Mütterrente für 144.000 Frauen gekürzt oder gestrichen
Knapp 144.000 Frauen, die 2017 in den Ruhestand gingen, ist die Mütterrente ganz oder teilweise gestrichen worden. Betroffen sind vor allem Frauen in Ostdeutschland, die in der früheren DDR erwerbstätig waren. Der Grund: Sie verdienten schlicht zu viel. Das geht aus Zahlen des Bundesarbeitsministeriums hervor.
Ist die Erziehung von gutverdienenden Frauen weniger wert? So könnte man polemisch zugespitzt fragen anlässlich aktueller Zahlen, die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) recherchiert hat. Rund 144.000 Neurentnerinnen, die 2017 in den Ruhestand gegangen sind, verlieren demnach ihren Anspruch auf Mütterrente oder erhalten deutlich weniger.
Anzeige
Die Ursache: Die Frauen verdienten zwischenzeitlich einfach zu viel. Laut Sozialgesetzbuch werden Rentenpunkte für die Kindererziehung gekürzt, wenn das beitragspflichtige Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze zur gesetzlichen Rentenversicherung liegt. Aktuell liegt die Beitragsbemessungsgrenze bei 6.500 Euro Bruttolohn in Westdeutschland und 5.800 Euro im Osten.
Vor allem Frauen in Ostdeutschland betroffen
Betroffen sind vor allem Frauen in Ostdeutschland, wie eine Sonderauswertung der Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) zeigt. Demnach wurden 2017 in genau 145.294 Fällen die Rentenpunkte für Kindererziehung gekürzt und die Rente entsprechend nach unten korrigiert. 143.349 der Betroffenen waren weiblich. Rund zwei Drittel der Frauen bzw. 92.946 kamen aus Ostdeutschland. Aber auch in den westlichen Bundesländern wurden für 50.403 Ruheständlerinnen die Renten beschnitten.
Die Linken im Bundestag sehen die Praxis kritisch und fordern, dass die Mütterrente allen erziehenden Müttern (und Vätern) zugute kommt: unabhängig vom Einkommen. „Die Mütterrente begünstigt das westdeutsche Ideal der Hausfrau und Mutter, während berufstätige Mütter leer ausgehen. Schon heute geht die Mütterrente an der Lebenswirklichkeit im Osten völlig vorbei“, sagte der Bundestagsabgeordnete Matthias Höhn dem RND.
Anzeige
Für das Jahr 2019 hat die Bundesregierung Korrekturen bei der Mütterrente beschlossen. Erziehenden werden für Kinder, die vor 1992 auf die Welt gekommen sind, nun ohne Einschränkung sechs Monate bzw. 0,5 Entgeltpunkte extra bei der Rente gutgeschrieben. Frauen mit drei und mehr Kindern erhalten einen zusätzlichen vollen Entgeltpunkt für jedes Kind angerechnet. Ein Entgeltpunkt entspricht aktuell einem Rentenwert von 32,03 Euro Monatsrente für Westdeutschland und 30,69 Euro für Ostdeutschland.