Die Beschäftigten der Allianz in Deutschland sind zunehmend unzufrieden mit Allianz-Chef Oliver Bäte und der Konzernleitung. Das habe die diesjährige Mitarbeiter-Befragung ergeben, so berichtet das „Manager Magazin“ am Freitag. Demnach zeigen sich nur 46 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland überzeugt davon, dass Bätes Strategie den zukünftigen Erfolg des Unternehmens sichere. Im Jahr 2016 äußerten sich immerhin noch 60 Prozent zustimmend.

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Auch an der Glaubwürdigkeit der Konzernführung meldeten die Beschäftigten laut dem Bericht ihre Zweifel an. Nur gut ein Drittel fand, die Vorstände der Allianz handelten und kommunizierten glaubhaft. Ebenfalls ein enormer Vertrauensverlust gegenüber 2016, als immerhin noch mehr als jeder Zweite diese Frage bejahte (51 Prozent). Seit Mai 2015 ist Oliver Bäte Chef der Allianz und beerbte den langjährigen Firmenlenker Michael Diekmann, der 12 Jahre dem Konzern vorstand.

Unzufriedenheit auf dem Heimatmarkt

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass speziell auf dem Heimatmarkt die Zufriedenheit der Beschäftigten leidet. So wurden weltweit 100.000 Mitarbeiter befragt: bei den Auslands-Töchtern äußerten sich immerhin zwei Drittel der Beschäftigten zustimmend zu Bätes Unternehmens-Strategie.

Das mag kaum verwundern. Bäte hat den heimischen Mitarbeitern einen harten Sparkurs vermacht und treibt auch die Digitalisierung des Konzerns rasant voran. Beispiel Vertrieb: Den eigenen Vertretern wurde zu Jahresbeginn die Erfolgszulage für 2017 gestrichen - trotz Rekordergebnis der Allianz. Doch damit nicht genug. Rund 4.000 Agenturen sollen zudem eine wichtige Bestandsvergütung ersatzlos verlieren: die sogenannte Bestandssicherungsprovision (BSP).

Diese Provision wurde jährlich im Februar für das vergangene Geschäftsjahr gezahlt, wenn der Vermittler ein besonders niedriges Storno an Verträgen hatte: ein Indiz für treue und zufriedene Kunden. Doch die BSP soll zuletzt im Februar 2019 gezahlt werden und dann komplett entfallen. Die Allianz beruft sich darauf, dass sie Kosten einsparen müsse.

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Zugleich aber kooperiert der Versicherer nun mit dem Vergleichsportal Verivox, das nach Branchenkreisen hohe Provisionen für die Vermittlung von Verträgen erhält: Auf dem Portal werden die eigenen Kfz-Versicherungen angeboten. Auch den Bankvertrieb will die Allianz weiter ausbauen. Wo die eigenen Vertreter also den Rotstift deutlich zu spüren bekommen, geben die Münchener an anderer Stelle deutlich mehr aus - ein vermeintlicher Widerspruch, der die Glaubwürdigkeit der Konzernspitze erschüttert haben dürfte (der Versicherungsbote berichtete).

...Digitalisierung schnell und radikal

Der wichtigste Grund für die Unzufriedenheit dürfte aber darin liegen, dass Oliver Bäte die Digitalisierung der Allianz schnell und kompromisslos vorantreibt. Ein Milliarden-Projekt: allein das globale Digital-Programm „Single Digital Agenda“ soll 700 Millionen Euro kosten. Der Manager verwandelt den Konzern in einen High-Tech-Versicherer (der Versicherungsbote berichtete).

Unter anderem zielt das ehrgeizige Programm darauf, neue Möglichkeiten der Kundenansprache zu entwickeln, um Produkte weltweit online anbieten zu können. Versicherungs- und Assistance-Angebote sollen vollständig digital nutzbar sein. Dafür kooperiert die Allianz verstärkt mit Partnern wie AirBNB oder Autoherstellern, um Versicherungen verkaufen zu können.

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Auch im Innendienst werden vermehrt Jobs digitalisiert und von intelligenter Software übernommen, wo früher noch Menschen aus Fleisch und Blut saßen. Aus Sicht von Oliver Bäte ist diese Strategie überlebensnotwendig für die Münchener, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. So klagte er unter anderem in einem FAZ-Interview, Deutschland habe keine digitale Agenda und verspiele so seine Zukunftsfähigkeit (der Versicherungsbote berichtete).

Dabei darf nicht vergessen werden, dass Bäte den Konzern in einer schwierigen Phase übernahm, auch wenn ihm Vorgänger Diekmann ein Rekordergebnis mit auf den Weg gab. Offene Baustellen waren unter anderem der radikale digitale Umbruch, verstärkte Regulierungsanforderungen in Europa durch IDD und Solvency II sowie die Krise der Leben-Sparte infolge des Niedrigzinses. Hier kann Bäte durchaus Erfolge vorzeigen: Im deutschen Leben-Neugeschäft wuchs die Allianz zum Beispiel 2017 gegen den Markttrend um 21 Prozent.

Einfachere, standardisierte Produkte

Um Policen leichter online anbieten zu können, will Bäte auch die Produkte deutlich vereinfachen und standardisieren. “Wir arbeiten an vielen Stellen viel zu komplex“, sagte er im Mai bei der Hauptversammlung der Allianz in München. „Die Straußeneier des Wettbewerbs sind Produktivität, Einfachheit und Innovation“. Als positives Beispiel für radikale Vereinfachung nannte er die eigene Auslandstochter in Spanien. Dort können die Autofahrer zwischen maximal zwei Kfz-Tarifen wählen (der Versicherungsbote berichtete).

Weniger und einfachere Policen für den Online-Vertrieb: Ist das die richtige Strategie? Dass die Technik scheinbar nicht immer reibungslos funktioniert, erschwert die Toleranz unter den Mitarbeitern. In internen Gruppen klagen Vertreter über massive technische Probleme beim Umbau der IT-Struktur. Viele Anträge und Geschäftsvorfälle würden "doppelt oder dreimal so lange wie früher" dauern, schreibt ein Allianz-Vertreter. Es sei "nicht mehr akzeptabel", wie viel Zeit die Vertreter mit "Kontrolle, Berichtigung, Korrektur oder ähnlichem" verbringen müssten, weil die IT-Systeme nicht wie geplant arbeiten würden (der Versicherungsbote berichtete).

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Aus den Wortmeldungen in den geschlossenen Allianz-Gruppen geht hervor, dass speziell einige Agenturen die Strategie Bätes als offene Kriegserklärung werten. Sie befürchten, dass sie dauerhaft ersetzt werden sollen. Doch auf der Versicherungsmesse DKM in Dortmund hob Allianz-Vorstandsmitglied Markus Faulhaber noch einmal hervor, dass auch Deutschlands größter Versicherer auf persönliche Beratung setze: trotz Digitaloffensive. „Wir bauen alle digitalen Geschäftsmodelle mit Vermittlerintegration“, so Faulhaber (der Versicherungsbote berichtete).

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