Auch im Jahr 2018 ist die Zahl der Mitarbeiter, die in Lohn und Brot bei den Versicherern stehen, gesunken. Das geht aus frischen Daten hervor, die der Arbeitgeberverband der Versicherer (AGV) am Dienstag präsentiert hat. Demnach sank die Zahl der Beschäftigten binnen Jahresfrist um 1,4 Prozent auf 201.900 Beschäftigte.

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Ein schleichendes Schrumpfen

Der Verlust von 2.800 Mitarbeitern zeigt: Ein großes Jobsterben in der Branche findet zwar nicht statt. Unter anderem hat die Unternehmensberatung McKinsey prognostiziert, dass durch den digitalen Wandel in kurzer Zeit ein Drittel aller Stellen wegfallen. Aber der Rückgang erfolgt schleichend und deutlich:

In den letzten 15 Jahren hat die Branche in jedem Jahr an Personal verloren, mit einer einzigen Ausnahme: von 2008 zu 2009 erholte sich die Zahl der Beschäftigten leicht. Waren 2003 noch 244.300 Beschäftige bei den Versicherern angestellt, sank die Zahl der Mitarbeiter bis zum Jahresende 2018 um 42.200 Personen. Die Branche verlor folglich so viele Personen, dass sie das gesamte Weser-Stadion in Bremen füllen könnten. Mehr als jede fünfte Stelle fiel seit 2003 weg (siehe Tabelle).

Anzahl der Arbeitnehmer in den Unternehmen der Individualversicherung (Angestellte des Innen- und Außendienstes, Auszubildende). Ab 1990 einschließlich neuer Bundesländer.AGV

Deutlich weniger angestellte Vertreter

Wo aber sind die größten Jobverluste zu beklagen? Während die Zahl der Innendienstmitarbeiter unter dem Strich stabil blieb - das Minus bezifferte sich auf 0,3 Prozent bzw. 500 Mitarbeiter, so verlor vor allem der angestellte Außendienst. Vermittler also, die nicht selbstständig agieren, sondern bei einem Versicherer im Lohn stehen und dem Direktionsrecht des Anbieters unterliegen. Hier war ein Rückgang von 5,6 Prozent bzw. 1.900 Mitarbeitern zu beobachten.

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Keine Auskunft geben die Zahlen darüber, wie viele diese Vertreter der Branche treu blieben, aber in die Selbständigkeit gewechselt sind. Der Arbeigeberverband erfasst bei den Fluktuationsgründen nur Daten für den Innendienst, nicht aber den angestellten Außendienst. Allein bei der Generali sollten sich 2017/2018 rund 700 angestellte Außendienst-Mitarbeiter der DVAG anschließen. Sie sind dann als selbstständige Handelsvertreter für ihre eigenen Geschicke verantwortlich, nicht alle gingen diesen Weg mit (der Versicherungsbote berichtete).

Fluktuationsgründe: Mitarbeiter kündigen öfter selbst, als sie gekündigt werden

Von massenhaften Kündigungen kann hingegen 2018 keine Rede sein, auch wenn, wie bereits angemerkt, hier der AGV nur die Zahlen für den Innendienst ausweist. Nur 0,4 Prozent der Abgänge im durchschnittlichen Personalbestand resultierten daraus, dass ein Versicherer seine Mitarbeiter kündigte. Eine einvernehmliche Vertragsauflösung erfolgte in 0,9 Prozent der Fälle, hier dürften auch Vorruhestandsregelungen und Abfindungszahlungen drunter fallen.

Weit häufiger aber kündigten die Beschäftigten selbst: in 1,8 Prozent der Fälle wollte ein Mitarbeiter aus eigenem Willen den Versicherer verlassen. Das war auch der häufigste Fluktuationsgrund. Natürliche Fluktuation, etwa wenn sich jemand in den Ruhestand verabschiedet oder gar verstirbt, war für 1,6 Prozent des Schwunds verantwortlich.

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In der Summe bezifferten sich die Abgänge auf 5,4 Prozent des durchschnittlichen Personalbestandes. Hier gilt es zu bedenken, dass die Fluktuation auch durch Neueinstellungen wieder ausgeglichen wurde, woraus sich der deutlich geringere Personalschwund von 1,4 Prozent erklärt.

Weniger Ausbildungsplätze

Bedenklich ist, dass die Branche in Zeiten des Nachwuchsmangels weniger ausbildet. So sank die Zahl der Ausbildungsplätze erneut von 11.100 zum Jahresende 2017 auf 10.700 zum Stichtag 31.12.2018: ein Minus von 3,6 Prozent. Schon im Vorjahr wurden 300 Azubis weniger in den Unternehmen ausgebildet.

Zwar ist der Altersschnitt beim Innen- und Außendienst der Versicherer (inklusive Azubis) mit 43,5 Jahren nicht ganz so hoch wie bei den Versicherungsmaklern, wo sich das Durchschnittsalter laut AfW-Vermittlerbarometer schon den 50 Jahren annähert. Aber mit Nachwuchssorgen werden auch die Versicherer zu kämpfen haben, wenn sie nicht mehr Nachwuchs rekrutieren. Laut einer DIHK-Umfrage, die sich aber bereits auf das Jahr 2017 bezieht, haben bereits 29 Prozent aller Versicherer und Banken Probleme, alle ihre Leerstellen zu besetzen.

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Auch die Anzahl der von Agenturen finanzierten Ausbildungsplätze (Vollzeit) ist 2018 um 1,5 Prozent auf 1.940 Vollzeitplätze abgefallen. Ein Grund hierfür ist jedoch, dass Nachwuchskräfte nicht mehr nur den klassischen Ausbildungsweg über die Versicherer und Agenturen gehen, sondern zuvor ein Fachstudium absolvieren, wie ein AGV-Sprecher dem Versicherungsboten bereits im letzten Jahr berichtete. Dies gilt es bei der Interpretation der Zahlen zu berücksichtigen.

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