Deutschland läuft auf einen Pflegenotstand zu. Schon jetzt sind laut Bundesagentur für Arbeit 36.000 Stellen in der Alten- und Krankenpflege unbesetzt, auch in den Krankenhäusern fehlen laut ver.di rund 80.000 Pflegekräfte. Die Bertelsmann-Stiftung geht bis 2035 von einer Lücke von 500.000 Vollzeitkräften aus.

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Doch wie kann Pflege finanzierbar bleiben? Die Gesellschaft altert - und damit stehen in der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung immer mehr Leistungsempfänger immer weniger Beitragszahlern gegenüber. Die nutzt nun der Lobbyverband der privaten Krankenversicherer, für mehr private Pflegevorsorge zu werben. „In unserer alternden Gesellschaft ist menschenwürdige Pflege mittelfristig nur finanzierbar, wenn wir die Eigenvorsorge stärken“, schreibt Timm Genett, beim PKV-Verband für die Politik verantwortlich, in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift „Gesellschaftspolitische Kommentare“.

Die Bürger sollen sich also mehr über die private Pflegezusatzversicherung absichern, so Genetts Plädoyer. Nicht ganz uneigennützig, bieten die Privatversicherer doch genau solche Policen an. Dass die Verträge sinnvoll sind, betonen jedoch Versicherungswirtschaft und Verbraucherverbände in seltener Einigkeit. Die gesetzliche Pflegeversicherung ist eine „Teilkasko“, und wer vollstationär versorgt werden muss, sieht sich mit hohen Kosten konfrontiert. Der durchschnittliche Eigenanteil für die Unterbringung im Pflegeheim betrug Ende Juni 2018 genau 1.830,84 Euro im Monat, so geht aus Daten den PKV-Verbandes hervor (der Versicherungsbote berichtete).

Genett kritisiert, dass die Leistungen der Pflegeversicherung im gesetzlichen Umlageverfahren mit den Pflegestärkungsgesetzen ausgeweitet worden seien. So seien falsche politische Anreize und Signale gesetzt worden. Eine strittige These - immerhin schloss die Gesetzreform der Bundesregierung wichtige Lücken, um Betroffene und ihre Angehörigen besserzustellen. Unter anderem haben nun erstmals Menschen mit Demenz und anderen geistigen Gebrechen Anrecht auf Geld aus der Pflegekasse. Auch erhalten pflegende Angehörige mehr Unterstützung, wenn sie einen Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden betreuen. Die bisherigen drei Pflegestufen wurden zu fünf Pflegegraden ausgebaut, um differenzierter die Ansprüche eines auf fremde Hilfe angewiesenen Patienten erfassen zu können.

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„Immer seltener ist der politische Appell zu hören, dass die Finanzierung der Pflege ohne Eigenvorsorge, ohne Eigenverantwortung nicht zu haben ist“, schreibt Genett. So gerate die Gesellschaft in eine permanente Ausweitung umlagefinanzierter Leistungen. Die Folge sei eine Hypothek für die jüngere Generation, die zunehmend die steigenden Beitragssätze zu schultern habe. Tatsächlich ist das Absicherungsniveau mit privaten Pflegezusatztarifen gering. Nur 3,5 Millionen Zusatzverträge existieren derzeit nach Branchenangaben - bei einer Bevölkerung von 82,7 Millionen.