Gewerbeversicherung - "Der Kostendruck ist groß"
Finanzchef24 bietet Gewerbeversicherungen online an: Obwohl gerade diese Tarife als komplex und beratungsintensiv gelten. Welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den Gewerbemarkt hat, darüber hat der Versicherungsbote mit Benjamin Papo gesprochen, CEO von Finanzchef24.
Versicherungsbote: Viele Makler scheuen unseres Wissens das Gewerbegeschäft, weil es als komplex und beratungsintensiv gilt. Sie betreiben das Gewerbegeschäft sogar online. Ist die Vermittlung von Gewerbeversicherungen heute tatsächlich so kompliziert?
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Benjamin Papo: Das Gewerbesegment ist sehr vielfältig. Die Herausforderung bei der Vermittlung von Gewerbeversicherungen liegt vor allem darin, dass jede Betriebsart ihr individuelles Risiko mit sich bringt. Standardisierungen schreiten zwar voran, die Produkte der Versicherungsanbieter für Unternehmer und Selbstständige unterscheiden sich jedoch nach wie vor beträchtlich.
Online muss der Ansatz somit sein, dem Kunden größtmögliche Transparenz im Tarifdschungel zu bieten, Angebote sowie Deckungssummen noch modularer an den Anforderungen des Unternehmers auszurichten und die Benutzerführung zu vereinfachen. Zudem ist im Zeitalter des informierten Kunden der Anspruch an die Beratungsleistung sehr hoch. Gerade wenn es darum geht, komplexe Risiken abzusichern, sollte auch heute der Kunde nicht alleine gelassen werden. Hier ist nach wie vor der fachkundige Berater gefragt, der dem Kunden kompetente Hilfestellung bietet und ein sicheres Gefühl vermittelt. In der Verbindung dieser beiden Ansätze sehe ich die Königsdisziplin unserer Branche.
Wie kann die Digitalisierung den Markt für Gewerbeversicherungen verändern?
Die Digitalisierung betrachte ich als Chance für neuen Aufschwung in der Versicherungswirtschaft und keinesfalls als Bedrohung. Der gewerbliche Kunde erwartet heute einen äußerst schnellen Service und ist es gewohnt, zwischen analogen und digitalen Kanälen zu wechseln. Im Konsumbereich hat er gelernt, dass ihm die Wahl eingeräumt wird, wie er kommunizieren, einkaufen oder sich beraten lassen will. In dieser Hinsicht hat die Versicherungsbranche Nachholbedarf. InsurTechs haben im privaten Segment gezeigt, wie es geht. Wie sich neue digitale Tools mit bewährten Strategien erfolgreich kombinieren lassen. Sie kennen die Anforderungen ihrer Kunden, entwickeln Produkte aus deren Perspektive und bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. In der konsequenten Verfolgung dieser Strategie auch im gewerblichen Segment sehe ich das größte Potenzial für InsurTechs. Mit allen Vorteilen, die sich daraus für den Markt und den Kunden ergeben.
Wer profitiert von den neuen digitalen Plattformen für Gewerbeversicherungen?
In erster Linie der Kunde, der sich schnell und einfach informieren und eine Vielzahl an Angeboten vergleichen kann. Der zeitraubende Besuch bei mehreren Agenturen oder Beratern entfällt. Zeit, die der Unternehmer in sein Geschäft investieren kann. Aber auch die gesamte Versicherungsbranche profitiert. Denn digitale Plattformen bieten uns die Chance, mehr über unsere Kunden zu erfahren. Heute hinterlässt jeder Internetnutzer mit seinen Klicks unzählige Daten, die Rückschlüsse auf seine Interessen und Bedürfnisse ermöglichen. Versicherer können das Potenzial digitaler Plattformen nutzen, um maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln und damit den Wünschen der Kunden gerecht zu werden. Darüber hinaus führen digitale Plattformen zu einer massiven Beschleunigung der Prozesse. Mit dem positiven Effekt, dass wir mehr Zeit für jeden einzelnen Kunden haben und größtmögliche Nähe zu ihm aufzubauen können. Denn letztendlich führt nur die Erfüllung von Kundenwünschen zu größeren Umsätzen.
Wie wird sich das Geschäft mit Gewerbe-Policen in den kommenden Jahren verändern?
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Um zukünftig im Markt bestehen zu können, wird es nicht mehr genügen, mit reiner Fachkompetenz und besten Angeboten zu überzeugen. Der Kostendruck ist groß und steigt weiterhin. Um Kostenführerschaft zu erreichen, müssen Geschäftsprozesse zunehmend standardisiert und durch digitale Anwendungen vereinfacht werden. Wer dies in der Branche erfolgreich umsetzt, wird die Zukunft aktiv mitgestalten können. Bei InsurTechs ist dieser Ansatz bereits in der DNA verankert. Sie haben geschafft, mit neuartigen Datenmodellen eine kosteneffiziente Struktur aufzubauen, die es ihnen ermöglicht, zielorientiert auf neue Marktsituationen zu reagieren. Mit internen Prozessen, die schlank, agil und effizient sind. Damit sind sie in der Lage, Dienstleistungen zu besonders günstigen Konditionen anzubieten. Und das ohne auf Qualität im Angebot und in der Beratung verzichten zu müssen.