Vermittlerinnen und Vermittler stehen zwischen Versicherer und Verbraucher: Sie wissen oft sehr genau aus dem persönlichen Kundengespräch, welche Wünsche ihre Kunden haben, womit sie unzufrieden sind, was sie brauchen. Umso weniger überrascht es, dass auch Versicherer auf diese Expertise zugreifen. Anbieter wie die Bayerische oder die Allianz haben bereits gegenüber dem Versicherungsboten berichtet, dass sie bei der Produktentwicklung auf das Know-how ihrer Vermittler zurückgreifen.

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Gleiches macht nun auch das Analysehaus Franke und Bornberg, und zwar bei einem sehr brisanten Thema. Wie kann die Absicherung der Arbeitskraft fit für die Zukunft gemacht werden, so fragten die Hannoveraner im Kreis ihrer Newsletter-Empfänger. Vorgaben gab es keine - man hoffte auf möglichst kreative Ansätze für diese wichtige Sparte. 300 Ideen von Versicherungsvermittlern gingen schließlich ein, von denen in vier Kategorien Sieger gekürt worden. Die Sieger in der Kategorie „Zukunftsvision“ schaut sich der Versicherungsbote im Folgenden näher an.

Status Quo: Teurer Schutz für Risikoberufe

In der Rubrik „ Zukunftsvision“ machte eine Vermittlerin das Rennen, wobei Franke & Bornberg die Sieger im Pressetext nicht namentlich nennt. Hierzu zunächst ein Einblick in den aktuellen Status Quo:

Die BU-Versicherer haben in den letzten Jahren begonnen, immer mehr Risikogruppen auszudifferenzieren. Das macht es für körperlich schwere Berufe wie Gerüstbauer oder Altenpfleger schwierig, überhaupt einen bezahlbaren BU-Schutz zu finden.

Ein 25jähriger Bäcker musste 2017 selbst bei einem günstigen Anbieter mindestens knapp 135 Euro Monatsbeitrag zahlen, um eine Monatsrente von 1.500 Euro bis zum 65. Lebensjahr abzusichern, so rechnete der Stolberger Versicherungsmakler Gerd Kemnitz in einem Gastbeitrag vor. Oft muss der Bäcker aber deutlich mehr zahlen, mitunter den doppelten Beitrag. Dem entgegen kann sich ein gleichaltriger Notar bereits ab 38 Euro versichern (der Versicherungsbote berichtete).

Die hohen Kosten für viele Berufsgruppen sind ein wichtiger Grund, weshalb das Absicherungsniveau in Deutschland gering ist. Nur circa 30 Prozent der Beschäftigten haben sich privat gegen den Verlust der Arbeitskraft versichert, so geht aus GDV-Daten hervor. Eingeschlossen hierbei sind auch Policen, die keinen direkten Bezug auf den ausgeübten Beruf haben, etwa Dread-Disease- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen. Die Frage ist nun, wie erreicht werden kann, dass sich auch Risikoberufe günstig gegen der Verlust der Arbeitskraft absichern können.

“Zukunftsvision“ - vereinfachter Basis-Schutz und BU-Ärzte

Die Preisträgerin in der Rubrik „ Zukunftsvision“ macht nun den Vorschlag, dass es künftig eine Art Basisschutz mit einem Mindestkatalog an Leistungen geben könnte, der über Zusatzbausteine aufgestockt werden kann. Franke und Bornberg zitiert sie mit folgenden Worten: "„Es müsste ein Produkt geben, welches eine Mindestdeckung für alle Versicherten anbietet und darüber hinaus per Bausteinprinzip eine Höherversicherung bzw. Einschluss weiterer Deckungsbausteine ermöglicht, anhand derer dann zusätzlich weitere Gesundheitsfragen beantwortet werden müssen“.

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Mit anderen Worten: Es wird ein Basisschutz für alle angeboten, der ohne oder nur mit vereinfachten Gesundheitsfragen gezeichnet werden kann. Dieser lässt sich dann ergänzend erweitern, allerdings nur mit Gesundheitsprüfung. Wie dieser Basiskatalog festgesetzt werden kann und soll, artikuliert die Vermittlerin nicht. Denkbar wäre aber, dass der Gesetzgeber den Versicherern entsprechende Vorschriften macht, damit alle Bundesbürger Chancen auf eine private BU haben.

Ärzte - nur für den BU-Antrag?

Auch über die Komplexität des BU-Antrages macht sich die Siegerin Gedanken: speziell über den Umstand, dass Vermittler und Antragsteller derzeit aufwendig die Gesundheitsakte recherchieren müssen. Dafür ist es oft erforderlich, verschiedene Fachärzte zu konsultieren. Nun sollen spezialisierte BU-Ärzte und ein standardisiertes Verfahren der Risikoprüfung Abhilfe schaffen.

So empfiehlt die Vermittlerin: “Eine Alternative wäre es, … sogenannte BU-Ärzte für die Antragsstellung zu implementieren. Aktuell muss man bei diversen Vorerkrankungen etc. jedes Mal einen weiteren Arzt aufsuchen, der einen weiteren Bericht zur Risikoprüfung einreicht. Das ist für alle Beteiligten sehr zeit- und arbeitsintensiv. Es sollte einen Punktekatalog geben, in dem festgelegt wird, was geprüft und abgefragt werden muss. Dieser sollte möglichst einheitlich von allen BU-Versicherern vorgegeben werden.“

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Weniger Probleme mit vorvertraglicher Anzeigepflicht?

Ein solch standardisiertes Verfahren könnte vielleicht sogar das Problem der vorvertraglichen Anzeigepflichtsverletzung unterbinden, gibt die Ideen-Siegerin zu bedenken. Also den Umstand, dass die BU-Versicherer erst im Leistungsfall prüfen, ob der Versicherungsnehmer im Antrag korrekte Angaben machte. Und dann vom Vertrag zurücktreten können und dürfen, wenn das nicht der Fall war. Viele Betroffene verlieren so ihren BU-Schutz oder werden in lange Rechtsstreite verwickelt.

Das Problem des Sieger-Vorschlages: sowohl ein vereinfachter Basisschutz als auch spezielle BU-Ärzte würden wohl darauf hinauslaufen, dass der Gesetzgeber den Privatversicherern strengere Vorgaben machen müsste - und diese auch überwacht. Es wäre zu erwarten, dass sich die Branche selbst gegen eine strengere Reglementierung wehrt und Eingriffe in den Wettbewerb beklagt. Auch stellt sich die Frage, wie die BU-Ärzte vergütet werden, so dass sie unabhängig von den Versicherern agieren und nicht befangen sind. Im Grunde hätten sie eine Art Gutachterfunktion, die Interessenkonflikte befürchten lassen. Das Zukunftsszenario der Vermittlerin könnte eines sein, zu dem die Versicherer gezwungen werden müssten.

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Darüber hinaus rechnet die Vermittlerin damit, dass sich neue Techniken für die Analyse von Vorerkrankungen durchsetzen könnten. "Vielleicht ist in 20, 30 oder 40 Jahren der Einsatz von Körperscannern inkl. großem Blut-Checkup eine gute Alternative, die sich mittel- bis langfristige amortisiert“, zitiert Franke und Bornberg aus ihren Vorschlägen. Neben der Kategorie "Zukunftsvision" wurden auch Preise in den Kategorien "Starter", "Lebensphasen" und "Marketing" vergeben. Mehr dazu demnächst beim Versicherungsboten sowie auf der Webseite von "Franke & Bornberg".

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