Wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen?
Versicherungsbote: Wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen?
- Pflegeversicherung ist Pflichtthema in jeder Beratung
- Wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen?
Rainer Reitzler: Ja, das wird sie. Das liegt insbesondere an der demografischen Entwicklung. Rund acht bis zehn Millionen Menschen werden in den nächsten 15 Jahren erstmals Leistungen aus dem Pflegesystem in Anspruch nehmen. Von wesentlichen Leistungserhöhungen oder gar einer „Pflege-Vollkaskoversicherung“ können wir in den nächsten Jahren nicht ausgehen. Wer nicht auf seine Kinder oder gar die Sozialhilfe zurückgreifen will, sollte unbedingt privat vorsorgen.
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Welchen Rat würden sie einem Makler oder Vermittler für das Beratungsgespräch geben?
Zunächst müssen die Informationen über die Höhe der Pflegekosten und die gesetzlichen Pflegeleistungen exakt recherchiert werden. Das fängt beim durchschnittlichen einrichtungseinheitlichen Eigenanteil an, geht über die Kosten für Unterkunft und Verpflegung und führt weiter bis zu den Leistungen in den betreffenden fünf Pflegegraden in der häuslichen Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst oder eine private Pflegekraft und der vollstationären Pflege in einem Pflegeheim. Eine private Pflegezusatzversicherung verkauft sich nicht wie andere Produkte. Die Beratung ist intensiv und sie erfordert ein hohes Einfühlungsvermögen. Das Risiko der finanziellen Pflegelücke ist klar und unmissverständlich zu erläutern. Nur ein Pflegeschutzprodukt, das individuell auf den Kunden zugeschnitten ist und flexibel bei den Pflegearten und in der Höhe der Absicherung ist, wird ihn zum Abschluss motivieren.
Wichtig ist auch, dem Kunden gegenüber nicht nur den Pflegegrad 5 vor Augen zu halten, der schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Betreuung nach sich zieht. Der Kunde könnte hier ausweichen und sich auf die Position „so will ich nicht leben“ zurückziehen. Im Jahr 2017 wurden Angaben des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen zufolge nach der Begutachtung mit dem neuen Verfahren nur zwei Prozent aller neuen Leistungsempfänger in den Pflegegrad 5 eingestuft. 29 Prozent fielen auf den Pflegegrad 1, 44 Prozent auf den Pflegegrad 2, 19 Prozent auf den Pflegegrad 3. Das bedeutet, dass sich 73 Prozent der Pflegebedürftigen im Pflegegrad 1 und 2 befinden. Eine gute Versorgung bereits in den unteren Pflegegraden verbessert die Lebensqualität und erhöht deutlich die Chancen, nicht schwerstpflegebedürftig zu werden.
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Die Fragen stellte Jenny Müller
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