Ergo legt Prestigeprojekt auf Eis: Mit Industrieversicherer EICS gescheitert?
„Ergo International Corporate Solutions“ (EICS) galt als Prestigeprojekt von Ergo-Chef Markus Rieß. Wollte man doch von Polen und Deutschland aus den internationalen Markt für Gewerbepolicen erobern. Wie nun aber der Branchendienst "Versicherungsmonitor" meldet, wurde der Aufbau des Industrieversicherers auf Eis gelegt. Wirtschaftliche und strukturelle Gründe könnten die Ursache sein. Ungewiss ist nun, wie es mit EICS weitergeht.
EICS als Teil eines ehrgeizigen Umbauprogramms
Im Juni 2016 hatte die Ergo ein ehrgeiziges Umbauprogramm angekündigt: Bis 2020 sollten operativ 540 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden, zugleich wollte man rund eine Milliarde Euro in die Umstrukturierung des Versicherers investieren. Teil des Plans: Der Aufbau eines Industrieversicherers unter dem Namen „Ergo International Corporate Solutions“ (EICS), der von Polen und Deutschland aus neue Zielmärkte gewinnt. Wie nun der „Versicherungsmonitor“ des Branchenkenners Herbert Fromme berichtet, steckt das Prestigeprojekt von Ergo-Chef Markus Rieß jedoch in der Krise.
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Der Aufbau des Industrieversicherers wäre derzeit „auf Eis gelegt“. Zwei Gründe nennt der der Branchendienst, einen wirtschaftlichen und einen technischen: Außerhalb der beiden Hauptmärkte ließe sich nicht genügend attraktives Geschäft finden. Zudem sorge die komplexe Matrixstruktur für Probleme. So sollte der Industrieversicherer sowohl die Expertise der Ergo-Konzernmutter Munich Re als auch der polnischen Ergo-Tochter Hestia nutzen und bündeln. 55 Experten sollten attraktive Zielmärkte angreifen, unter anderem in Österreich, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien. Offen ist nun: beerdigt Ergo EICS ganz, oder versucht der Versicherer einen neuen Anlauf?
Alexander Ankel „vor dem Absprung“?
Auch zum Personalkarussel der Ergo gibt es neue Gerüchte. Laut „Versicherungsmonitor“ könnte auch Alexander Ankel „vor dem Absprung“ stehen. Ankel hat seit 1. November 2016 die Position des Chief Operating Officer (COO) der Ergo International AG inne. Der Branchendienst beruft sich auf Unternehmenskreise.
Stimmt dieses Gerücht, dreht das „Markus-Rieß-Rodeo“ seine nächste Runde. So lautet die spöttelnde Bezeichnung eines Fachportals aufgrund der hohen Fluktuation bei den Düsseldorfern. Seit Beginn des Ergo-Umbauprogramms wechselte das Spitzenpersonal mit einer Umschlagsgeschwindigkeit, dass Versicherungskorrespondent Fromme sich in einem Artikel für die Süddeutsche Zeitung (SZ) fragte, ob Mitarbeiter des Konzerns „sich den Namen der oder des neuen Vorgesetzten noch merken“ sollen, oder ob „sich das nicht lohnt“.
Mit den Umstrukturierungen ging ein Stellenabbau im Vertrieb einher: 1.800 Stellen wurden im Zuge des Strategieprogramms ab 2016 gestrichen. Zugleich wurden aber auch 1.500 neue Vertriebspartner eingestellt (der Versicherungsbote berichtete).
Ergo blickt auch auf Erfolge im Umbauprogramm
Widersprüchlich sind die Ergebnisse, die bisher mit dem Umbau erzielt wurden. Denn die Ergo kann durchaus Teilerfolge vorzeigen. Für den Erstversicherer schrieb man 2017 erstmals wieder schwarze Zahlen, während 2016 Verluste in der Bilanz standen. Auch meldete der Ergo-Mutterkonzern Munich Re in seinem Geschäftsbericht für das erste Halbjahr 2018: Der Gewinn von Ergo International hätte um 392,6 Prozent auf 107 Millionen Euro zulegen können. Ihre Schaden-Kosten-Quote für das Gesamtgeschäft konnte die Ergo außerdem um 0,2 Prozentpunkte auf 95,6 Prozent absenken. Die Bruttobeiträge stiegen um 2,0 Prozent auf 9.199 Millionen Euro (der Versicherungsbote berichtete). Für 2018 peilt die Ergo ein Konzernergebnis von 250 bis 300 Millionen Euro an.
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Zum ambivalenten Eindruck zählt aber auch: der Gewinn in der Sparte Leben/Gesundheit stürzte im ersten Quartal 2018 um 81,1 Prozent auf 21 Millionen Euro ab. Auch ist mit EICS nicht das erste ehrgeizige Projekt gestrandet. So gab die Ergo im Frühjahr diesen Jahres bekannt, sich von ihren Kroatien-Töchtern Ergo Kroatien und Ergo Leben Kroatien zu trennen beziehungsweise beide an die Sava Insurance Company zu verkaufen. Als Grund vermutete die Branche: das Engagement der Düsseldorfer in dem südosteuropäischen Staat blieb schlicht hinter den Erwartungen zurück (der Versicherungsbote berichtete).