Versicherungsbranche beim Führungsnachwuchs top: in der Unbeliebtheit!
Eine Studie zeigt: viele junge und gut gebildete Arbeitnehmer würden sich auf keinen Fall bei Banken und Versicherungen bewerben, wenn sie einen neuen Job suchen müssten. Nur ein Versicherer schaffte es in die „Top 100“ der beliebtesten Arbeitgeber – die Branche hat es beim top ausgebildeten Nachwuchs nicht leicht!
- Versicherungsbranche beim Führungsnachwuchs top: in der Unbeliebtheit!
- ...am Verdienst kann es nicht liegen
Umworbene umwerben: die „Young Professionals“
Sie sind auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt und werden intensiv von möglichen Arbeitgebern umworben: „Young Professionals“, junge Arbeitnehmer in den ersten Jahren nach ihrem Hochschulabschluss. Für die Versicherungsbranche aber heißt es in Zukunft wohl: Sie muss besondere Anstrengungen unternehmen, um diese Fachkräfte zu gewinnen. Denn beim bestausgebildeten Nachwuchs hat sie keinen leichten Stand.
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Das ergab eine Umfrage, die sich auf die Daten von immerhin 18.000 jungen Arbeitnehmern mit bis zu zehn Jahren Berufserfahrung stützen konnte, das „Young Professionals Barometer“ der Trendence Institut GmbH. Die Umfrage hatte zum Ziel, die attraktivsten Arbeitgeber und Branchen für junge Akademiker zu ermitteln. Durchgeführt wurde sie von Mai bis Juli 2018, nachlesbar sind die Ergebnisse im aktuellen „Bilanz“-Wirtschaftsmagazin von Oktober 2018. Besondere Ergebnisse zur Versicherungsbranche hat zudem die Seite „versicherungsjournal.de“ zusammengefasst.
Banken- und Versicherungsbranche: sehr unbeliebt ... aber nicht Schlusslicht
Die gute Nachricht vom schlechten Ergebnis: Das Schlusslicht in der Beliebtheitsskala stellt die Versicherungsbranche nicht. Zwar würden sich 35,2 Prozent der Young Professionals auf keinen Fall bei Banken oder Versicherungen bewerben, wenn sie einen neuen Job suchten – der „Spitzenrang“ bei der „Missliebigkeits-Frage“! Da die Studienmacher aber jene Stimmen gegenrechnen, die sich „auf jeden Fall“ in der Branche bewerben würden, schafft man es mit einem negativen Wert von minus 13 immerhin noch auf den vorletzten Platz der Beliebtheit. Noch unbeliebter ist die Medien- und Werbebranche mit einem Wert von minus 16,8. Bei den Versicherungen und Banken wurden auch die Krankenkassen eingerechnet.
Top-Arbeitgeber der Versicherungsbranche laut Ranking: Die Allianz
Beliebt aber als Arbeitgeber ist die Allianz Gruppe: Sie schafft branchenbezogen gleich einen doppelten Erfolg. Zum einen erreicht die Allianz als einziger Versicherer die „Top 100“ der beliebtesten Arbeitgeber – mit Platz 27. Zum anderen schafft sie im Arbeitgeber-Ranking der Versicherungen den ersten Platz und lässt den zweitplatzierten Versicherer weit hinter sich: 31,70 Prozent für die Allianz stehen gegen 10,80 Prozent für den zweitplatzierten Rückversicherer Munich Re.
Auf den Rängen der beliebtesten Arbeitgeber unter den Versicherungen folgend bis Platz 10: AXA (mit 5,40 Prozent), die Techniker Krankenkasse (mit 4,90 Prozent), die AOK (mit 4,10 Prozent), die R+V Versicherung (mit 4,00 Prozent), die HUK-Coburg (mit 2,90 Prozent) sowie die ERGO (mit 2,60 Prozent). Schlusslicht des Versicherer-Rankings ist, auf Platz 16, die DAK mit 0,5 Prozent.
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Auch für den akademischen Nachwuchs ist Deutschland eine Autonation
Beliebteste Branche des Rankings mit einem Beliebtheitswert von 42,1 ist die Automobilindustrie. Das spiegelt sich auch am Ranking der Arbeitgeber wider: auf dem Siegertreppchen der „Top 100“ landet die BMW Group mit 13,54 Prozent. Dahinter platziert: Die Bosch Gruppe (mit 12,56 Prozent), die AUDI AG (11,68 Prozent), die Porsche AG (9,85 Prozent) sowie Daimler/ Mercedes-Benz (mit 9,09 Prozent).
...am Verdienst kann es nicht liegen
Aber warum ist die Banken- und Versicherungsbranche bei frisch gebackenen Akademikern so unbeliebt? Glaubt man verschiedenen Studien, kann es zumindest am Verdienst nicht liegen: Sowohl die Versicherungsbranche als auch die Banken zahlen Fach- und Führungskräften ein überdurchschnittliches Gehalt.
So erreicht das Versicherungswesen bei einem nach Berufsgruppen aufgeschlüsselten Gehaltsvergleich der Jobbörse Stepstone den sechsten Platz der bestbezahlten Branchen, wenn man speziell auf die Bezahlung von Fach- und Führungspersonal schaut. Die Branche zahlt ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 62.687 Euro im Jahr. Immerhin mehr als 50.000 Spitzenkräfte werden von Stepstone regelmäßig befragt.
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Zudem werden laut dieser Studie in der Versicherungsbranche vergleichsweise hohe Jahreseinkommen (71.308 Euro) für Berufstätige mit einem Mathematik-, Informatik- oder Wirtschaftsinformatik- Abschluss gezahlt. Schon in den vergangenen Jahren fiel der Verdienstvergleich positiv für die Versicherungsbranche aus (der Versicherungsbote berichtete).
Die Ursachen müssen also woanders liegen. Das schlechte Image der Branche, der vergleichsweise hohe Leistungsdruck, lange unregelmäßige Arbeitszeiten und die Bedrohung des eigenen Jobs durch die Digitalisierung wurden schon als Ursache genannt, weshalb es die Branche schwer hat, neue Kräfte anzuwerben. Deshalb plagt die Branche ein echtes Nachwuchsproblem: Laut Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen (AGV) ist nur etwa jeder achte Mitarbeiter im Innen- und Außendienst der Versicherer 30 Jahre alt oder jünger. 2017 sagten in einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern 29 Prozent aller Versicherer und Banken, dass sie Probleme hatten, geeignete Bewerber für Lehrstellen zu finden (der Versicherungsbote berichtete).
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