Wer derzeit in Maklerforen unterwegs ist, der kann schnell den Eindruck gewinnen, das Verhältnis zwischen der deutschen Generali-Tochter und den ungebundenen Vermittlern sei schwer zerrüttet. Von einem „Vertrauensverlust“ ist dort zum Beispiel die Rede oder von „faulen Tricks“ des Versicherers. Die Makler fühlen sich von dem Versicherungsriesen nicht nur stiefmütterlich behandelt - sie haben gar den Eindruck, die Generali wolle ihnen langjährig betreute Kund*innen abspenstig machen und den Bestand zur DVAG umdecken.

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Aktueller Anlass für die Klagen: Erneut schickt die Generali Anschreiben, in denen sie Kund*innen darüber aufklärt, dass der bisherige „Generali-Berater“ fortan für die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) tätig sein wird. Hintergrund ist der Konzernumbau beim Versicherer. Rund 2.800 Ausschließlichkeitsvertreter, die bisher für die Generali tätig waren, sollen sich als Handelsvertreter der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) anschließen oder haben das bereits getan. Folglich gehen auch die Kunden- und Vertragsdaten, die aktuell bei der Generali Versicherung AG gespeichert sind, an die Allfinanz Aktiengesellschaft der DVAG über.

Erneutes Anschreiben - nun an Ausschließlichkeits-Kund*innen

Bereits im Frühjahr 2018 sorgte ein solches Anschreiben der Generali für Ärger unter den Maklern. Damals hieß es im Text: „Ab Mai 2018 wird ihr Generali-Berater in der Allfinanz Aktiengesellschaft DVAG…tätig sein“. Das Anschreiben wurde wahllos an Kund*innen verschickt, die bei einem Vertreter eine Versicherung der Generali oder einer ihrer Töchter hielten. Auch damals zeigte sich die Maklerschaft entrüstet. Von einer „dreisten Lüge“ und „grobem Foulspiel“ war die Rede - die Makler äußerten den Verdacht, ihre Bestände sollen zu der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) umgedeckt werden.

Im Frühjahr musste sich die Generali öffentlich für diese Anschreiben entschuldigen. Ein technischer Fehler habe dazu geführt, dass die Briefe wahllos an alle Kund*innen verschickt worden seien - auch an jene, die eben von Maklern betreut werden. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurde auf den Vorgang aufmerksam. Nun aber beharrt die Generali darauf, dass alles seine Richtigkeit habe.

Die aktuellen Rundschreiben würden nur Vertragsnummern enthalten, die sich in der Ausschließlichkeitsbetreuung der Generali beziehungsweise zukünftig in der Betreuung durch die DVAG befinden, teilte ein Sprecher dem Portal procontra-online.de mit. Damit sei gewährleistet, dass tatsächlich die betroffenen Kund*innen der früheren Generali-Vertreter angeschrieben werden.

Das Anschreiben sei erforderlich, weil der Wechsel der Generali-Vertreter zur DVAG kurz vor dem Abschluss stünde. Unter anderem müssten die Verbraucher über datenschutzrechtliche Sachverhalte aufgeklärt werden, da auch die persönlichen Daten der Versicherungsnehmer weitergegeben werden. „Sie können jederzeit der Vertragsbetreuung durch Ihren neuen Allfinanz-Berater widersprechen“, heißt es im Anschreiben.

Kritik: Schreiben erneut missverständlich

So weit, so korrekt. Doch das Anschreiben erhalten nun erneut auch Kund*innen, die sowohl von einem früheren Generali-Vertreter betreut werden - andere Verträge aber durch einen Makler vermittelt bekamen. Viele Makler kritisieren nun in den Online-Gruppen, das Anschreiben sei missverständlich. So heißt es unter anderem: „Ihr damaliger Generali-Berater ist nicht mehr für die Generali Gruppe tätig. Er kann Sie daher im Rahmen unseres Exklusivvertriebes nicht mehr betreuen.“ Weiß der Kunde oder die Kundin, dass damit nicht der Makler gemeint ist?

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All diese Formulierungen sind korrekt - mit Blick auf die Ausschließlichkeit. Doch hier sei darauf verwiesen, dass viele Verbraucher mit den Vertriebswegen und ihren Unterschieden nicht vertraut sind. So kritisieren in den Makler-Foren nun freie Vermittler, sie müssten ihre Kund*innen aktiv darüber informieren, dass sie Ansprechpartner für die früheren Makler-Verträge bleiben. Auch der Maklerpool Fonds Finanz fürchtet Missverständnisse. Die Münchener informieren ihre angeschlossenen Makler derzeit über den Generali-Brief, damit die Makler das Gespräch mit den angeschriebenen Versicherungsnehmern suchen können.

Warum klärt Generali nicht auf, dass für Maklerkunden der Ansprechpartner bestehen bleibt?

Die Generali hätte eventuelle Missverständnisse selbst aus den Weg räumen können. Dafür hätte ein einfacher Nebensatz im Anschreiben genügt: ein kurzer Hinweis, dass sich im Betreuungsverhältnis von Maklerkund*innen künftig nichts ändern wird, sondern der alte Ansprechpartner bestehen bleibt. Bei dieser Info handelt es sich für die Verbraucher eben keineswegs um eine Selbstverständlichkeit, wenn sie nicht explizit mit den Vertriebswegen und den Hintergründen beim aktuellen Konzernumbau der Generali vertraut sind. Der Versicherungsbote hat die Generali damit konfrontiert, weshalb sie in den Anschreiben nicht auch darüber informiert hat, dass sich für Makler-Kund*innen eben nichts ändern wird. Eine Antwort steht bisher aus.

Dass sich die Makler bei dem Versicherer stiefmütterlich behandelt sehen, kommt nicht von ungefähr. Bereits 2016 hat die Generali Versicherungsmakler bei den Altersvorsorge- und Biometrie-Produkten vor die Tür gesetzt: Sie dürfen seither nur noch von der Ausschließlichkeit im Neugeschäft vertrieben werden. Nach und nach folgten weitere Produkte, die für Makler Tabu waren. Künftig sollen Versicherungsmakler ausschließlich Produkte der Firmentochter Dialog vertreiben dürfen, während die Policen der Generali der DVAG vorbehalten bleiben sollen (der Versicherungsbote berichtete).

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Zugleich hat Philippe Donnet, Chef der italienischen Generali Gruppe, in einem Interview mit dem "Handelsblatt" angekündigt, die Marke Generali künftig stärken zu wollen - und auch im Marketing mehr als bisher auf die Generali als Marke zu setzen (der Versicherungsbote berichtete). Welche Rolle wird dann der Dialog zukommen? Branchenbeobachter werten die neue Firmenstrategie als schleichenden Abschied vom Maklergeschäft, das im Firmenverbund eine immer kleinere Bedeutung einnehmen dürfte. So ist die Dialog eine vergleichsweise kleine Firmentochter in der Generali Gruppe. Im Geschäftsjahr 2017 konnte die Dialog nach eigenen Angaben insgesamt 47.434 Verträge im Neugeschäft vermitteln - Peanuts für einen Milliarden-Konzern wie die Generali.

Radikaler Unternehmensumbau

Die Generali Gruppe treibt derzeit einen radikalen Umbau ihrer deutschen Firmentöchter voran. Dabei sorgte sie gleich mehrfach für Aufhorchen in der Branche. Zum einen wird sie die AachenMünchener einstampfen – eine traditionsreiche Marke, deren Geschichte bis ins Jahr 1825 zurückreicht. Die AachenMünchener ist nach laufenden Beiträgen der zweitgrößte Lebensversicherer in Deutschland und betreut mehr als 4,3 Mio. Kunden. Zukünftig soll der Versicherer unter dem Namen Generali firmieren.

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Darüber hinaus will die Generali ihre Tochter Generali Leben an den Run-off-Versicherer Viridium verkaufen. Es geht um ein echtes Schwergewicht auf dem deutschen Markt: Der Lebensversicherer hatte im Geschäftsjahr 2016 Beitragseinnahmen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro und Kapitalanlagen von 42 Milliarden Euro. Des Weiteren soll der Vertrieb bei der Generali Deutschland eingestampft werden bzw. den Arbeitgeber wechseln. Die 2800 deutschen Generali-Vertreter sollen künftig für den größten deutschen Finanzvertrieb DVAG arbeiten, an dem Generali seit Langem 40 Prozent hält. Weitere 700 Vermittler, die fest bei der Generali angestellt sind, sollen ebenfalls zur DVAG wechseln und dann als Handelsvertreter agieren.

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