Die Vereinigte Hagel ist vielen Privatkunden kein Begriff, und doch ist der Anbieter ein großer. Der Spezialversicherer versichert Landwirte und Winzer gegen Wetterrisiken und ist hierbei führend auf dem deutschen Markt. Rund acht Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche betreut der Verein auf Gegenseitigkeit nach eigenen Angaben - das ist mehr als die Hälfte des versicherten Agrarbodens (58,70 Prozent). Zum Vergleich: Die gesamte Fläche der Bundesrepublik beträgt 35,73 Millionen Hektar.

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Wenn es um die aktuelle Dürre geht und die damit verbundenen Ängste der Bauern, ist die Vereinigte Hagel also ein guter Ansprechpartner. Und hat hierbei schlechte Nachrichten. Deutschlands Landwirte fürchten laut Bauernverband den Verlust von 5 Millionen Tonnen Getreide, der Schaden dürfte deutlich über einer Milliarde Euro liegen. Aber bundesweit sind lediglich 500 Hektar gegen Dürreschäden versichert, ein Bruchteil der Äcker. Das berichtet am Donnerstag das Portal „Versicherungswirtschaft Heute“.

Damit steht das Dürrerisiko im starken Kontrast zu anderen Risiken, die weit besser abgesichert sind. Gegen Hagel haben sich zwei Drittel der Landwirte eine private Versicherung abgeschlossen, gegen Sturm, Starkregen und Frost immer noch ein Drittel. Nur eben Dürrerisiken sind bei deutschen Bauern ein blinder Fleck.

Dürreversicherungen wären sehr teuer

Doch das liegt nicht allein an der Versicherungsmüdigkeit der Bauern. Während Hagel- und Sturmrisiken oft regional begrenzt auftreten, handle es sich bei Dürreschäden um ein sogenanntes Kumulrisiko. Das bedeutet: Schadenfälle erfassen oft ganze Landstriche, treten an vielen Stellen gleichzeitig auf, erfassen sogar die ganze Bundesrepublik - wie eben bei der aktuellen Dürreperiode.

Damit werden Dürre-Versicherungen, die den tatsächlichen Ernteausfall in Beziehung zum erwarteten Ertrag abbilden, extrem teuer - so teuer, dass sie sich die Mehrheit der Landwirte schlicht nicht leisten kann, obwohl sie sinnvoll wäre. Auch werde 19 Prozent Versicherungssteuer auf die Policen fällig, während die Hagelversicherung bei der Steuerlast günstiger wegkomme.

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“Technisch wäre es kein Problem eine schadenbasierte Dürreversicherung zu organisieren”, zitiert VW Heute die „Vereinigte Hagel“. So gebe es im europäischen Ausland eine ausreichend große Nachfrage. Mit einem kleinen Unterschied allerdings: Dort sind die Prämien durch Zuschüsse gefördert.

aktuell nur komplexe und wenig attraktive Indexversicherung

Aktuell biete die Vereinigte Hagel nur eine Indexversicherung gegen Trockenheit an, die aber nicht groß nachgefragt werde. Das Problem hierbei: Sie erlaube es dem Bauern nicht, den tatsächlichen Wert des Feldes zu versichern, sondern lediglich im Verhältnis zu den Durchschnittserträgen eines Landkreises. Das ist eine komplizierte Geschichte. So kommt etwa nicht etwa ein Gutachter auf das Feld, um den Schaden zu besichtigen. Stattdessen orientiert sich die Entschädigung an bestimmten Schwellwerten - etwa, welche Wasserkapazität an einer bestimmten Messstelle ermittelt wird.

Aussicht auf Staatshilfen

Die Bauern können dennoch auf Hilfe hoffen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat bestätigt, dass die Forderungen des Bauernverbandes nach Finanzhilfen aus Steuergeldern berechtigt seien. Der Verband hatte umgehend eine Milliarde Euro an Soforthilfe gefordert, da sonst die Existenz vieler Betriebe gefährdet sei.

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„Es geht bei Lebensmitteln nicht um irgendein Produkt, sondern um unsere Mittel zum Leben“, sagte Klöckner am Mittwoch vor Pressevertretern. Verantwortlich für den Ersatz von Wetter-Schäden seien aber in erster Linie die Bundesländer, die entsprechende Schritte prüfen sollen. Schon jetzt ist die Agrarindustrie eine der am höchsten subventionierten: Allein 6,5 Milliarden Euro erhielten deutsche Landwirte im letzten Jahr von der EU.

Für die Bauern könnte das Warten auf Hilfe zur Hängepartie werden. Der Bund will erst über eigene Hilfen entscheiden, wenn Ende August die Abschlussbilanz der Ernte vorliegt. "Wenn das ein nationales Ausmaß hat, dann kann der Bund wie 2003 auch mit Finanzen helfen", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner am Montagabend dem ZDF.

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