest“ hat bei einer Analyse von 163 Tarifen festgestellt, dass einige Anbieter niedrige Versicherungsprämien zum Preis besonders ungünstiger Rückstufungstabellen erkaufen. Schon ein einfacher Blechschaden kann dann dazu führen, dass der Fahrzeughalter tausende Euro mehr zahlen muss (der Versicherungsbote berichtete).
Der Hintergrund: Fährt ein Fahrer lange unfallfrei, wird er mit einer höheren Schadenfreiheitsklasse (SF) belohnt. Je länger der Versicherte ohne Schaden bleibt, desto günstiger werden Prämie und Vertrag, abhängig von einem bestimmten Prozentsatz. Nach jedem Jahr kommt der unfallfreie Fahrer in eine günstigere SF-Klasse. Landet er nach 15 Jahren in der Regel in SF 15, ist es nach 35 Jahren die SF 35. Das ist meist auch die günstigste Schadenfreiheitsklasse.
Baut der Fahrer aber nun einen Unfall, wird er in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft und muss dann entsprechend mehr zahlen. Hier verhalten sich die Versicherer höchst unterschiedlich. In der Regel werden gleich mehrere Schadenfreiheitsklassen verloren, so dass der alte Wert erst nach mehreren Jahren wieder erreicht wird. Je nachdem, wie stark ein Versicherer zurückstuft, können die Mehrkosten über die Vertragslaufzeit hinweg beim Vier- bis Fünffachen des bisherigen Jahresbeitrages liegen, berichtet Finanztest.
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Auf die Unterschiede bei der Rückstufung geht der TÜV Rheinland in seinem Pressetext gar nicht ein. Hier kann es sich schnell als Nachteil entpuppen, dass viele Onlineportale gar keinen Einblick in die Rückstufungstabellen erlauben, sondern der Kunde die entsprechenden Informationen erst erhält, wenn er sich bereits für einen Kfz-Versicherer entschieden hat. Wenn der Fahrzeughalter sogar mehrere Unfälle verursacht, kann das vermeintliche Schnäppchen sich sogar als noch teurer erweisen.
TÜV rät indirekt zum RoPo-Verfahren
Aufgrund der enormen Prämienunterschiede in der Kfz-Versicherung hält der TÜV Vergleichsportale dennoch für ein geeignetes Hilfsmittel, um sich einen Überblick über die vielen Kfz-Tarife zu verschaffen. Die Eingabe der Hersteller- und Typschlüsselnummer sei hierbei bereits ausreichend, um ungefähr vergleichen zu können, wie viel der Versicherungsschutz für das eigene Fahrzeug kosten würde. Grundsätzlich empfehle sich bei einem Kaskoschutz eine Beratung eher als für eine Kfz-Haftpflicht, argumentiert Steffen Mißbach vom TÜV.
Somit fasst der Versicherungsexperte indirekt den RoPo-Kunden („Research online. Purchase offline!“) ins Auge: jenen Kunden also, der online Angebote vergleicht, um dann doch seine Versicherung im persönlichen Gespräch abzuschließen. Der Vorteil: Man kann mit einigem Vorwissen in das Beratungsgespräch gehen.
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Marktführer sind nicht bei Vergleichsportalen
Zu erinnern sei jedoch zusätzlich daran, dass die beiden Marktführer in der Kfz-Versicherung bei den Vergleichsportalen gar nicht gelistet sind. Weder die HUK-Coburg noch die Allianz stellen ihre Tarife Check24, Verivox und Co. zur Verfügung. Ihnen sind die hohen Provisionen, den die Portale für den Vertragsabschluss verlangen, schlicht zu teuer. Beide erlauben aber einen Einblick in die eigenen Tarife auf ihren hauseigenen Webseiten, wo sie auch abgeschlossen werden können.
Fest steht: keine andere Versicherungsart wird derart oft per Mausklick abgeschlossen wie Autoversicherungen. Knapp ein Fünftel (18,5 Prozent) aller neu abgeschlossenen Kfz-Verträge wurde von den Verbrauchern im Netz oder über ein Vergleichsportal gezeichnet, so verrät die Vertriebswegestatistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Zum Vergleich: in der Lebensversicherung sind es nur 3,7 Prozent aller Neuverträge.
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