Die Allianz will weit mehr Geld in Start-ups stecken als bisher geplant. Bis zu eine Milliarde Euro soll der Wagniskapital-Fonds Allianz X in die jungen Wilden investieren dürfen, so berichtet der Versicherer am Mittwoch in einem Pressetext. Damit hat sich das Kapital mehr als verdoppelt.

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Eine Ursache für die Finanzspritze ist, dass der Versicherer tatsächlich fleißig das Geld in Firmen steckt. Die bisher verfügbaren 430 Millionen Euro habe man in 15 Beteiligungen komplett investiert, heißt es aus München. Zur Erinnerung: Allianz X nahm überhaupt erst im September 2016 seine Arbeit auf.

“Die Mittel werden für zusätzliche Direktinvestitionen in digitale Unternehmen weltweit eingesetzt, die für die Allianz Gruppe strategisch relevant sind“, heißt es im Pressetext. Dabei hat der Versicherer nicht nur brancheneigene Unternehmen im Blick. Rund 11,5 Millionen Euro haben die Münchener beispielsweise in Abracar gesteckt. Das Unternehmen vermittelt über eine Online-Plattform junge Gebrauchtwagen von Privatpersonen an andere Privatpersonen und wird bereits als Konzerntochter der Allianz beworben. Der Versicherer hat neben Kfz-Policen auch einen passenden Rechtsschutz im Schaukasten, die auf den Online-Handel mit gebrauchten PKW zugeschnitten ist. So verdient man nicht allein am Autoverkauf mit, sondern auch an den notwendigen Versicherungen.

Entwicklungsmärkte im Blick

Wie stark die Investments auch auf Entwicklungsmärkte ausgerichtet sind, zeigt ein anderes Unternehmen. 85,2 Millionen Euro flossen in den Mikroversicherer Bima, der unter anderem Krankenversicherungen per Smartphone-App anbietet. Zielgruppe sind Menschen mit geringem Einkommen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Seinen Hauptsitz hat Bima in Stockholm. Die Zahlen, die Bima auf der eigenen Webseite präsentiert, sind beeindruckend. Weltweit erreiche man bereits 26 Millionen Nutzer, pro Monat kommen 575.000 hinzu.

Speziell Afrika hat Allianz-Chef Oliver Bäte als Wachstumsmarkt ins Auge gefasst. „Während traditionelle Märkte wie Europa sich mit dem digitalen Transformationsprozess schwer tun, ist Afrika von Grund auf digital“, sagte Bäte im Februar 2017 bei einem Kongress in Südafrika, auf dem er nicht zufällig die weltweite Digitalstrategie des Versicherers vorstellte. Die Mobilfunkbranche sei mit geschätzten 1,2 Milliarden afrikanischen Kunden „der am schnellsten wachsende Sektor und Innovationstreiber auf dem Kontinent“ (der Versicherungsbote berichtete).

Diese Einschätzung Bätes stützt auch eine Studie der Weltbank. Bis 2020 sollen 60 Prozent von Afrika ans Breitbandnetz angeschlossen sein und 700 Millionen Smartphones genutzt werden, so die Prognose. Schon heute sind digitale Bezahldienste wie das kenianische „M-Pesa“ weit verbreitet: 30 Millionen Nutzer bezahlen mit der App in zehn Staaten. Hier hatte der Kontinent eine Vorreiterrolle, der Bezahldienst wurde 2007 eingeführt. Wer den Dienst nutzt, lädt Guthaben auf die Handy-SIM-Karte und zahlt oder überweist damit.

Die Zukunft des Kontinents könnte also tatsächlich digital sein: Das gilt auch für Versicherungen. In manchen Ländern haben laut dem Bericht mehr Menschen Zugang zum Mobilfunknetz als zu sauberem Trinkwasser.

Ein Taxidienst für Mopeds und Tuk Tuks

Eine weitere Beteiligung der Allianz ist das philippinische Start-up Go-Jek, 2010 gegründet. Ein Unternehmen, das mit dem Taxianbieter Uber vergleichbar ist. Nur eben auf die Region zugeschnitten: in den südostasiatischen Metropolen sind Mopeds als Personen- und Transportmittel weit verbreitet, auch deshalb, weil man auf zwei Rädern in den endlosen Staus einer 10-Millionen-Stadt wie Jakarta schneller vorankommt. Oft mieten ärmere Menschen ein solches Moped an, weil das Geld für einen Kauf nicht ausreicht, warten dann aber ewig auf Kunden, die es als Taxi nutzen oder etwas transportiert haben wollen.

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Mit Go-Jek können die Fahrer nun sehen, wo eine Person befördert werden will, und sich mit dem potentiellen Kunden vernetzen. „Ojek“ werden die Motorräder mitsamt ihrem Fahrer genannt, daher hat das Start-up auch seinen Namen. 35 Millionen Dollar bzw. umgerechnet 30,9 Millionen Euro hat die Allianz hier investiert.

"Allianz X ist eine wertvolle Ergänzung"

Auch auf dem heimischen Markt wird Allianz X freilich aktiv: in den Autohandel hat der Wagnisfonds dabei mehrfach Geld gesteckt. So ist Abracar nicht das einzige Steckenpferd. Gemeinsam mit der deutschen Bank und dem Gebrauchtwaren-Händler Auto 1 hat der Versicherer im Sommer letzten Jahres die Plattform "Auto 1 Fintech" ins Leben gerufen. Das Unternehmen bietet unter anderem Auto-Kredite sowie Versicherungsprodukte online an. Das Besondere: Sie sind Teil der Verkaufsstrecke, wenn ein Nutzer bei der Online-Plattform ein Auto kaufen will. Kredit, Versicherung und Auto: alles aus einer Hand (der Versicherungsbote berichtete).

Die Direktbank N26 und Simplesurance sind weitere Investments von Allianz X auf dem Heimatmarkt. Dabei ist der Geldgeber nur ein Baustein beim Konzernumbau des Versicherers, wie Iván de la Sota, Digitalchef der Allianz Gruppe, verdeutlicht. „Wir sind sehr zufrieden mit den Fortschritten, die Allianz X bisher erzielt hat, und sind entschlossen, die nächste Generation digitaler Unternehmen, die auch für das Kerngeschäft der Allianz wichtig sein können, mitzuentwickeln und auszubauen", lässt sich der spanische Manager im Pressetext zitieren. Aber: "Unser Digitalisierungsansatz ist vielfältig; Allianz X ist eine wertvolle Ergänzung - nicht nur, um die sich ändernden Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen", so de la Sota.

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Der Hauptaugenmerk wird bei den Münchenern in den kommenden Jahren darauf liegen, Prozesse und Produkte im Konzern radikal zu vereinfachen, damit Versicherungen und Altersvorsorge leichter online abgeschlossen werden können: und zwar weltweit. „Simplicity wins - Renewal Agenda 2.0“, so ist das Umbauprogramm des Versicherers bis 2021 betitelt (der Versicherungsbote berichtete).

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