Kritik an Branchen-Ratings durch Verbraucherschützer
Es war ein älteres BU-Rating von Morgen & Morgen, das den Versicherungsboten im Jahr 2015 dazu veranlasste, eine Stellungnahme der Rating-Experten einzuholen. Freilich betraf die dahinter stehende Kritik von Verbraucherschützern nicht einzig dieses Analysehaus und nicht speziell dieses Rating, sondern bezog sich auf viele vergleichbare Ratings auch der Konkurrenz: In einer Stichprobe hatte damals die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen eine wahre Flut an besten Bewertungen für verschiedene Ratings verschiedener Versicherungsprodukte ausgemacht.
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In der Folge wurde den Ratinghäusern ein gewisses Eigeninteresse unterstellt: Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden. Viele Rating-Häuser bieten zudem Beratungen zu den Tarifen: Wenn der Versicherer sein Vertragswerk im Sinne der Berater abändert, führt das oft zu besseren Noten (der Versicherungsbote berichtete).
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Könnten Ratings demnach kritischer sein? Und ist die Qualität am Markt vielleicht gar nicht so hoch, wie verschiedene Tests immer wieder nahe legen? Damals rechtfertigte sich eine Sprecherin von Morgen & Morgen damit, die Schutzgebühr für ein Signet wäre niedrig und somit wäre die Unabhängigkeit gegenüber den Versicherern gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr freilich wollte die Sprecherin damals nicht nennen.
Zwei Dinge dürfen hierbei nicht übersehen werden. Zum einen sind die Ratings keineswegs ergebnislos: So veränderten Versicherer Produkte aufgrund der Kritik, passten Tarife den Anforderungen an, nahmen schlechte Produkte nach schlechtem Feedback sogar vom Markt. Lange Traditionsratings haben demnach auch einiges bewirkt. Aus Kritik ergab sich nicht selten sogar eine Zusammenarbeit. Aber mit Blick auf die Unabhängigkeit der Tests ist eine solche Zusammenarbeit nicht unproblematisch.
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Wie nämlich null Punkte für fehlende Daten zeigen, bewerten die Agenturen auch den exklusiven Zugang zu Daten und damit den Willen zur Zusammenarbeit durch die Versicherungsunternehmen. Da in solchen Fällen ein Ratinghaus nicht nur als Produkt-Tester, sondern auch als beratender Dienstleister wirkt (und direkt Einfluss auf die Produktgestaltung und Prozesse der Versicherer nimmt), sollte in der Branche zumindest diskutiert werden, anhand welcher Kriterien wiederum diese Beratungshäuser ihre Empfehlungen geben. Auch hier bedarf es streng genommen einer Qualitätskontrolle.
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