In den letzten Monaten und Jahren sah es so aus, als verfolge die Generali in Deutschland vor allem ein Ziel: gesundschrumpfen, um Kosten einzusparen. Rund vier Millionen hochverzinste Lebenverträge will die Generali an den Run-off-Experten Viridium verkaufen, der hauseigene Vertrieb wurde an die DVAG abgegeben, die Marke AachenMünchener soll eingestampft werden. Doch in einem Interview mit dem Handelsblatt äußert sich Philippe Donnet nun zu seinen zukünftigen Zielen mit dem Konzern. Und die sind deutlich auf Wachstum geeicht.

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Donnet will zukaufen und eigenes Asset Management etablieren

Im Interview macht Donnet deutlich, dass er künftig wachsen und Unternehmen hinzukaufen will - auch deshalb der ehrgeizige Konzernumbau der letzten drei Jahre, der nicht allein Deutschland betraf. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren viele Dinge verändert. Der wichtigste Schritt war aber sicherlich die Reorganisation der Managementstruktur in der Gruppe. Die Chefs der einzelnen regionalen Einheiten tragen jetzt mehr Verantwortung“, erklärt der Franzose. Zudem habe man mehr lokale Einheiten verkauft, die keine marktführende Position einnehmen konnten.

Der Konzernumbau ist noch nicht abgeschlossen, berichtet der Franzose: Transformation sei Teil der Unternehmensgeschichte. Wichtiges Ziel hierbei: bis 2021 eine eigene große Asset-Management-Gesellschaft aufbauen. Mit anderen Worten: Fonds- und Vermögensverwaltung sollen künftig von eigenen Mitarbeitern betreut werden, um Gebühren einzusparen - und selbst mit dem Verwalten von Vermögen Geld zu verdienen.

In der Vermögensverwaltung gesteht Donnet auch Fehler der Vergangenheit ein. „Ein Lebensversicherer, der ein Vermögen von 500 Milliarden Euro verwaltet und nicht im Asset Management tätig ist, hat etwas falsch gemacht“, sagt der Manager. „Diese Gelegenheit hatten wir verpasst und wollen sie nun nutzen“. So habe man beispielsweise für ein Portfolio über 81 Milliarden Euro jährlich 500 Millionen Euro allein an Gebühren bezahlt - „Künftig machen wir das im eigenen Haus, wodurch wir Gebühren und Margen zurückgewinnen“. Im nächsten Schritt wolle man den 4.000 Versicherern in Europa ebenfalls eine Asset-Management-Plattform bieten, um so Gebühren einzunehmen.

Zukäufe in Deutschland erwünscht

Neben dem Asset Management will Donnet aber auch Versicherer zukaufen - unter anderem in Europa. Hier widerspricht der 58jährige einer Frage des Interviewers, wonach der europäische Markt längst gesättigt sei.

Europa sei ein attraktiver Markt, so Donnet. „Der Wohlstand ist groß, und die Gesellschaft wird immer älter. Für Versicherer ist das die perfekte Kundengruppe. Den Durchschnittsverdienern werden die Staaten in Zukunft wohl keine ausreichend hohe Rente mehr zahlen können. Dadurch bietet sich für uns eine riesige Chance“, sagt der Manager. Ein Statement, das vermuten lässt, Donnet wird einen Schwerpunkt auf das Altersvorsorge-Geschäft richten. Als weiteres Beispiel für Wachstumspotential nennt er die Wohngebäude-Sparte: So habe nur etwa jeder fünfte Italiener sein Haus versichert.

Speziell Deutschland sei für Zukäufe interessant, „als unser zweitwichtigster Markt nach Italien“, führt Donnet weiter aus. Man sei hierzulande der zweitgrößte Versicherer nach der Allianz. „Ein Deal in Deutschland wäre großartig“, aber es käme auch ein anderer europäischer Kandidat außerhalb von Italien in Frage. Mögliche Kandidaten für Zukäufe kämen aus dem Bereich der Schaden- und Unfallversicherung, dem fondsgebundenen Geschäft und dem Asset-Management. Konkrete Namen nennt Donnet nicht, mit einer Ausnahme: Viridium.

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Weitere Wachstumsmärkte seien in Südamerika, wo die Generali in Argentinien und Brasilien schon stark vertreten sei. Auch der asiatische Markt sei von Interesse: "In China, Indien, Indonesien, Vietnam, Thailand und Malaysia wachsen wir sehr stark, obwohl der Wettbewerb dort sehr intensiv ist."

Generali will sich bei Viridium einkaufen

Ein Kandidat auf Donnets Einkaufszettel überrascht dann doch: die Viridium Gruppe. Also jener Versicherer, der sich auf die Abwicklung alter Leben-Bestände spezialisiert hat und der Generali vier Millionen Alt-Verträge abkaufen will. Das Geschäft muss von der Aufsichtsbehörde BaFin genehmigt werden, die den Kauf aktuell noch prüft.

Donnet erklärt noch einmal, dass die Generali „lediglich“ 89 Prozent der Bestände an Viridium verkaufen und per Minderheitsbeteiligung eine Partnerschaft eingehen will. „So sind wir weiter involviert und bleiben nah dran am Kunden“. Aber dabei soll es nicht bleiben. Es gebe die Option, selbst bei Viridium einzusteigen. „Das werden wir auch tun. Dann wären wir der dritte Anteilseigner nach Hannover Re und Cinven“.

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Wachsendes Geschäft mit Run-off-Beständen

Was zunächst absurd klingen mag: Man kauft sich in den Aufkäufer der eigenen Bestände ein, könnte strategisch Sinn machen. Derzeit prüfe allein in Deutschland rund jeder dritte Lebensversicherer einen Run-off von Altbeständen, so das Ergebnis einer Amundi-Umfrage unter 100 Entscheidern. Rund jeder achte Anbieter könne sich auch vorstellen, die Bestände zu einem externen Dienstleister zu geben (der Versicherungsbote berichtete).

Es ist also zu erwarten, dass das Run-off-Volumen in den kommenden Jahren deutlich ansteigt. Und zu einem lukrativen Geschäft werden kann: Wer die Altbestände kostengünstig verwaltet, zum Beispiel über eine modere IT-Struktur und automatisierten Service, kann mit den Verträgen noch Geld verdienen, so die Hoffnung der Investoren. Auch die Ergo baut zum Beispiel mit dem Tech-Haus IBM eine Plattform für die Bestandabwicklung auf. Die entstehende Plattform soll ebenfalls für andere Anbieter geöffnet werden.

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