Krankenversicherer starten elektronische Gesundheitsakte
Knapp 25 Millionen Krankenversicherte sollen zeitnah auf die elektronische Gesundheitsakte zugreifen können. Der Dienst wurde gemeinsam von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen angestossen. Insgesamt versteht sich das neue Angebot als deutlich bessere Alternative als die elektronische Gesundheitskarte (eGK).
Vor fast 15 Jahren hatte die Bundesregierung die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte angestossen. Damals anno 2003 wurde das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung gesetzlich festgezurrt. Der Start war ursprünglich für 2006 geplant. Inzwischen ziert die Krankenkarte ein Passbild und speichert spannende Daten wie etwa Namen des Versicherten, dessen Anschrift und dessen Krankenversicherten-Nummer. Aber auch Daten über den Krankenverlauf des Patienten soll gespeichert werden können. Für Versicherte ist die eGK aber (noch) eine Blackbox. Denn sie können keinerlei Daten einsehen.
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Ein weiteres großes Problem stellt die Verbreitung der Hard-und Software in den Arzt- und Zahnarztpraxen dar. Laut einer Regierungsantwort auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion seien bisher bundesweit nur 17.000 Praxen angeschlossen. Das wären in etwa 12 Prozent aller Praxen in Deutschland. Allein die einmaligen Anschlusskosten von mindestens 4.030 Euro pro Praxis machten die Einführung nicht leichter. In Summe sollen sich die Kosten für die digitale Gesundheitskarte auf rund 1,5 Milliarden Euro belaufen.
Das umstrittene Projekt bringt eine Reihe von Kritikern auf den Plan. So hatte beispielsweise Bundesärztepräsident Frank Ulrich Montgomery vor kurzem einen Neustart für die elektronische Gesundheitskarte gefordert. "Das System der elektronischen Gesundheitskarte ist völlig veraltet. Wir sollten am besten einmal den Reset-Knopf drücken und über ein neues System nachdenken", sagte Montgomery der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Zudem gebe es bereits viele sehr gute Gesundheits-Apps.
Vivy startet elektronische Gesundheitsakte
Eine neue Gesundheits-App hat nun das Berliner Start-Up Vivy auf den Markt gebracht. Diese trägt den Namen "elektronische Gesundheitsakte" und könnte die große Alternative für die Gesundheitskarte werden. Eine große Tragkraft dürfte das Angebot von Beginn an haben. Schließlich wurde das Baby gemeinsam mit prominenten gesetzlichen und privaten Krankenversicherern gestrickt. Während zur Riege der Privaten immerhin Allianz, Barmenia, Gothaer und Süddeutschen Krankenversicherung zählen, war für die GKV unter anderem der IT-Dienstleister Bitmarck in der Spur. Dieser arbeitet für über 90 Krankenkassen. Damit könnten künftig bis zu 25 Millionen Versicherte Zugang auf die digitale Gesundheitsplattform bekommen. Bereits ab Juli wollen die ersten Unternehmen damit beginnen, ihren Versicherten die neue Gesundheitsakte anzubieten. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Die persönlichen Gesundheitsdaten will Vivy per App aufbereiten und den Versicherten online zugänglich machen. Zu den gespeicherten Informationen sollen unter anderem Arztbriefe, Befunde, Laborwerte, Medikationspläne, Notfalldaten und Impf-Informationen gehören. Dafür sollen Patienten mit Praxen, Laboren, Krankenhäusern sowie den jeweiligen Krankenkassen und -versicherungen verbunden werden. Für Versicherte soll die App kostenfrei bleiben. Ebenfalls könnten Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen sie in der App speichern und an wen sie diese weitergeben möchten.
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Auch für die Leistungserbringer wie Ärzte oder andere Vertreter von Heilberufen gebe es eine einfache Handhabung. Denn der Datenaustausch werde über Schnittstellen zu Arzt- und Krankenhaus-Software sichergestellt. Damit könnten Untersuchungsdaten von Patienten schnell bereitgestellt werden. Diese könnten dann in Echtzeit von Versicherten eingesehen werden.