Allianz-Chef Oliver Bäte hat in einem Interview die Lebensversicherung als Anlageform verteidigt. Er selbst habe mehrere Policen, um seine Familie abzusichern, verriet er dem „Handelsblatt“ (Donnerstag).

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„Ich finde, dass es kein anderes Produkt gibt, das so gut unterschiedliche Komponenten der Altersvorsorge vereint“, sagt der 53jährige Manager. Neben einer relativ attraktiven Ansparphase verfüge die Lebensversicherung über die Versorgungssicherheit eines Rentenproduktes sowie eines der besten gemangten Kapitaldeckungsmodelle. Er würde jedoch heute keine klassische Garantiezins-Police mehr empfehlen, da die Zinsgarantie ökonomisch zu teuer sei. „Dadurch fallen die Renditen für unsere Kunden zu stark“, so Bäte.

Probleme einiger Anbieter kein Grund, Lebensversicherung totzureden

In dem Interview äußerte sich der Allianz-Chef dazu, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mittel- bis langfristig bei jedem dritten Lebensversicherer finanzielle Probleme sieht. „Ja, die BaFin schaut hin, aber wir dürfen deshalb nicht die Lebensversicherung totreden“, fordert Bäte.

Es gebe auch in anderen Branchen Firmen, die im Wettbewerb ausscheiden, zum Beispiel hätten Anbieter im Bankensektor abgewickelt werden müssen. „Aber würden wir deshalb sagen: Ich mache kein Konto mehr auf oder ich eröffne kein Sparbuch mehr, weil es ein paar Banken gibt, die zugemacht werden mussten? Das habe ich noch nie gehört.“ Er verstehe die Debatte überhaupt nicht. „Das, was man den Kunden und Beratern sagen muss, lautet: Bitte bringt das Geld zu seriösen Unternehmen“, so Bäte.

Zwei zentrale Ursachen sieht Bäte für die Probleme vermeintlich weniger seriöser Firmen. Wenn es schlecht lief, hätten sie versucht, „über das Einkaufen von Volumina“ gegenzusteuern. Sprich: Sie haben die Vertriebskosten raufgesetzt und höhere Provisionen ausgeschüttet, um das Neugeschäft anzukurbeln. „Die höheren Vertriebskosten gehen dann jedoch über lange Sicht zulasten der Anlagerendite“, so der Manager. Der zweite Fehler sei gewesen, dass die Versicherer kurzfristig zu viel Geld ausgeschüttet hätten.

Eine Mitschuld sieht Bäte darüber hinaus in der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele dieser Leben-Modelle hätten ursprünglich „auf rational gestalteten Zinsszenarien“ beruht, die durch die aktuelle Zinspolitik über den Haufen geworfen worden sei, positioniert sich der Vorstand. „Das Geschäftsmodell der Versicherer ist nicht für künstlich erzeugte Zinsen gemacht“.

“Allianz Leben hat einen Run-off klar ausgeschlossen“

Indirekt Kritik übte Bäte am Wettbewerber Generali, der vier Millionen hochverzinste Altverträge an den Run-off-Versicherer Viridium verkauft. „Also ich verstehe schon, dass sich Verbraucher verschaukelt fühlen. Aber in den USA würde niemand auf die Idee kommen, wenn ein einzelner Lebensversicherer ausscheidet, dafür eine ganze Branche in Sippenhaft zu nehmen. Allianz Leben hat einen Run-off klar ausgeschlossen“, so der Manager.

Es bestehe aber kein Grund zur Panikmache, wenn ein Lebensversicherer seine Altbestände verkaufe. „Dadurch, dass ein Versicherer seinen Bestand an Lebensversicherungspolicen verkauft, ist schließlich nicht die Altersvorsorge weg“, so Bäte. Er verwies auf die BaFin-Aufsicht, die darüber wache, dass die Versicherten nicht schlechter gestellt werden. Er habe ein "Riesenvertrauen" in die strengen Regulatoren und Aufseher.

Auf das Nachhaken des Interviewers kommt dann doch ein kleines "Aber" zu möglichen Run-off-Verkäufen der Allianz. Es gehöre auch zur Wahrheit, dass nach dem neuen Aufsichtsregime Solvency II die Kapitalanforderungen an hochverzinste Altbestände so hoch seien, dass sich Unternehmen mit ihrer Unprofitabilität auseinandersetzen müssten.

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Daher schränkt Bäte seine Garantie für den Verkauf möglicher Altbestände ein: "Wir haben das nicht vor. Ich wäre aber unseriös, wenn ich eine Aussage mache für die nächsten zwanzig Jahre. Wer weiß, was passiert, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt...Aber es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir unsere Versprechen für die Kunden halten", so der Allianz-Chef.