Wenn Kundinnen und Kunden einen Versicherungsvertrag abschließen wollen, suchen sie noch immer am häufigsten einen Einfirmenvermittler auf. Das geht aus der aktuellen Vertriebswegestatistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. In allen drei Sparten: Lebensversicherung, Krankenversicherung und Schaden/Unfall haben demnach die Vertreter die Nase vorn. Die Marktanteile wurden anhand der Beitragssumme berücksichtigt.

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Am größten ist der Anteil der Vertreter in der privaten Krankenversicherung. Mehr als jeder zweite Vertrag (56,8 Prozent) wird in dieser beratungsintensiven Sparte über einen Vertreter abgeschlossen. Allerdings büßte die Ausschließlichkeit gegenüber dem Vorjahr 0,2 Prozentpunkte ein. Im Schaden- und Unfallgeschäft vereinen die Agenturen 46,2 Prozent des Neugeschäfts auf sich (-0,1 Prozentpunkt) und in der Lebensversicherung 40,5 Prozent (-0,7 Prozentpunkte).

Bei den leicht sinkenden Marktanteilen der Ausschließlichkeitsvermittler gilt es zu bedenken, dass ihre Zahl seit Jahren sinkt. Allein im ersten Quartal 2018 verlor die Branche erneut knapp 9.500 Vertreter (der Versicherungsbote berichtete).

Vertriebswegestatistik des GDV 2017. Quelle: GDV

Versicherungsmakler in allen Sparten zweitwichtigster Vertriebskanal

Positiv aus Sicht der Maklerbranche ist, dass sich Versicherungsmakler in allen Sparten als zweitwichtigster Vertriebskanal behaupten können. Den größten Anteil am Neugeschäft haben sie in der Lebensversicherung mit 27,5 Prozent aller Beiträge im Neugeschäft. Hier konnten sie ihren Anteil sogar um 1,4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr ausbauen. Stabil hielten die Makler ihren Anteil in der privaten Krankenversicherung: Wie im Vorjahr erlösten sie hier 26,9 Prozent des Neugeschäfts.

Vergleichsweise deutlich büßten die Versicherungsmakler hingegen bei der Schaden- und Unfallversicherung ein. Hier verloren sie 0,8 Prozentpunkte, was wohl auch auf die steigende Bedeutung des Online-Direktvertriebs in der Sparte zusammenhängt (siehe unten). Dennoch erzielten sie auch hier 26,4 Prozent des Neugeschäfts.

Bedeutung des Online-Vertriebs wächst in allen Sparten

Und wie sieht es bei den Online-Vertriebswegen aus? Entgegen aller Prognosen, wonach die Deutschen bald nur noch über Alexa, Siri und Co. ihre Versicherungen abschließen werden, ist der Anteil des Direktvertriebes am Neugeschäft noch immer marginal. Dennoch lässt sich feststellen, dass der Vertrieb per Mausklick in einigen Sparten deutlich zulegen konnte. Dem Direktvertrieb rechnet der GDV auch Online-Makler wie Check24 oder Verivox zu, um eine ausreichende Trennschärfe zu den „traditionellen“ Vertriebswegen herzustellen.

Besonders schwer hat es der Direktvertrieb in jenen Sparten, in denen es zumeist um komplexe und beratungsintensive Verträge geht. Ganze 2,2 Prozent des Neugeschäfts vereint der Direktkanal etwa in der Lebensversicherung auf sich: Hier sank der Anteil sogar leicht um 0,1 Prozentpunkte. Anders hingegen in der Krankenversicherung. Hier wuchs der Vertriebskanal um 0,6 Prozentpunkte auf nun 7,3 Prozent Neugeschäfts-Anteil. Das kann schon als kleiner Achtungserfolg verbucht werden.

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Am häufigsten aber schließen die Bürger in der Schaden- und Unfallversicherung ihre Versicherungen online ab. Immerhin 15,0 Prozent kann der Direktvertrieb hier auf sich vereinen und baute seinen Neugeschäfts-Anteil um 1,1 Prozentpunkte aus. Als Treiber erweist sich einmal mehr die Kfz-Police: Nahezu ein Fünftel des Neugeschäfts-Volumens in der Autoversicherung (19,3 Prozent/Vorjahr: 18,5 Prozent) wird im Netz abgeschlossen – direkt beim Versicherer oder über ein Vergleichsportal.

Erstmals "Annual Premium Equivalent" in Leben-Sparte ausgewiesen

Die Kreditinstitute als Vertriebskanal mussten 2017 überall Einbußen bei den Neugeschäfts-Anteilen hinnehmen. Während die Verluste in der Krankenversicherung und Schaden-Unfallversicherung jeweils nur 0,1 Prozentpunkte betrugen (4,2 Prozent bei Kranken und 5,4 Prozent bei Schaden- Unfall), fällt vor allem das Minus in der Lebensversicherung und Altersvorsorge auf. Hier gaben die Banken und Sparkassen 1,2 Prozentpunkte an andere Vertriebskanäle ab, wobei sie immer noch fast ein Fünftel des Leben-Neugeschäftes vermitteln (18,7 Prozent).

Durchwachsen sind die Zahlen bei den Mehrfachvertretern. Sie konnten in der Krankenversicherung immerhin 0,3 Prozentpunkte hinzugewinnen und vereinen hier 3,4 Prozent des Neugeschäftes auf sich. Den höchsten Vertriebsanteil haben sich in der Lebensversicherung mit 6,5 Prozent der Neuabschlüsse, büßten hier aber wiederum 0,3 Prozentpunkte gegenüber 2016 ein. Im Schaden- Unfallgeschäft erlösten sie 2,8 Prozent des Neugeschäftes.

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Erstmals ‚Annual Premium Equivalent‘ für die Lebensversicherung ausgewiesen

Neugeschäft Leben 2017 nach dem APE. Quelle: GDV

Erstmalig wird dieses Jahr laut GDV ausgewiesen, welchen Anteil die Vertriebswege am Neugeschäft nach dem ‚Annual Premium Equivalent‘ (APE) haben. Diese in der Versicherungswirtschaft gebräuchliche Messgröße bezeichnet die Summe aller Prämieneinnahmen eines Jahres aus laufenden Beitragszahlungen und ein Zehntel aller Einnahmen aus Versicherungen mit Einmalzahlung. Die Laufzeit der Verträge findet dabei keine Berücksichtigung. Bei dieser Betrachtungsweise ergebe sich daher für die Lebensversicherung ein etwas anderes Bild. Über ein Viertel des Neugeschäftsvolumens wird demnach am Bankschalter vermittelt, berichtet der GDV (siehe Grafik).

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