Stellen Sie als Unternehmen den Mensch in den Mittelpunkt!
Versicherungsbote: Die Branche hat ein Nachwuchsproblem. Versicherungs- und Finanzvermittler haben ein Durchschnittsalter, das auf die 50 Jahre zugeht, so zeigen es mehrere Befragungen. Macht die Branche aus Ihrer Sicht selbst genug, um neue Mitarbeiter für den Vermittlerberuf zu begeistern?
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- Stellen Sie als Unternehmen den Mensch in den Mittelpunkt!
Hans Steup: Viele Unternehmen stellen sich selbst in den Mittelpunkt. Ego-Kram. Sie spielen das alte Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Spiel. Heute sucht niemand ein Unternehmen, das ihm Arbeit gibt, die er dann nehmen kann. Stellen Sie den Kandidaten als Mensch in den Mittelpunkt. Zeigen Sie ihm, wie Sie ihn auf seinem beruflichen Weg begleiten. Bewerben Sie sich bei ihm. Ansonsten kommt er nicht zu Ihnen.
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Die Branche stellt auf digital um - Fast täglich berichten wir von Stellenabbau in der Versicherungs- und Finanzbranche, sei es im Vertrieb oder Innendienst. Können Sie vor diesem Hintergrund jungen Menschen überhaupt empfehlen, eine Karriere in der Branche anzustreben?
Wer sich als Risikomanager für Familien und Firmenkunden versteht, hat auch in Zukunft viel zu tun. Der im Durchschnitt schlecht informierte Kunde braucht einen qualifizierten Ratgeber. Hinzu kommen neue Berufsfelder: Versicherungskenntnisse plus Online-Marketing, plus Social Media, plus Storytelling uvm. Außerdem brauchen wir Prozess-Verbesserer und Produkt-Entwickler. Entdecker, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und neue Ideen finden und bauen. Ich finde die Versicherungsbranche extrem spannend.
Als Branchenbeobachter – Wie gestaltet sich aus Ihrer Sicht das Miteinander in Firmen von Finanzdienstleistern? Ein -möglicherweise- Klischee besagt ja, es herrscht hoher Vertriebsdruck, man muss schnell Erfolge liefern, von festen Arbeitszeiten kann keine Rede sein. Berechtigt?
Ich höre noch zu viele Schauer-Geschichten aus Unternehmen. Nicht eingehaltene Versprechen. Und Führungskräfte, die in den 90ern das letzte Mal selbst beim Kunden waren und glauben, dass die alten Methoden noch immer funktionieren. An manchen dieser Leute sind Internet, Facebook und Xing komplett vorbeigerauscht. Solche Führungskräfte haben keinen blassen Schimmer von modernen Geschäftsmodellen für Vermittler. Auf der anderen Seite sorgen immer mehr außergewöhnliche mittelständische Vermittlerbetriebe dafür, dass ihre Mit- arbeiter erfolgreich arbeiten können. Viele von denen betreiben leider kein gutes Arbeitgeber-Marketing, sodass diese Perlen potentiellen Mitarbeitern verborgen bleiben. Gutes Marketing ist selten bei Vermittlern.
Was muss oder kann sich mit Blick auf das Betriebsklima in der Finanzbranche noch verbessern?
Ganz einfach: Stärken Sie die Menschen und klären Sie die Dinge. Lassen Sie jede Führungskraft alle sechs Monate von den Mitarbeitern beurteilen. Vom Orgaleiter bis zum Vorstand. Und dann handeln Sie. Die Guten in‘s Töpfchen. Die Schlechten ins Kröpfchen. Fertig.
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Die Fragen stellte Mirko Wenig
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