Verbraucherministerium nimmt Check24, Verivox und Co. ins Visier
Die Bundesregierung prüft, ob Vergleichsportale wie Check24 und Verivox strenger kontrolliert werden sollen. Vor allem mit Blick auf die Preistransparenz und das Ranking der gelisteten Anbieter gebe es Defizite. Der aktuelle Vorstoß hat auch mit der Pleite des Strombetreibers BEV zu tun: Er hatte mit Dumpingpreisen speziell bei Vergleichsportalen punkten können.
Vergleichsportale im Internet könnten demnächst strenger überwacht werden. Gerd Billen, Staatssekretär im Justiz- und Verbraucherschutzministerium, prüft derzeit, ob die Praktiken von Check24, Verivox und anderen Portalen strenger kontrolliert werden müssen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag.
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Konkret geht es um die Bundesnetzagentur. Schon heute wacht sie über den Wettbewerb bei Elektrizität, Gas und Telekommunikation. Diese Funktion könnte künftig erweitert und ausgebaut werden. Billen lasse prüfen, ob die Agentur die Praktiken der Vergleichsportale gründlicher ins Visier nehmen solle — und im Zweifel rügen oder unterbinden kann.
Wunde Punkte: Preisstabilität und Ranking
Ganz neu ist der Vorstoß nicht. Das Bundeskartellamt hat bereits eine erste Studie zur Transparenz von Vergleichsportalen vorgelegt, weitere sollen im Rahmen einer sogenannten Sektoruntersuchung folgen. Ein Ergebnis: die Portale generieren mehr als 90 Prozent ihrer Umsätze aus Provisionen. Doch speziell bei der Frage, wie die Rankings der Anbieter zustande kommen, gebe es Defizite. Hier besteht der Verdacht, dass der Kunde in vielen Fällen nicht das beste oder passende Angebot angezeigt bekommt — sondern die Höhe der gezahlten Provision die Liste beeinflusst (der Versicherungsbote berichtete).
Die fehlende Transparenz beanstandet auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Deren Vorstandschef Klaus Müller drängt darauf, eine erweiterte Haftung für Vergleichsportale einzuführen, so berichtet die „Süddeutsche“. Drei Punkte müssten dabei geklärt werden: Welche Informationspflichten haben die Portale? Wie kommt das Ranking zustande, nach denen sie Produkte und Dienstleistungen empfehlen? Und wie breit ist der Marktüberblick?
"Die Zeit ist vorbei, dass sich die Portalbetreiber auf die Position zurückziehen, sie lieferten nur Informationen“, wird Müller zitiert. Hierzu sei angemerkt, dass Portale bereits haften: Wenn sie zum Beispiel Versicherungen als Makler vertreiben, haben sie dieselben Pflichten wie "stationäre" Versicherungsmakler auch.
Pleite mit Dumpingpreisen
Die aktuelle Debatte hat einen konkreten Anlass: die Pleite des Stromanbieters Bayerische Energieversorgungsgesellschaft (BEV). Der 2013 gegründete Versorger hatte mit Dumping-Preisen vor allem auf Vergleichsplattformen wie Check24 und Verivox geworben, war dort auch hoch gerankt und empfohlen worden.
Doch Ende Januar musste BEV Insolvenz anmelden und teilte mit, seine Kundinnen und Kunden nicht mehr mit Strom versorgen zu können. Bereits zuvor war der Anbieter damit aufgefallen, dass er die Preise plötzlich massiv angehoben hatte. Viele Betroffene werden wahrscheinlich Geld verlieren, unter anderem, weil versprochene Bonuszahlungen ausbleiben und manche Kunden bereits in Vorkasse gegangen sind.
Die BEV hatte sich schlicht mit den Einkaufspreisen von Strom und Gas verzockt: Die Beschaffungskosten für Energie stiegen derart, dass der Anbieter nicht mehr zum versprochenen Preis liefern konnte. Das hat auch mit seiner Billig-Strategie zu tun. Dem Kunden Dumpingpreise und hohe Bonuszahlungen zu versprechen, war ein Geschäftsmodell, das so nicht funktionieren konnte, weil die Risiken eines plötzlichen Preisanstieges an der Energiebörse nicht einkalkuliert waren.
"Berücksichtigen, ob Anbieter dauerhaft günstige Preise anbieten!"
Genau diese Preisstabilität ist nun wieder Thema. vzbv-Chef Müller hatte vor einigen Tagen bereits der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gesagt: "Verbraucher wären besser geschützt, würden Vergleichsportale beim Ranking der Energieanbieter stärker berücksichtigen müssen, ob diese nur kurzfristig oder dauerhaft günstige Preise anbieten".
Doch nicht nur mit Blick auf Stromversorger ist die Preisstabilität relevant: und wird gern vernachlässigt. Ein Beispiel für Versicherungen: Bei Berufsunfähigkeits-Policen weisen viele Portale in ihrem Ranking nur den aktuellen Zahlbetrag aus, die sogenannte Nettoprämie. Diese ist dem Kunden aber nicht garantiert und berücksichtigt bereits erwirtschaftete Überschüsse aus Kundengeldern. Der Beitrag kann im Laufe der Jahre bis zur sogenannten Bruttoprämie steigen und sich dadurch schnell verteuern. Bei manchen Versicherern ist eine Verdoppelung des Beitrages möglich, so zeigen Studien aus dem Hause Franke und Bornberg. Das scheinbare Schnäppchen kann sich so als teure Kostenfalle entpuppen, denn den Bruttobeitrag berücksichtigen viele Portale kaum oder gar nicht.
Hier stellt sich die Frage, ob die Vergleichsportale künftig umfassendere Informationen bereitstellen müssen, damit Kundinnen und Kunden nicht getäuscht werden, und ob sie umfassender haften sollen. Die betroffenen Vergleichsportale aber geben den schwarzen Peter an die Aufsicht zurück. Mit Blick auf die BEV-Pleite sagt Verivox-Managerin Dagmar Hinzel dem "Handelsblatt": "Wir sind als Vergleichsportal nicht Wächter des Marktes, sondern können den Markt nur transparent widerspiegeln". So habe man zum Beispiel "gar keine umfassende Einsicht in die finanzielle Situation von Energieanbietern".
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Man würde nur Anbieter in den Energievergleich aufnehmen, die bei der Bundesnetzagentur gelistet seien, erklärt Hinzel weiter - es sei folglich Aufgabe der Behörde, "eine möglichst sichere, preisgünstige und verbraucherfreundliche Versorgung mit Strom und Gas sicherzustellen". Mit anderen Worten: Die Agentur hätte auch bei BEV schon zeitiger eingreifen müssen.