Run-off-Versicherer gegenüber Aktionären besonders spendabel
Bevorteilen die Run-off-Versicherer ihre Aktionäre, während die Kunden dafür bluten müssen? Eine neue Studie gibt diesem Vorwurf neue Nahrung. Demnach haben externe Run-off-Gesellschaften im Schnitt weit mehr Geld an der Börse und an ihre Muttergesellschaften ausgeschüttet, als im Branchenschnitt üblich.
Sogenannte Run-off-Versicherer betreiben kein Neugeschäft in der Lebensversicherung, sondern kaufen anderen Versicherern ihre hochverzinsten Altverträge ab, um sie dann abzuwickeln. Das hat ihnen den Vorwurf eingebracht, sie wollen sich auf Kosten der Altkunden ein goldenes Näschen verdienen. Ob bei Frank Plasberg, in der FAZ oder gar der Politik - „Run off“ ist ein kontrovers diskutiertes Thema.
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Die Kritik könnte mit einer Studie des Kölner Vivit-Institutes nun neue Nahrung erhalten. Für ihre aktuelle Untersuchung „Zahlenband - Geschäftsergebnisse der Lebensversicherung 2017“ haben die Domstädter die Geschäftsergebnisse der Lebensversicherer jenen von acht Run-off-Gesellschaften gegenübergestellt. Das Ergebnis: Diese schütten weit höhere Gewinnanteile an Aktionäre und Muttergesellschaften aus als im Branchenschnitt. Über die Studie berichtet am Dienstag die Webseite „fondsprofessionell Online“.
Die nackten Zahlen: Deutsche Versicherer schütten im Schnitt von Bruttoüberschuss vor Steuern 17,13 Prozent an ihre Aktionäre aus, während sie 70,92 Prozent an die Versicherungsnehmer weitergeben, so berichtet „fondsprofessionell“. Ganz anders gestaltet sich das Verhältnis hingegen bei den acht untersuchten Bestandsabwicklern. Sie geben 40,95 Prozent des Bruttoüberschusses an Aktionäre oder Konzernmütter, aber nur 46,69 Prozent an den Kunden.
Run-off-Versicherer legen anteilig weniger Eigenkapital zurück
Auch beim Eigenkapital zeigen sich die untersuchten Run-off-Gesellschaften weit weniger engagiert. So würden sie nur 0,32 Prozent ihres Bruttoüberschusses zur Stärkung der eigenen Kapitalausstattung aufwenden, während es im Branchenschnitt 6,27 Prozent seien. Kivi-Geschäftsführer Michael Thiemermann verweist jedoch gegenüber fondsprofessionell darauf, dass es sich um eine Ein-Jahres-Betrachtung handle, die Zahlen noch wenig aussagekräftig seien. Es fehle unter anderem eine Einrechnung der Versicherer, die ihre Bestände intern in einen Run-off überführt haben.
Der Verkauf von Altbeständen an externe Run-off-Gesellschaften ist auch innerhalb der Branche umstritten. Die Generali Deutschland wird die Mehrheitsanteile von rund vier Millionen hochverzinsten Lebensversicherungen an einen externen Run-off-Dienstleister verkaufen: die Viridium Gruppe. Dem entgegen hat sich mit der Allianz ein anderes Branchen-Schwergewicht gegen solche Verkäufe ausgesprochen:
Er könne schon verstehen, wenn sich Kunden verschaukelt fühlen, äußerte Allianz-Chef Oliver Bäte indirekt Verständnis für die Run-off-Kritiker. Aktuell plane die Allianz einen solchen Schritt in Deutschland nicht, auch wenn er den Verkauf von Beständen nicht gänzlich ausschließen wolle: „Wer weiß, was passiert, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt“, so Bäte . Aber es sei Aufgabe der Versicherer, „dafür zu sorgen, dass wir unsere Versprechen für die Kunden halten"(der Versicherungsbote berichtete).
BaFin wacht über Kundenrechte
Gegen die Kritik positioniert sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). In einem Beitrag aus dem BaFin-Magazin 07/2018 betont die Finanzaufsicht, dass sie streng über die Einhaltung aller Kundenrechte wache.
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Auch nach dem Verkauf „unterliegt das betroffene Versicherungsunternehmen der vollständigen Versicherungsaufsicht durch die BaFin“, heißt es im Text des BaFin-Artikels. Vertragliche Garantien würden ebenfalls bestehen bleiben. „Bei Verträgen mit Überschussbeteiligung sind weiterhin die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, die sich unter anderem aus der Mindestzuführungsverordnung (MindZV) ergeben“, heißt es weiter (der Versicherungsbote berichtete).