Die Basler Versicherungen haben ein Anschreiben an ihre Kund*innen überarbeiten müssen, das die Marktwächter Finanzen als bewusste Verbrauchertäuschung gegeißelt hatten. Das berichtet die Watchdog-Organisation auf ihrer Webseite. Mit dem Anschreiben habe die Basler versucht, ihre Versicherten zur vorzeitigen Aufgabe ihrer Lebensversicherung zu drängen. Mindestens 1.700 Sparer hätten seit 2016 ein solch irreführendes Anschreiben erhalten.

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Das Markwächter-Team habe jedoch Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen Einzelfall handle. Auch andere Versicherer könnten Versuchen, mit irreführenden Anschreiben Altersvorsorge-Sparer aus ihren Verträgen zu locken. Deshalb rufen die Verbraucherschützer nun dazu auf, irreführende Kunden-Anschreiben einzusenden.

“Ihre Versicherung läuft ab!“

Konkret habe die Basler Kund*innen mit einer Lebensversicherung angeschrieben, deren Abrufphase kurz bevor stand. Das ist jener Zeitraum, in dem sich der Versicherte bereits vor Ende der Vertragslaufzeit die zu diesem Zeitpunkt erreichte Leistung auszahlen lassen kann. Das Problem hierbei: Keineswegs bedeutet dies, dass der Vertrag ausläuft. Die Kund*innen hätten ihren Vertrag noch viele Jahre fortführen können.

Sandra Klug, Teamleiterin bei Markwächter Finanzen. Quelle: marktwaechter.deGerade bei hochverzinsten Altverträgen mit langer Laufzeit kann das für die Versicherten sehr lohnend sein: noch in den 90er Jahren haben die Versicherer einen Garantiezins auf den Sparanteil von stolzen vier Prozent gewährt. Die Versicherer aber ächzen unter der Last ihrer alten Verträge. Sie haben selbst Probleme, diese Zinsen aktuell zu erwirtschaften. Zudem müssen sie für die Policen viel Eigenkapital als Sicherheit zurückhalten.

Deshalb wollen manche Versicherer ihre Altkunden lieber heute als morgen loswerden oder in neue Verträge umdecken. Und das auch mit grobem Foulspiel, so kritisieren die Marktwächter. So habe die Basler im versendeten Anschreiben suggeriert, die Lebensversicherung laufe ab und könne nicht weitergeführt werden: bewusst irreführend.

Konkret hieß es in einer Passage des Anschreibens: „… nun ist es so weit: Ihre Versicherung läuft ab und der Auszahlungsbetrag steht in Kürze für Sie bereit.“ Tatsächlich lief in einem den Marktwächtern vorliegenden Fall die Versicherung erst 2026 ab. Der Vertrag hätte folglich noch lange fortgeführt werden können.

„Die Möglichkeit, den Vertrag bis zum vereinbarten Ablaufdatum regulär fortzusetzen, spiegelte sich im Schreiben der Basler nicht wider“, kritisiert Sandra Klug, Teamleiterin bei den Marktwächter Finanzen. „Vielmehr suggerierte diese Formulierung aus unserer Sicht, die Versicherung sei vertragsgemäß beendet und der Auszahlungsbetrag abzurufen.“

Basler zeigte sich kooperativ - Gibt es andere schwarze Schafe?

Aber die Marktwächter finden auch lobende Worte. So habe sich die Basler kooperativ gezeigt und das Anschreiben überarbeitet, berichtet Klug. Dennoch: die Verbraucherorganisation vermutet, dass auch andere Versicherer derartige Anschreiben verschicken, in denen Verbraucher zur Aufgabe oder Umdeckung hochverzinster Altverträge bewegt werden sollen. Deshalb bittet die zuständige Verbraucherzentrale Hamburg nun die Kundinnen und Kunden von Lebensversicherern um Mithilfe.

Verbraucher, die ein Angebot für eine vorzeitige Vertragsbeendigung von ihrem privaten Lebens- oder Rentenversicherer erhalten haben, werden gebeten, ihre Erfahrungen zu schildern und entsprechende Briefe der Versicherungsgesellschaft einzusenden – wahlweise per E-Mail an fmw@vzhh.de, per Fax an (040) 24832-2105 oder auf dem Postweg an die Verbraucherzentrale Hamburg, Marktwächter Finanzen, Kirchenallee 22, 20099 Hamburg.

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