Versicherungsmakler sollten ein eigenes Interesse an Weiterbildung haben
Die neue gesetzliche Weiterbildungspflicht für Versicherungsvermittler von 15 Stunden pro Jahr stellt speziell für Versicherungsmakler keine so große Hürde dar, denn viele Makler haben sich bereits zuvor weit umfangreicher weitergebildet. Diese Auffassung vertritt Ronny Schröpfer, Geschäftsführer Deutsche Makler Akademie (DMA), im Interview mit dem Versicherungsboten. Der Bildungsdienstleister mit Sitz in Bayreuth bietet Aus- und Weiterbildungen für Makler und Mehrfachvertreter an.
Versicherungsbote: Welche Mindestqualifikation sollten Vermittler Ihrer Meinung nach haben? Reicht die Ausbildung zum/zur Versicherungsfachmann/-frau?
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Ronny Schröpfer: Die gesetzlich geforderte Mindestqualifikation ist der Versicherungsfachmann, aber heutzutage erwarten Kunden umfassende Kenntnisse ihres Beraters, nicht nur im Versicherungsbereich, sondern auch zu allgemeinen Finanzthemen, Kapitalanlagen und Immobilien. Je mehr Zusatzqualifikationen ein Vermittler hat, umso mehr kann er damit auch beim Kunden werben. Er sollte also ein eigenes Interesse an Weiterbildung haben.
Mit dem IDD-Umsetzungsgesetz müssen sich Versicherungsvermittler verpflichtend 15 Stunden pro Jahr weiterbilden. Wie bewerten Sie die gesetzlichen Regelungen zur Weiterbildung von Vermittlern und Angestellten?
Als Weiterbildungsanbieter bewerten wir die gesetzlichen Regelungen positiv. Wir sind davon überzeugt, dass durch eine Mindestqualifizierung und durch regelmäßige Weiterbildung die Kundenberatung und damit auch das Image unserer Branche nochmal verbessert werden kann. Der Personenkreis, der sich regelmäßig weiterbilden muss, wurde zuletzt auch noch einmal erweitert. Dementsprechend haben wir unser Angebot für 2019 angepasst und neue Seminare etwa zur Maklerassistenz sowie ein überarbeitetes Angebot für Maklerbetreuer in unser Bildungsprogramm mit aufgenommen.
Hat das Interesse nach Weiterbildung durch das IDD-Umsetzungsgesetz noch einmal zugenommen?
Die Regelungen der IDD haben dazu geführt, dass sich alle Betroffenen mehr mit dem Thema Weiterbildung beschäftigen. Gerade unabhängige Vermittler planen ihre Weiterbildungsaktivitäten strukturierter und strategisch durchdachter. Etwa indem sie versuchen, die 15 vorgeschriebenen Stunden pro Jahr mit vertrieblich sinnvollen Themen zu füllen und diese aufeinander aufbauend zu organisieren. Die Nachfrage nach unserem IDD-Abo mit unterschiedlichen Themen aus 70 Online- und 200 Präsenzseminaren hat zum Jahresende noch einmal richtig Fahrt aufgenommen.
Hat sich das Angebot an Weiterbildungen für die Versicherungswirtschaft in den letzten Jahren verändert und vergrößert?
Das Angebot hat sich vor allem um Themen der vertrieblichen und persönlichen Kompetenzen erweitert. Die DMA hat hierzu einen eigenen Fachbereich gegründet. Dabei stehen insbesondere auch digitale Themen im Mittelpunkt. Viele Vermittler fragen sich, ob und wie sie im Internet und den sozialen Medien für sich werben können und wie dies möglichst kostengünstig und mit geringem Aufwand möglich ist. Für Seminare, die sich mit solchen Fragen beschäftigen, spüren wir eine große Nachfrage, denn die meisten Makler gehören nun mal nicht zur Generation der Digital Natives.
Welche Trends werden sich nach Ihrer Einschätzung in den kommenden Jahren auf dem Weiterbildungs-Markt speziell in der Branche durchsetzen?
Online-Seminare werden immer beliebter, dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Sie können kurzfristig und ortsunabhängig gebucht werden, um persönliches Wissen aufzufrischen und schnell auf den neuesten Stand zu bringen. Präsenzseminare bleiben aber dennoch eine wichtige Alternative, da viele Kunden die persönliche Beziehung zum jeweiligen Trainer und den Austausch mit anderen Teilnehmern sehr schätzen. Immer stärker nachgefragt werden sogenannte Inhouse-Seminare. Hier kommt der Weiterbildungsanbieter zu einem größeren Maklerbüro oder zu einem Versicherungsunternehmen ins Haus und führt die Weiterbildung vor Ort durch.
Reichen Ihrer Meinung nach 15 Stunden Weiterbildung im Jahr aus? Aus unserer Sicht ist das wenig - Themen wie komplexer werdende Produkte, neue Gesetze sowie der digitale Wandel lassen erworbenes Wissen schnell veralten. Wie ist Ihre Einschätzung hierzu?
Vermittler haben sich auch schon vor der Umsetzung der IDD regelmäßig weitergebildet, häufig sogar in größerem Umfang als nun in der Verordnung festgelegt. Gut ist auf jeden Fall, dass der Mindestumfang von 15 Stunden Weiterbildung pro Jahr nun Pflicht ist und auch gegenüber der jeweils zuständigen IHK nachgewiesen werden muss. Man sollte es aber nicht dabei belassen. Zusätzliche Qualifikationen, die bei einem auf unabhängige Vermittler spezialisierten Weiterbildungsanbieter erworben werden, helfen dabei, die eigenen Vertriebserfolge zu steigern.
Versicherungsvermittler haben uns gegenüber kritisiert, dass sie hohe Qualifikationsanforderungen erfüllen müssen, andere hingegen nicht. Weder die Mitarbeiter der Verbraucherzentralen müssen nachweisen, dass sie kompetent in Sachen Versicherungen sind, noch Call-Center-Mitarbeiter großer Onlinemakler, Verbraucherverbände oder Tippgeber. Herrscht hier eine Ungleichbehandlung vor? Wenn ja: Sollte dagegen vorgegangen werden?
Grundsätzlich sollte sich jeder Mitarbeiter mit Kundenkontakt auch regelmäßig weiterbilden, so sieht es das Gesetz vor. Sicherlich gibt es einige Unternehmen, die diesen Kundenkontakt unterschiedlich interpretieren. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, werden ihre Mitarbeiter aber regelmäßig weiterqualifizieren, weil sie dadurch einen klaren Wettbewerbsvorteil haben. Die am besten Qualifizierten werden sich aus unserer Sicht am Markt und beim Kunden durchsetzen, womit sich diese Diskussion eigentlich erübrigt.
Dass aber ausgerechnet Verbraucherschützer, die gern lautstark auf vermeintliche Fehlentwicklungen im Vertrieb hinweisen, selbst keinen Qualitätsstandards in der Fachausbildung unterliegen, halten wir für durchaus fragwürdig. Gern bieten wir auch hier entsprechende Weiterbildungsangebote an. Mitarbeiter von Online-Maklern und Fintechs gehören bereits zu unseren Kunden.
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Die Fragen stellten Björn Bergfeld und Mirko Wenig