Rund 5.000 Mitarbeiter beschäftigen die beiden Versicherer Provinzial Rheinland und Provinzial NordWest gemeinsam. Doch die Beschäftigten müssen sich nun auf einen Stellenabbau einstellen. Wie die Allgemeine Zeitung aus Münster am Donnerstag berichtet, sollen im Zuge der Fusion 500 Stellen abgebaut werden. Das Blatt beruft sich dabei auf Unternehmenskreise.

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Der Abbau der Arbeitsplätze solle sozialverträglich erfolgen, heißt es weiter. Also in der Regel über natürliche Fluktuation, Altersteilzeit- und Vorruhestands-Lösungen, ohne dass betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden.

Fusion zweier großer öffentlicher Versicherer

Dass die Provinzial Rheinland und Provinzial NordWest fusionieren wollen, haben beide Versicherer am Dienstag in einer gemeinsamen Absichtserklärung öffentlich gemacht. Formal soll die Provinzial Rheinland im kommenden Jahr ihre Anteile auf die Provinzial Nord-West übertragen.

Die neue Gesellschaft soll die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) haben, heißt es weiter in dem gemeinsamen Fusionspapier. Wichtige Standorte wie Kiel, Münster und Koblenz sollen ebenfalls erhalten bleiben - um den Preis gestrichener Arbeitsplätze, so lassen die neuen Informationen schlussfolgern.

Hintergrund der Fusionspläne ist, dass sich die Eigner der Versicherer, die Sparkassen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, in Zeiten niedriger Zinsen eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit versprechen. "Eine Fusion kann einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung und Steigerung der Ertragskraft, der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze beider Provinzial-Gruppen leisten“, sagte Patric Fedlmeier, Vorstandsvorsitzender der Provinzial Rheinland.

Besonders das Altersvorsorge-Geschäft der beiden Versicherer schwächelte zuletzt deutlich, während die Gesellschaften insgesamt gut dastehen. In der Lebensversicherung musste die Provinzial Rheinland 2017 ein Minus von 8,4 Prozent der Beitragssumme verkraften. Bei der Provinzial NordWest betrug der Einbruch gar 28,43 Prozent der Beitragssumme (der Versicherungsbote berichtete). Gemeinsam konnten die beiden Versicherer 2017 Prämien-Einnahmen von 5,6 Milliarden Euro erzielen.

Klausel gegen Privatisierung

Aufhorchen lässt laut AZ online eine Sperrklausel bei einem möglichen Zusammenschluss der beiden Versicherer. So soll eine Veränderungssperre bei den Anteilseignern festgeschrieben werden, womit eine Teilprivatisierung de facto ausgeschlossen wäre. Immer wieder wurde demnach über eine mögliche Privatisierung der beiden Versicherer spekuliert. Als mögliche Käufer wurden unter anderem die Allianz und die Ergo gehandelt (der Versicherungsbote berichtete).

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Bereits die Gewerkschaften hatten am Dienstag befürchtet, die Fusion könnte in einem Jobabbau münden. Ver.di-Sprecher Frank Schischefsky forderte die Versicherungen laut NDR auf, die Gewerkschaften in die Verhandlungen einzubinden, weil er einen Stellenabbau befürchte. "Denn aus der Summe dessen, was in den Medien berichtet worden ist, kann man ziemlich genau ablesen, dass Beschäftigteninteressen bei der Standortfrage bislang keine Rolle gespielt haben“, so Schischefsky.