Wer ein altes Auto fährt, der hat vor allem die Wertsteigerung des Fahrzeuges im Sinn? Glaubt man einer aktuellen Umfrage von Kantar TNS im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox, dann ist dies ein Vorurteil. Nur dreizehn Prozent der Oldie-Besitzer verstehen demnach ihr Auto als Wertanlage. Weitere 14 Prozent gaben zu Protokoll, sie sehen in ihrem Auto ein Statussymbol.

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Weil es Liebe ist: Oldie-Fans wollen fahren! Und basteln.

Die meisten Oldtimer-Besitzer haben laut Umfrage andere Motive, warum sie ein Jahrzehnte altes Modell neueren Hightech-Autos vorziehen. Sie sind Liebhaber und wollen ihr Fahrzeug auch tatsächlich auf die Straße bringen. So sagen 79 Prozent, sie schätzen maßgeblich den Fahrspaß, der mit dem alten Auto verbunden sei. 69 Prozent betrachten ihr Auto außerdem als Liebhaber-Stück.

„Das einzigartige Erlebnis, mit einem Oldtimer unterwegs zu sein, ist und bleibt das wichtigste Motiv unter ihren Besitzern. Dies verwundert wenig, sind klassische Fahrzeuge doch ein Stück weit Lebensgefühl“, kommentiert Rainer Peukert, Partnership Manager Classic Cars bei Hiscox. Folglich beschreibt sich auch die überwiegende Mehrheit (81 Prozent) als „Ausfahrer“: Sie nutzen ihr Auto in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen.

Mehr als die Hälfte der Befragten gibt darüber hinaus zu Protokoll, am Auto auch regelmäßig selbst zu basteln und herumzuschrauben. Hier darf mit Recht vermutet werden, dass es einen ganz besonderen Wert für die Besitzer hat, wenn ihr Auto unter den eigenen Händen wieder Glanz, Strahlkraft und Fahrbereitschaft erlangt. Es geht nicht nur um den Besitz und Fahrspaß - Oldtimer-Liebhaber wollen ihr Auto auch selbst wieder rekonstruieren.

Mehrheit der Oldtimer-Besitzer hat „normalen“ Kfz-Tarif

Doch versichern die Autofreaks ihren Oldtimer auch wie einen Oldtimer? Die Antwort lautet: jein. Denn die Mehrheit (60 Prozent) hat ihr Liebhaberstück mit einer „konvetionellen“ Kfz-Versicherung versichert. Eine spezielle Oldtimer-Versicherung besitzen laut Umfrage nur 40 Prozent. Dabei besitzt immerhin die Mehrheit einen Kasko-Tarif. 26,5 Prozent der Versicherten haben allein eine Kfz-Haftpflicht abgeschlossen, aber 67,5 Prozent mindestens eine Teilkasko (Anteil Vollkasko: 41,5 Prozent).

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Weshalb viele Oldtimer-Fans für ihr Auto keine spezielle Oldtimer-Police abschließen, wurde nicht abgefragt. Aber hier kann das Umfrageergebnis zumindest Indizien liefern. Zwar verspricht das sogenannte „H“-Kennzeichen Ersparnisse bei Versicherungsprämie und Steuern. Aber um es zu erhalten, muss das Auto tatsächlich als Oldtimer eingestuft und als „Kulturgut“ eingestuft sein. Das fordert nicht nur eine Begutachtung - oft ist auch eine restriktive Kilometerzahl vorgeschrieben. Da viele Besitzer ihr Auto zum Fahren haben, kann dies ein Grund sein, das Gefährt doch herkömmlich zu versichern.

675.000 Autos als Oldtimer zugelassen

Aktuell sind beim Kraftfahrtbundesamt gut 675.000 Oldtimer zugelassen, berichtet die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa). In der Regel darf das H-Kennzeichen genutzt werden, wenn das Auto mindestens dreißig Jahre auf der Kühlerhaube hat. Manche Versicherer gestatten auch, ein 20 Jahre altes Modell nach Oldtimer-Tarif zu versichern. Oft wird aber von den Versicherern zusätzlich davon ausgegangen, dass neben einem weiteren Alltagsfahrzeug der Oldtimer als Zweitwagen - nur zum Vergnügen - gehalten wird.

Auch die Nutzung eines roten 07er-Kennzeichens ist für Oldtimerfreunde eine Option. Dieses kann für bis zu zehn Fahrzeuge verwendet werden, ist aber an strenge Regeln gebunden. Damit gestattet sind lediglich die Teilnahme an Oldtimer-Veranstaltungen, An- und Abfahrten hierzu sowie Probe- und Überführungsfahrten und Fahrten zum Zwecke der Wartung oder Reparatur. Gut 220.000 alte Autos der Generation Ü30 haben aktuell ein 07er-Kennzeichen oder stehen ohne Zulassung in der Garage, berichtet dpa.

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Teure Reparaturen

Eine Studie der Beratungsgesellschaft BBE Automotive zeigt darüber hinaus, dass sich die Fans alter Autos deren Wartung und Pflege einiges kosten lassen. Rund 2,5 Milliarden Euro geben die Bundesbürger pro Jahr nur für die Reparatur, Restaurierung und Wartung von Oldtimern aus. Rechnet man Versicherungen, Reisen, Garagen und andere Zusatzausgaben mit ein, seien es sogar fast 5 Milliarden Euro, berichtet Gerd Heinemann, BBE-Geschäftsführer und Autor der Studie. Einen richtigen Oldtimer-Boom gibt es zwar nicht, aber die Zahl der Besitzer wächst ständig. Zwischen 2008 und 2018 ist ihre Zahl laut Studie jährlich um durchschnittlich 8,2 Prozent gestiegen.

Dass die Ersatzteile eines Oldtimers nicht einfach zu ersetzen sind, sollte auch beim Thema Kasko-Versicherung bedacht werden. So sollte der „tatsächliche“ Wert des Fahrzeuges versichert werden, also jene Summe, die aufgebracht werden muss, um gleichwertigen Ersatz zu beschaffen. Auch die Reparatur eines Oldies kann sich als Herausforderung entpuppen – Ersatzteile sind schwer zu beschaffen und extrem teuer. Die Kasko-Summe für die Wiederherstellung des Fahrzeuges sollte entsprechend hoch angesetzt werden, mitunter übersteigt sie gar den aktuellen Marktpreis des Autos.

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Hintergrundinformationen: Für die Oldtimerstudie 2018 hat der Marktforscher Kantar TNS 200 Oldtimer-Besitzer online befragt.

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