HUK-Coburg und Allianz bei Telematik-Tarifen fast gleichauf
Die Nachfrage nach Telematik-Tarifen in der Kfz-Versicherung steigt - wenn auch nur langsam. Die HUK Coburg, Marktführer unter den Autoversicherern, hatte um Abschluss des ersten Halbjahres knapp 70.000 entsprechende Verträge verkauft, der Wettbewerber Allianz 68.000 Policen. Das ergab eine Anfrage des Versicherungsboten bei den Gesellschaften.
“Verrate mir, wie du fährst - und ich sage dir, wie viel du sparen kannst!“ Das ist grob umschrieben das Konzept von Telematik-Tarifen in der Kfz-Versicherung. Dabei erklärt sich der Kunde bereit, sein Fahrverhalten aufzeichnen zu lassen und die Daten verschlüsselt an den Versicherer zu übermitteln. Die Versicherer können ermitteln, wann und wie oft ein Auto benutzt wird, etwa zur Hauptverkehrszeit oder nachts. Sie können auch das Fahrverhalten mittels Sensoren genau rekonstruieren: Wie der Fahrer beschleunigt, bremst oder lenkt, ob er gleichmäßig fährt oder ruckartig. Eine vorsichtige Fahrweise wird dann mit Preisnachlässen und Rabatten von bis zu 30 Prozent belohnt.
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In anderen Staaten sind Telematik-Versicherungen längst etabliert: in den USA besitzt beinahe jeder fünfte Autofahrer einen solchen Vertrag. In Deutschland aber kommen sie nur schwer in die Gänge. Der Versicherungsbote hat mehrere Kfz-Versicherer angefragt, wie sich der Vertragsbestand in den letzten Monaten entwickelt hat. Der Blick auf die Branchenführer zeigt: die Nachfrage steigt, aber langsam.
HUK und Allianz denken über Ausweitung der Zielgruppe nach
Die HUK Coburg ist mit 11,6 Millionen Verträgen aktuell Marktführer bei den Autoversicherungen. Telematik-Policen sind davon nur ein kleiner Bruchteil. „Wir haben momentan knapp 70.000 Verträge verkauft, was auch auf eine wachsende Nachfrage beim Wechselgeschäft 2017/18 zurückzuführen ist“, berichtet ein Unternehmenssprecher dem Versicherungsboten. Das resultiert auch daraus, weil das Angebot bei den Franken aktuell auf Fahranfänger beschränkt ist. „Über eine Ausweitung eines Telematiktarifs über die Zielgruppe „Fahrer bis 25 Jahre“ hinaus denken wir nach“, antwortet der Sprecher auf die Frage, ob künftig auch ältere Autofahrer die Tarife nutzen können.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Allianz, mit 8,5 Millionen Verträgen im Portfolio derzeit zweitgrößter Autoversicherer auf dem deutschen Markt. „Wir hatten zum Ende des 1. Halbjahres 2018 rund. 68 000 Telematik-Verträge im Bestand“, berichtet ein Allianz-Sprecher. Aber der Trend sei positiv. „Das Neugeschäft entwickelt sich weiterhin sehr gut. Wöchentlich entscheiden sich durchschnittlich 400 Kunden für unseren BonusDrive Tarif. Damit sind wir sehr zufrieden“.
Bei den Münchenern ist das Telematik-Angebot aktuell ebenfalls auf junge Fahrer eingeschränkt. Aber auch die Allianz überlegt, die Zielgruppe zu erweitern: mit Blick auf Senioren. „Derzeit bieten wir unseren BonusDrive Tarif nur für Fahrer bis 29 Jahre an. Aufgrund der demografischen Entwicklung könnten Telematik-Tarife aber auch für ältere Fahrer eine Option sein. Aktuell testen wir eine Telematik Variante für ältere Verkehrsteilnehmer. Wann und ob wir unseren Telematik-Tarif für alle Altersgruppen öffnen, steht jedoch noch nicht fest“, so der Sprecher.
Telematik in Deutschland recht frisch
Telematik-Versicherungen sind eine noch recht junge Versicherungsform in Deutschland. Der Marktführer HUK-Coburg hat seit Anfang 2017 eine entsprechende Police, die Allianz seit dem Mai 2016. Vorreiter war die Sparkassen-Direkt, die aber ihren Tarif derzeit nicht mehr anbietet. Weil sich die Messung und Verwaltung der Daten im Verhältnis zu den Prämieneinnahmen als zu teuer erwiesen, hat der öffentliche Versicherer sein 2014 eingeführtes Modell wieder vom Markt genommen.
Der Versicherungsbote hat bei weiteren Versicherern angefragt, wie sich der Vertragsbestand mit Blick auf Telematik entwickelt, um einen Marktüberblick zu erhalten. Zehn Versicherer haben entsprechende Verträge im Angebot, darunter große Gesellschaften wie die Axa, Generali, Signal Iduna und VHV.
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Aktuell schauen vor allem ältere Autofahrer in die Röhre, wenn sie die Policen nutzen wollen: Die Angebote sind meist auf Fahranfänger eingeschränkt. Dass viele Tarife jungen Fahrer vorbehalten bleiben, ist kein Zufall: Die Verträge sollen auch eine pädagogische Aufgabe erfüllen. Weil die Fahrweise dokumentiert und überwacht wird, erhoffen sich die Versicherer, dass die Fahranfänger auch ihr Fahrverhalten genauer reflektieren und so weniger Unfälle entstehen.