Zukunft der Komposit-Sparte: "Offener denn je"

Eine „sichere Erfolgsquelle“ darf noch immer die Komposit-Sparte genannt werden, die gegenüber der „Lebensversicherung“ und der „Krankenversicherung“ abzugrenzen ist und alle übrigen Zweige des Schaden-/Unfall-Geschäfts zusammenfasst. Das hebt Clemens Wilde, Autor der Branchenmonitore der V.E.R.S. Leipzig GmbH und des Marktforschers YouGov, hervor – und verweist zudem auf aussagekräftige Zahlen:

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So zeigt die durchschnittliche Zahl der Versicherungsverträge über alle 50 untersuchten Versicherungsunternehmen hinweg ein Wachstum von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt mit einem durchschnittlichen Wert von exakt 5.056.953 Verträgen erstmals über der Marke von fünf Millionen Verträgen. Auch bleibt die durchschnittliche Combined Ratio auf konstant hohem Niveau – über alle Versicherer und Komposit- Geschäftsfelder hinweg durfte 2017 der gute Wert von 94,50 Prozent verzeichnet werden. Jedoch muss trotz dieser guten Meldungen zugleich die Frage gestellt werden, wie lange die Komposit-Sparte noch als sichere Einnahmequelle gelten darf.

Großer Preisdruck bei Hausrat und Kfz

Denn durch die Digitalisierung und durch zunehmenden Konkurrenzdruck, der von digitalen Versicherern ausgeht, stehen insbesondere Traditionsunternehmen vor neuen Herausforderungen. Auch gibt es innerhalb der Komposit-Sparte keineswegs nur erfolgsversprechende Branchen. Gute Gewinne verspricht den Versicherern zum Beispiel die Hausratversicherung, diese jedoch macht oft nur einen kleinen Teil im Portfolio der Versicherer aus (der Versicherungsbote berichtete). Hingegen kriselt es, auch aufgrund zunehmender extremer Wetterphänomene, bei der Wohngebäudeversicherung, wie der Versicherungsbote berichtete: Hier schrieben 2017 vierzig Prozent der Anbieter rote Zahlen. Und während die Schadenhäufigkeit bei der Kfz-Versicherung abnimmt, haben Versicherer dennoch mit steigenden Schadenaufwendungen unter starkem Preisdruck zu kämpfen, weil verbaute Teile in den Autos wie zum Beispiel Sensoren für Navigations-Hilfen immer teurer werden. Run ein Drittel der Kfz-Versicherer schrieb Verluste (wie der Versicherungsbote ebenfalls berichtete).

Die Zukunft der Komposit-Sparte ist also „offener denn je“, wie Clemens Wilde in seinem Fazit des Monitors pointiert. Ob die Kompositversicherung auch in Zukunft als sprudelnde Quelle des Geschäftserfolgs gelten kann, wird davon abhängen, wie Versicherer die schon jetzt zunehmenden Herausforderungen bewältigen.

Blickt man aber auf das Gesamtgeschäft, sind es momentan nur wenige Versicherer, die im „Branchenmonitor Kompositversicherung“ Symptome dieser Herausforderungen offenbaren müssen. Nur vier Versicherer der 50 untersuchten Unternehmen weisen für das Geschäftsjahr 2017 eine Combined Ratio von über 100 Prozent auf und können durch Prämieneinnahmen die Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht decken. Etwas größer ist die Zahl der Versicherer, die als versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) einen Fehlbetrag melden müssen – für das Geschäftsjahr 2017 ereilte neun Versicherer dieses Schicksal.

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Der Versicherungsbote stellt Ergebnisse aus dem Branchenmonitor für Unternehmen mit einem kriselnden Komposit-Geschäft 2017 vor. Dies muss jedoch erneut unter der Prämisse geschehen: Einzelne Kennzahlen können zwar auf ein schwieriges Geschäft hindeuten, sie ersetzen aber keine grundlegende Gesamtanalyse.

Die Schaden-Kosten-Verlierer im Komposit-Monitor

Wer aber sind die Sorgenkinder der Branche? Nur vier Versicherer müssen im Komposit-Geschäft mit Blick auf die Combined Ratio bzw. die Schaden-Kosten-Quote 2017 einen Wert von über 100 Prozent zur Kenntnis nehmen und können demzufolge die Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht durch Prämieneinnahmen decken:

  • Eine Combined Ratio von 101,60 Prozent für das gesamte Komposit-Geschäft muss die Condor Allgemeine ausweisen. In der Zeitspanne von 2015 bis 2017 ist der Versicherer erstmals von einer unrentablen Schaden-Kosten-Quote betroffen: 2015 lag die Combined Ratio bei 99,17 Prozent und 2016 bei guten 97,35 Prozent. Der mit verbuchten Bruttoprämien von 167,16 Mio. Euro nach Marktanteilen kleinste Versicherer aller im Monitor analysierten Unternehmen gab 2017 für Schadenaufwendungen 141,15 Mio. Euro und für Betriebsaufwendungen 36,50 Mio. Euro in der Komposit-Sparte aus. Der größte Teil der Schadensumme ging auf den Zweig Kfz gesamt – 52 Prozent der Aufwendungen wurden für diesen Zweig fällig. 21 Prozent der Aufwendungen wurden durch kleinere Zweige wie Beistandsleistung, Feuer und Rechtsschutz verursacht, die im Monitor unter „Rest“ aufgelistet sind. 18 Prozent der Aufwendungen forderte die Gebäudeversicherung, fünf Prozent die Haftpflicht. Unfall und Hausrat machten sich mit jeweils zwei Prozent der Schadenaufwendungen im Komposit-Geschäft bemerkbar.
  • Da Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers in den Branchenmonitoren nach Rechtsform getrennt ausgewiesen werden, taucht mit AllSecur auch die Direktversicherungs-Tochter der Allianz im Ranking auf. Das Geschäft des Direktversicherers zeigt Schwierigkeiten: Das Unternehmen, das sich auf KFZ-Versicherungen spezialisiert hat, aber auch einige weitere Produkte der Komposit-Sparte wie eine Hausratversicherung anbietet, weist für 2017 eine Combined Ratio von 106,81 Prozent aus. Die Jahre zuvor lief es jedoch noch schlechter: Bei 109,11 Prozent lag die Combined Ratio in 2015 sowie bei 108,80 Prozent in 2016. Betriebsaufwendungen mussten für 2017 in Höhe von 47,41 Mio. Euro erbracht werden, die Schadenaufwendungen summierten sich auf eine Höhe von 215,66 Mio. Euro. Auf der Einnahme-Seite stehen Prämien in Höhe von 262,74 Mio. Euro brutto – das bedeutet Rang 41 nach Marktanteilen für AllSecur. Das Geschäft in anderen Zweigen kann zumindest mit Blick auf unbequeme Posten des Geschäftsjahrs vernachlässigt werden: 100 Prozent der Schadenaufwendungen sind angegeben für den Zweig Kfz gesamt.
  • Die zweitschlechteste Schaden-Kosten-Quote aller 50 analysierten Unternehmen muss in 2017 die Basler Sachversicherung für das Komposit-Geschäft bekunden: 114,13 Prozent. Die Quote hatte sich über die im Monitor analysierten Jahre hinweg verschlechtert: 2015 lag sie bei auskömmlichen 98,84 Prozent, 2016 bei schon unauskömmlichen 102,66 Prozent. Mit verbuchten Bruttoprämien von 651,75 Mio. Euro in 2017 nimmt die Basler Sachversicherung Rang 23 nach Marktanteilen ein. Für Betriebsaufwendungen musste der Versicherer 222,18 Mio. Euro in 2017 ausgeben, bei den Schadenaufwendungen fällt eine Summe von 523,47 Mio. Euro negativ ins Gewicht. 30 Prozent des Gesamtpostens für Schadenaufwendungen sind hierbei dem Zweig Haftpflicht geschuldet, 29 Prozent verschulden sich den unter „Rest“ summierten Zweigen. Der Zweig Kfz gesamt fordert seine 16 Prozent an den Schadenaufwendungen, die Gebäude- sowie die Unfallversicherung fordern jeweils 11 Prozent. Mit nur drei Prozent von der Summe der Schadenaufwendungen erweist sich die Hausratversicherung am bescheidensten, geht es um ungeliebte Schaden-Posten.
  • Im „Schaden-Kosten“- Ranking mit der schlechtesten Quote auf dem letzten Platz befindet sich die Oldenburgische Landesbrandkasse – 116,72 Prozent bekennt sie für 2017. Schon 2016 lag sie, mit 113,36 Prozent, auf dem letzten Rang der „Schaden-Kosten“-Tabelle. Im Jahr zuvor aber wirtschaftete sie noch auskömmlich: 94,71 Prozent betrug die CR für 2015. Nach Marktanteilen ist die Oldenburgische Landesbrandkasse drittkleinster Versicherer der fünfzig im Monitor analysierten Unternehmen, 174,60 Mio. Euro verbuchte sie brutto an Prämieneinnahmen in 2017. Für Betriebsaufwendungen in der Komposit-Sparte gab sie 43,20 Mio. Euro aus, auf 159,92 Mio. Euro summierten sich die Schadenaufwendungen. 54 Prozent der Schadenaufwendungen gehen dabei aufs Konto des Zweigs Kfz gesamt, 23 Prozent der Schadensumme verursachte die Gebäudeversicherung. Für die im Monitor unter „Rest“ summierten Zweige fielen 15 Prozent des Schadens an, vier Prozent für die Haftpflicht sowie drei Prozent durch die Gebäudeversicherung. Nur einen Prozent des Schadens verursachte die Unfallversicherung, die aber freilich auch nur fünf Prozent aller Brutto-Prämieneinnahmen bei der Oldenburgischen Landesbrandkasse einbringt.

Hintergrundinformationen: der „Branchenmonitor Kompositversicherung 2015-2017“

Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Kompositversicherung 2015-2017“ BaFin-Berichte der Jahre 2015-2017 sowie das Statistische Jahrbuch 2018 des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherungsunternehmen und damit 84 Prozent des Schaden-/ Unfallmarktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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