Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Für diese Binsenweisheit erst einmal einen Fünfer ins Phrasenschwein. Aber ernsthaft: Wem helfen Kalendersprüche schon weiter? Bei der Geldanlage lässt sich auf Aphorismen prima verzichten.

Anzeige

Am Beispiel der neuen Indexzusammenstellung in MDAX, SDAX und TecDAX lässt sich sehr gut veranschaulichen, warum dunkle Prognosen im Rahmen der Index-Umstellung irreführend waren. Auguren sagten steigende Bewertungen bei Aktien und steigende Preise bei ETFs voraus. Nichts davon traf ein.

falsche Börsenpropheten

Seit dem 24. September entfällt die gewohnte Trennung zwischen Tech und Classic-Segment der Deutschen Börse. Bedeutet: Der Mittelstandsindex MDAX und das Technologiebarometer TecDAX erhielten Zuwachs durch neue Titel. Zusätzlich wurden MDAX und SDAX vergrößert. Zehn neue Mitglieder sind es für den MDAX, der so auf 60 Konzerne kommt. Der SDAX wuchs sogar um 20 Werte und zählt seither 70 Mitglieder. Damit aber nicht genug. Denn fortan sind auch Doppelmitgliedschaften möglich. So sind beispielsweise die DAX-Konzerne Deutsche Telekom und SAP fortan auch im TecDAX zu finden.

Einige Prognosen sahen nun stark steigende und fallende Aktienkurse voraus. Die Annahme: Da sich die Indizes verändern, müssten Anbieter von ETFs verstärkt nachkaufen und umschichten, um die Portfolios der neuen Realität anzupassen. So mussten Titel der Commerzbank verkauft werden, da sie den DAX verlassen hat und Positionen in Wirecard aufgebaut werden, die wiederum ihren Platz in Deutschlands Leitbarometer einnimmt. Aufgrund der hohen Volumina der Index-Anbieter würden diese die Aktiennotierungen der Aufsteiger rasant ankurbeln. Das ist nur bedingt zutreffend. Fakt ist: Allein in den sechs größten DAX-ETFs stecken mehr als 16 Milliarden Euro an Kundengeld. Das ist eine Menge Geld. Vergleichsweise allerdings „lediglich“ 1,5 Prozent aller 30-Dax-Aktien in Summe.

Wird jetzt alles teurer?

Zudem ist es längst nicht so, dass mit dem Datumswechsel auf den 24. September, also dem Tag der Umstellung, alle ETF-Anbieter ihre Kauf- und Verkauf-Orders platzierten. Etwa seit Mitte August hat die Deutsche Börse sogenannte Schattenindizes veröffentlicht. Darin war bereits die Zusammensetzung der Indizes öffentlich zugänglich. Auf diese Weise hatten alle Marktteilnehmer die Chance, sich auf den großen Tag vorzubereiten. Und das taten und tun insbesondere alle Investmenthäuser gewissenhaft. Dabei arbeiten die Gesellschaften eng mit Brokern zusammen, um größere Marktverwerfungen zu vermeiden. Zudem sind vom Gesamtvolumen, welches die ETF-Anbieter halten, jene abzuziehen, die den Index nicht physisch replizieren. Also ETFs, die keine Aktien kaufen und halten, sondern die Entwicklung mittels eines Tauschgeschäfts, eines sogenannten Swaps, nachvollziehen. So gesehen war es einfach vorherzusehen, dass die Prognosen, die von Kursverwerfungen ausgingen, falsch sein müssen.

Anzeige

Auch die Preise von ETFs verändern sich – zumindest in Folge der Indexumstellung – nicht. Schließlich bleibt der Wert des Produkts selbst unberührt. Lediglich das investierte Kapital wird folglich in einem anderen Verhältnis auf die enthaltenen Titel verteilt und angelegt. Dies passiert übrigens bei jeder unterjährigen Indexanpassung. Anleger können also beruhigt sein, weder steigen die Preise, noch explodieren die Aktienkurse. Merke: There ain´t no such thing as a free lunch. Sinngemäß: Es gibt nichts geschenkt. Schon gar nicht an der Börse. Dafür einen Fünfer ins Phrasenschwein.