Würden Sie einem Versicherungs- oder Finanzberater das eigene Kind anvertrauen - und sei es nur für wenige Stunden? Wer in der Branche tätig ist, würde diese Frage wohl mit „Warum nicht?“ beantworten. Doch viele Menschen in diesem Land sehen das anders:

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Nur etwa jeder vierte Deutsche (23 Prozent) bringt demnach dem Beruf des Versicherungsvertreters großes Vertrauen entgegen, so zeigt eine jährliche Umfrage des GFK-Vereins. Auch wenn Makler und Finanzvermittler nach § 34f in der Studie nicht abgefragt werden, dürften sie kaum höheres Vertrauen in der Bevölkerung genießen, können doch viele Menschen die Vertriebswege kaum auseinander halten. Allein Politiker haben ein noch schlechteres Image.

Initiative vertritt 100.000 Vermittler

Eine Initiative hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, das Image der unabhängigen Finanz- und Versicherungsvermittler deutlich aufzupolieren. „Zukunft für Finanzberatung e.V.“ heißt der Verein, der am 25. Oktober bei der Branchenmesse DKM in Dortmund gegründet wurde. Als „imagebildendes Sprachrohr aller beratenden Berufe in der Finanz- und Versicherungswirtschaft“ wolle man wirken, so heißt es auf der Webseite der Initiative. Und weiter: „Unser vornehmliches Ziel ist die Beförderung eines positiven Branchenimages in der Öffentlichkeit“.

Christian Schwalb ist Vorsitzender der Brancheninitiative Zukunft für Finanzberatung. Quelle: zukunftfuerfinanzberatung.deDamit die Lobbyarbeit gelingt, hat man Expertise aufgefahren. Zwölf Gründungsmitglieder zählt der Verein aktuell: darunter Vermittlerverbände wie der AfW - Bundesverband Finanzdienstleistung und der Interessenverband Deutscher Versicherungsmakler (IGVM). Auch Finanzdienstleister sind mit im Boot, etwa Profinanz, Lieblingsmakler, Compexx oder BSC Allfinanz. Nach Angaben vertritt der Verein mehr als 100.000 Unternehmen und Vermittler. Erster Vorsitzender ist Christian Schwalb, Geschäftsführender Gesellschafter der SCALA & Cie Holding. Als zweiter Vorsitzender wurde Rainer Demski berufen, Geschäftsführender Gesellschafter & Chefredakteur der ebenfalls beteiligten NewFinance Mediengesellschaft.

“Wieder positive Storys erzählen“

Was aber genau hat der Verband geplant? Ein Blick auf die Webseite verrät, dass man mehr will als nur das Image befördern. Es geht auch um Networking, politische Einflussnahme - und die Gewinnung von Nachwuchs. „Unsere Ziele sind: Der Branche wieder ein attraktiveres Bild in der Außendarstellung zu verschaffen, der wachsenden Überalterung durch Nachwuchs und Neueinsteiger zu begegnen sowie langfristig alle Branchenteilnehmer und -verbände ein Stück besser zu vereinen“, sagt Christian Schwalb in einem Interview mit „AssCompact“.

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Das beinhaltet auch, „wieder positive Stories zu erzählen“. Hier sei daran erinnert, dass in den Medien ein mitunter einseitiges Bild vermittelt wird. Die Beraterbranche kommt in der Regel dann in der Berichterstattung vor, wenn über Skandale zu berichten ist - vermeintliche Provisionsexzesse, Falschberatungen oder bei Anlegerskandalen wie jüngst die Insolvenz des Container-Anbieters P&R, wo Kleinanleger drohen, ihre gesamte Altersvorsorge zu verlieren. Dass es viele Vermittler gibt, die gut, seriös und erfolgreich ihre Kundinnen und Kunden seit Jahren betreuen, wird hingegen seltener Thema: es ist schlicht keine Nachricht wert. „Bad News are good news“, heißt ein gängiges Klischee der Medienbranche.

Nachwuchs gewinnen - und politische Lobbyarbeit

Doch nicht nur erfolgreiche Arbeit mit und für den Kunden soll Thema werden - sondern auch die Chancen der Branche. Die Versicherungs- und Finanzvermittler haben ein Nachwuchsproblem: der Altersschnitt liegt laut nicht repräsentativen Umfragen von AssCompact und der Fachhochschule Dortmund bei knapp 50 Jahren. Das liege nicht etwa an Geschäftsmodellen und Jobangeboten, so ist sich Schwalb sicher. „Wir scheitern viel mehr schon daran, überhaupt mit neuen Interessenten in Kontakt zu kommen. Hier müssen wir aus unserer Sicht ansetzen, wir müssen neue Kommunikationspunkte schaffen, um potenzielle Nachwuchskräfte zu erreichen“, sagt er AssCompact. Hier sollen unter anderem regionale Informations-Veranstaltungen helfen, den Nachwuchs gezielt anzusprechen.

Dass auch politische Lobbyarbeit gelingen kann, zeigt die jüngste Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie IDD in deutsches Recht. Der ursprüngliche Gesetzentwurf sah unter anderem vor, dass sich Versicherungsmakler nicht mehr direkt vom Kunden mittels eines Honorars hätten vergüten lassen dürfen. Sie hätten künftig allein ihre Vergütung vom Versicherer erhalten. Es war dem massiven Protest von Vermittlerverbänden und Maklern geschuldet, dass diese Regel aus dem Gesetzentwurf gestrichen wurde. Makler haben weiterhin die Möglichkeit, sich für Servicedienstleistungen oder auch die Vermittlung von Nettopolicen oder Beratungsleistungen, die letztlich nicht zum Versicherungsabschluss führen, vom Kunden vergüten zu lassen.

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An dieses erfolgreiche Intervenieren will der Verein anknüpfen - drohen doch zum Beispiel mit dem Provisionsdeckel weitere Schranken für die Branche. "Das jüngste Gesetzgebungsverfahren um die IDD war ein lebendes Beispiel dafür, was die Branche im Stande ist zu leisten, wenn Sie in wesentlichen Fragen eine einheitlichere Sprache spricht", so Schwalb.

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