Nachdem am 28. und 29. Oktober 2017 Sturmtief Herwart über den Norden und Osten Deutschlands gezogen war, herrschte bei den Versicherern plötzlich Hochbetrieb. Zu tausenden abgerissene Dachziegel, durch umgestürzte Bäume zerstörte Einfriedungen und zerbrochene Fensterscheiben sind bei diesen sogenannten Kumulschäden der Normalfall. Innerhalb weniger Tage gehen bei den Versicherern unzählige Schadensmeldungen ein. Mancher erinnert sich noch an Zeiten, in denen Kumulschäden dank der dicken Schadenakten in “Regalmetern” gemessen wurden. Viele Prozesse sind zum Glück inzwischen digitalisiert, doch es gibt vielerorts noch erheblichen Bedarf an Verbesserung und Beschleunigung.

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Die Versicherungsnehmer wünschen sich eine schnelle Schadenregulierung, nachdem sie den Schaden telefonisch gemeldet haben. In den Schadensabteilungen laufen Standardprozesse wie am Fließband ab: Der Schaden wird erfasst, Fotos und Kostenvoranschläge für die notwendigen Reparaturen werden schriftlich beim Kunden angefordert. Bevor diese Unterlagen nicht eingehen, liegt die Abwicklung auf Wiedervorlage. Dass zu solchen Zeiten Sachbearbeiter Überstunden machen müssen oder sogar zusätzliche Kräfte eingesetzt werden, ist keine Seltenheit.

Was will der Versicherungsnehmer?

Dominik Bach-Michaelis, Vorstand der e.Consult AG Bisweilen dauert es vom Erstkontakt bei der Schadensmeldung bis zur endgültigen Regulierung mehrere Wochen. In dieser Zeit kontaktiert der Versicherer mehrfach den Versicherungsnehmer, um Unterlagen anzufordern oder Informationen einzuholen. Dabei ist unter Versicherern bekannt: Je häufiger der Kunde im Schadensfall Kontakt mit dem Versicherer hat, desto unzufriedener ist er durchschnittlich. Das konstatiert auch Christian Gurenowitz, der als Gruppenleiter bei der SparkassenVersicherung Sachsen im Bereich Schaden und Recht tätig ist: “Versicherungsnehmer wollen vor allem drei Dinge: schnelle Abwicklung, wenig Komplexität und möglichst selten Kontakt zum Versicherer.” Wenn es um Kumulschäden geht, sieht die Realität leider allzu oft ganz anders aus. Langwierige Abwicklungsprozesse hinterlassen genervte Kunden. Doch wie kann dieses Problem gelöst werden?

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Jederzeit verfügbar und hoch leistungsfähig: das Smartphone

Die Antwort liegt näher als erwartet und ist der zunehmenden Digitalisierung geschuldet. Kunden aller Altersgruppen besitzen heutzutage ein Smartphone. Dank WhatsApp und Co werden Kontakte zu Freunden und Familie gehalten und mithilfe der integrierten Kamera können überall und jederzeit Fotos gemacht werden. So gut dokumentiert wie heute waren Schadensfälle noch nie – der Kunde kann sofort Bilder davon schießen. Das Smartphone ist immer dabei. Für Versicherer ist das die Chance, den eigenen Service zu verbessern und es dem Versicherungsnehmer leicht zu machen. Wieso nicht gleich Schadensabwicklung übers Smartphone ermöglichen?

Hohe Ansprüche an die mobile Schadensabwicklung

Das Ziel, Schadensmanagement übers Smartphone möglich zu machen, ist nicht neu. Doch Versicherer stehen bei der Umsetzung vor einigen Herausforderungen. In Hinblick auf die Digitalisierung mögen sie von außen betrachtet spät reagiert haben, doch Datenschutz und gesetzliche Vorgaben dürfen dabei eben nicht außer Acht gelassen werden. Versicherer bewegen sich stets im Spannungsfeld zwischen gesetzlichen Anforderungen, dem eigenen Code of Conduct bzw. Verhaltenskodex, technischen Fragen und dem Wunsch nach zufriedenen Kunden.

Wenn es daran geht, Smartphones in die Schadensabwicklung einzubinden, ist der erste Gedanke möglicherweise: Eine App ist die Lösung! Und manche Anbieter haben Apps im Einsatz. Für die SparkassenVersicherung in Sachsen etwa war das aber keine Option. Apps, die kaum Verwendung finden, werden bald gelöscht und im Schadensfall hat kaum ein Versicherungsnehmer die Zeit und die Nerven, sich die App erneut herunterzuladen. Also doch Abwicklung per E-Mail? Geht es um sensible Daten, stoßen wir hier an Grenzen, denn dann ist Verschlüsselung notwendig. Außerdem scheitern technisch wenig affine Versicherungsnehmer an der Hürde, die Fotos vom Smartphone via E-Mail an den Versicherer zu senden.

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Die einzig sinnvolle Lösung ist demnach ein integriertes System, das so intuitiv und einfach funktioniert wie Messenger-Services und für das keine App heruntergeladen werden muss – wie etwa ein Mobilassistent. Er kann individuell auf die Rahmenbedingungen des Versicherers angepasst werden und dient der einfachen Kommunikation mit dem Kunden. Dieser bekommt direkt mit Erfassung des Schadens eine SMS mit einem Link, über den er Schadensfotos und weitere Informationen an die Versicherung senden kann.

Hohe Akzeptanz integrierter Lösungen

Wie kündigt man dem Versicherungsnehmer an, dass er eine SMS mit einem Link erhält, über die er die Fotos seines Schadens hochladen kann? Die Antwort ist verblüffend: Am besten gar nicht. Klingt ein Vorgang zu technisch oder verstehen Kunden nicht genau, was dahintersteckt, reagieren sie mitunter sehr misstrauisch und geben dem System keine Chance. Schließlich hört man überall von unsicheren Datenverbindungen und Viren, die man sich via Link aufs Smartphone holen kann.

Wenn nun der Versicherer die SMS an den Kunden schickt, ohne sie vorab anzukündigen, ist die Rücklaufquote erstaunlich hoch: Bei Kumulschäden übermitteln bis zu 80 Prozent aller Geschädigten ihre Daten auf diesem einfachen Weg, berichtet Christian Gurenowitz von der SparkassenVersicherung. Gleichzeitig schnellt die Kundenzufriedenheit deutlich in die Höhe. Erste flächendeckende Tests haben das eindrucksvoll gezeigt.

Versicherer sparen Abwicklungskosten

Mit dieser Art der schnellen, mobilen Schadensabwicklung wird nicht nur die Kundenzufriedenheit massiv gesteigert. Darüber hinaus sparen Versicherer erhebliche Arbeitszeit, die unweigerlich mit personellen Ressourcen verbunden ist. Ein Schadensfall, der über Wochen immer wieder bearbeitet werden muss, bindet Kapazitäten. In einem teilautomatisierten Prozess, etwa bei Kumulschäden im Kompositbereich, werden jedoch bereits jetzt Schadensfälle innerhalb von 48 Stunden nach der Erstmeldung als komplett reguliert abgeschlossen. Das zeigt der Einsatz solcher Systeme etwa bei der SparkassenVersicherung Sachsen. Kein Vergleich zu mehreren Wochen Bearbeitungszeit.

Doch nicht nur im Kompositbereich und bei Kumulschäden ist diese Art der modernen und mobilen Schadensabwicklung via Smartphone zukunftsträchtig; hier darf durchaus spartenübergreifend gedacht werden. Kfz-Schäden könnten mithilfe Smartphone-basierter Systeme schneller und einfacher reguliert werden. Und selbst in der Personenversicherung ist eine solche Lösung denkbar, beispielsweise in der Krankenversicherung, wenn es darum geht, Arztrechnungen und andere Dokumente zu übermitteln.

Die persönliche Betreuung vonseiten der Versicherer kann und darf natürlich nicht das Ziel sein. Sie ist wesentliches Element des Vertrauensverhältnisses zwischen Versicherern und Versicherungsnehmern und damit unverzichtbar. Geht es jedoch um kleinere und mittlere Schäden sowie Massenschäden, sind Kunden sehr dankbar für eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung. Teilweise automatisierte Prozesse dienen dazu, Versicherungsnehmern zügig zu helfen und gleichzeitig dem Versicherer den Rücken für persönliche Betreuung in anderen Fällen freizuhalten.

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Dieser Artikel ist auf Basis eines Gesprächs mit Christian Gurenowitz entstanden, der für den Bereich Recht/Schaden bei der SparkassenVersicherung Sachsen tätig ist. Die e.consult AG bietet Kommunikationslösungen für Versicherer an.

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