Versicherer im Geschäftsjahr 2018: gut, stabil, durchwachsen
Insgesamt stabil, aber auch durchwachsen: So zeigte sich das Geschäftsjahr 2018 für die deutschen Versicherer, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag auf seiner Jahrespressekonferenz berichtet. Während die eingenommenen Bruttobeiträge in der Lebensversicherung zulegen konnten, ging die Zahl der Verträge erneut leicht zurück. Erholt hat sich auch die private Krankenversicherung: Hier gibt es ein Plus an Verträgen und Beitragseinnahmen zu vermelden.
- Versicherer im Geschäftsjahr 2018: gut, stabil, durchwachsen
- Positiver Trend in der privaten Krankenversicherung
Die deutschen Versicherer blicken zufrieden auf das Geschäftsergebnis des vergangenen Jahres zurück. Die eingenommenen Bruttobeiträge konnten spartenübergreifend erstmals die Marke von 200 Milliarden Euro knacken, so berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag auf seiner Jahrespressekonferenz. Über alle drei Sparten hinweg legten die Prämien um 2,1 Prozent zu auf 202,2 Milliarden Euro. Die Zahlen sind teils vorläufig.
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„Angesichts der vielschichtiger gewordenen Risikolandschaft war 2018 ein gutes Jahr für die Branche“, sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler am Dienstag in Berlin. Er verwies auf die komplexen Risiken, die den Versicherern das Geschäft erschweren. Der Niedrigzins belastet weiter den Markt, Naturkatastrophen wie schwere Stürme sowie Feuerschäden aufgrund der anhaltenden Dürre im Sommer bedeuteten hohe Schadenkosten für Industrie- und Wohngebäudeversicherer. Eine verschärfte Regulierung durch z.B. das IDD-Umsetzungsgesetz trugen ebenfalls dazu bei, dass die Versicherer ihre Abläufe teils ändern und zusätzliches Geld in die Hand nehmen mussten.
Lebensversicherung: Plus an Prämien, Minus an Verträgen
Beim Blick auf die einzelnen Sparten zeigt sich jedoch, dass die Ergebnisse mitunter durchwachsen sind. Positiv aus Sicht der Lebensversicherer: Sie konnten ihre Prämien-Einnahmen um 1,4 Prozent steigern, ihre gebuchten Buttobeiträge wuchsen von 90,7 auf 91,9 Milliarden Euro. Noch im Vorjahr war hier ein Rückgang von 0,1 Prozent zu beklagen. Hier zeigt sich also eine Erholung der Branche, trotz nach wie vor anhaltender Debatten in den Medien über Sinn und Unsinn der Lebensversicherung als Altersvorsorge. Pensionsfonds und Pensionskassen sind hierbei eingerechnet.
Positiv ist auch, dass im Neugeschäft ein Plus bei den Beiträgen steht. Das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag verbesserte sich um 1,9 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, während das Geschäft gegen Einmalbeitrag um 3,7 Prozent auf 27,2 Milliarden Euro zulegte. Nach wie vor recht niedrig ist auch die Stornoquote, die auf 2,6 Prozent geschätzt wird. Nur wenige Versicherte trennen sich folglich vorzeitig von ihren Policen, eine große Flucht aus der Lebensversicherung ist nicht zu erkennen.
Während der GDV in seinem Pressetext vor allem positive Aspekte anspricht, fallen beim näheren Blick auf die Zahlen auch die Schattenseiten auf. Erneut sank in der Lebensversicherung netto der Gesamtbestand an Verträgen: von 87,7 auf 86,5 Millionen Euro: ein Minus um 1,4 Prozent. Der Bestand an Riester-Produkten bei den Versicherern sank ebenfalls erneut, von 10,7 auf nun 10,6 Millionen Verträge. Hier ist immerhin ein Plus bei den Basisrenten zu beobachten, mit denen Selbstständige für ihr Alter vorsorgen können. Der Bestand wuchs von 2,1 auf nun 2,2 Millionen Policen.
Der GDV hebt im Pressetext vor allem das positive Ergebnis im Neugeschäft der Riester-Rente hervor: hier seien fünf Prozent mehr Verträge an die Frau bzw. den Mann gebracht worden. Es ließe sich ergänzen: Das Neugeschäft kann den Bestandsschwund nicht ausgleichen. Überraschend auch die Zahlen bei der betrieblichen Altersvorsorge. Während die Zahl der Verträge um 0,5 Prozent zulegen konnte und auf 15,9 Millionen anwuchs, ist gerade ein Einbruch bei den Bruttobeiträgen zu beobachten: Hier sanken die Einnahmen um 8,6 Prozent von 19,4 auf 17,8 Milliarden Euro. Gründe hierfür nennt der GDV nicht.
Der Einmalbeitrag wächst und wächst
Ein weiteres Problem in der Leben-Sparte: Das Plus bei den Bruttobeiträgen ist ausschließlich auf das Geschäft gegen Einmalbeitrag zurückzuführen. Es wuchs um 4,6 Prozent, während das Geschäft gegen laufenden Beitrag stagnierte: Hier steht eine Null beim Wachstum.
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27,7 Milliarden Euro entfallen mittlerweile auf die Einmalbeiträge, ihr Anteil an der Gesamtsumme wächst stetig. Diese Policen funktionieren eher wie Sparverträge. Sie sind in der Regel jederzeit kündbar, während Kunden gegen laufenden Beitrag ein fest vereinbartes Ablaufdatum haben. Kommt es zu Massenkündigungen, könnten Liquiditätsengpässe die Folge sein. Zudem besteht der Verdacht, dass diese Policen durch die Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag quersubventioniert werden. Wer als Sparer ein festes Ablaufdatum vereinbart hat, kann eben nicht so einfach aus seinem Vertrag aussteigen.
Positiver Trend in der privaten Krankenversicherung
Leicht nach oben zeigt die Formkurve der Versicherer auch in der privaten Krankenversicherung. Die Brutto-Beitragseinnahmen erhöhten sich 2018 um 1,7 Prozent auf 39,7 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen kletterten gar um 5,5 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro: ein Indiz, dass die Privatversicherer auch von den Teuerungen im Gesundheitssystem betroffen sind. Hier fordern stark steigende Medikamentenpreise und die Alterung der Gesellschaft ihren Tribut.
Der Bestand aus Voll- und Zusatzversicherungen nahm in der PKV um fast 300.000 auf 34,6 Millionen zu. Klingt positiv, aber auch in dieser Sparte gibt es eine Schattenseite: Die Vollversicherung schwächelt weiterhin. Während die Zahl der Zusatzverträge um 1,2 Prozent auf 25,8 Millionen anwuchs, stagnierte die Zahl der Vollverträge bei knapp 8,8 Millionen. Hier würde es gegenüber dem Vorjahr einen Fortschritt bedeuten, wenn es keinen Vertragsschwund gab. Im Jahr 2017 hatten die Versicherer netto 19.300 vollversicherte Mitglieder verloren.
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Naturrisiken belasten Schaden- und Unfallversicherer
In der Schaden- und Unfallversicherung wird für 2018 laut Hochrechnung ein Beitragsanstieg um 3,3 Prozent auf 70,6 Milliarden Euro erwartet. Das klingt nach einem stolzen Wachstum. Das Problem: Die ausgezahlten Leistungen nahmen mit einem Plus von 6,8 Prozent auf 53,5 Milliarden Euro sogar noch stärker zu.
Positiv ist immerhin, dass die Versicherer im Schnitt mehr einnehmen, als sie für Schäden und Kosten ausgeben: Der versicherungstechnische Gewinn bezifferte sich auf 2,6 Milliarden Euro. Die Schaden-Kosten-Quote dürfte bei rund 96 Prozent (Vorjahr: 93,2 Prozent) liegen, womit die Versicherer weniger einträglich wirtschaften. „Damit war 2018 ein gerade noch zufriedenstellendes Jahr für die Schaden- und Unfallversicherer“, sagte GDV-Präsident Weiler.
Den größten Anstieg bei den Ausgaben mit plus 30 Prozent (auf 6,6 Milliarden Euro) habe der Bereich Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft zu beklagen gehabt, berichtet der GDV. So sei das Jahr 2018 laut GDV eines der schwersten Sturmjahre gewesen. Auch hätten mehrere Feuerschäden infolge des trockenen Sommers ins Kontor der Versicherer geschlagen. Mit bitteren Konsequenzen: Allein die Wohngebäude-Versicherer mussten ein Fünftel mehr an Leistungen auszahlen, insgesamt 6,6 Milliarden Euro.
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Stabiles Wachstum erwartet
Für 2019 erwartet die gesamte Branche ein stabiles Beitragswachstum von etwa zwei Prozent. Aufgeschlüsselt nach Sparten rechnen die Lebensversicherer mit einem Plus von rund einem Prozent und die Unternehmen der Schaden- und Unfallversicherung mit einem Beitragszuwachs von drei Prozent. Der GDV hebt besonders hervor, dass die Finanzstärke der Versicherer zum Jahresende 2018 gestiegen sei. Die sogenannte Solvenzquote beziffere sich bei den Lebensversicherern auch ohne Übergangsmaßnahmen auf 266 Prozent: stark vereinfacht haben die Versicherer also das 2,6fache Kapital, um die Anforderungen der Finanzaufsichtsbehörde BaFin zu erfüllen. Bei den Schaden- und Unfallversicherern würde die Solvenz bei knapp unter 300 Prozent liegen.
- Versicherer im Geschäftsjahr 2018: gut, stabil, durchwachsen
- Positiver Trend in der privaten Krankenversicherung